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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

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Nr. 281 - 306 (1. Dezember 1898 - 31. Dezember 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42070#0622

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Friedrich Handrich, Kohlenhändler. O.: Haus Nr. 10 Rahmen-
gaffe, 3 a 58 qm. Pr.: 22250
V.: Wilhelm Gamber, Metzgermeister. K.: Jakob Gamüer,
Landwirth. O.: 15 » 44 qm Acker in der Spitzgewann. Pr.:
800
V.: Franz Waltz, Privatmann, Erben. K.: Heidelberger
Ballgesellschaft. O.: Haus Nr. 40 Neuenheimer Landstraße,
1 tm 46 a 76 qm. Pr.: 136000
V.: Anna Katharina Schichler, geb. Reinhard, und Elisabetha
Henning, geb. Reinhard in Newhork. K.: Friedrich Spies, Buch-
händler in Baden-Baden. O.: 9 a 58 qm Garten u. Weinberg
bei der Uferstraße. Pr.: 4850
V.: Dr. Adolf v. Oechelhäuser, Professor in Karlsruhe.
K.: Friede. Ernst Hammer, Rechtsanwalt. O.: Haus Nr. 8/10
Zwingerstraße, 14 a 80 qm Pr.: 65 000
V.: Ludwig Haller, Kaufmann. K.: Valentin Grohe, Guts-
besitzer auf dem Straßenheimer Hof. O.: Haus Nr. 17 Bunsen-
straße, 3 s 46 qm. Pr.: 54000
V.: Eugen Nimis, Baumeister. K.: Joh. Adam Kumpf,
Fabrik-Ausseher. O.: Haus Nr. 54 Kaiserstraße, 1 » 89 qm.
Pr.: 40 800
V.: Fritz Seitz, Architekt. K.: Leopold Strauß, General-
Agent. O.: Haus Nr. 51 Rohrbacherstraße, 4 » 78 qm. Pr.:
70000
V.: Valentin Milch, Bahnwart in Hirschhorn. K.: Dr. chcm.
Wilh. Wachter, Fabrikant. O.: 18 a 51 qm und 15 » 91 qm
Acker im Gutleuthöferfeld. Pr.: 1400
V.: Karl Wipfler Erben vom Kohlhof. K.: Stadtgemeinde
Heidelberg. O.: Haus Nr. 7 Kohlhof, 6 im 12 a 50 qm Hof-
raithe, Garten, Acker und Wiese re. Pr.: 28 000
V.: Salomon Karl Stern, Kaufmann in Frankfurt a. M.
K.: Wilhelm Geiger, Uhrmacher. O.: Haus Nr. 152 Haupt-
straße, 82 qm. Pr.: 40000
V.: Ludwig Roth, Wirth, Eheleute. K.: Josef Bieber,
Maler, Eheleute, und Johann Kuhmann, Maler, Eheleute.
O.: Haus Nr. 15 Rahmengasse, 3 a 41 qm. Pr.: 32600
V.: Karl Wilh. Kratzen, Kaufmann. K.: Valentin Grohe,
Gutsbesitzer auf Straßenheimcrhof. O.: Haus Nr. 13 Gaisberg-
straße, 9 a 24 qm. Pr.: 55000
V.: Sebastian Beckenbach, Privatmann. K.: Karl Job,
Landwirth. O.: 9 » 86 qm Acker in der unteren Vogelstangen-
gewann. Pr.: 1000
V.: Sebastian Beckenbach, Privatmann. K.: Joh. Philipp
Pfisterer, Landwirth, Wittwe O.: 16 s 01 qm und 16 » 74 qm
Acker re. in der unteren Hundslaufgewann. Pr.: 1600
V.: Karl Friedrich Schmidt, Baumeister, Ehefrau, und Georg
Schmidt, Zimmermeister. K.: Dr. Wilhelm Zeller, Medicinal-
rath. O.: Haus Nr. 15 Bunsenstraße, 2 »26 qm. Pr.: 46 000
V.: Philipp Ueberle, Landwirth. K.: Johann Baur, Milch- !
kuranstaltsbesitzer. O.: Haus Nr. 14 Fahrtgasse, 3 » 61 qm. !
Pr.: 40000
V.: Wilhelm Brenner, Baumeister. K.: Ludwig Hergert,
Kaufmann, Eheleute. O.: Haus Nr. 3 Kaiserstraße, 5« 92 qm.
Pr.: 66500
X Aus dem Vezirksrath. Die Tagesordnung der am 10. d.
abgehalienen Bezirtsrathssitz ung wurde wie folgt erledigt:
1. Das Gesuch ») des Friedrich Frauenfeld von Handschuhs-
heim um Erlaubniß zum Betrieb der Gastwirthscbaft „zur Jäger-
lust" in Nenenheim wurde genehmigt, b) des Jakob Wetzel um
Erlaubniß zum Betrieb einer Schankwirlhschaft mit Branntwein-
schank in dem Neubau Ecke der Neuschulhaus- und Kleinschmitt-
straße abgewiesen, o) des Friedrich Killguß um Erlaubniß zur
Uebertragung seines Wirthschaftsrechtes vom Haus Nr. 7 nach
jenem Nr. 9 am Schloßberg in Heidelberg genehmigt, ebenso
ck) das des Philipp Fr. Lenz um Erlaubniß zum Betrieb einer
Gastwirlhschaft in Handschuhsheim, s) des Franz Mai um
Erlaubniß zum Betrieb einer Gastwirthscbaft in seinem Anwesen
Wredeplatz Nr. 1 und 3 in Heidelberg, t) des Josef Fehringer
nm Erlaubniß zum Betrieb einer Gastwirthschaft in Nußloch
und g) der Alwin Baumann Ehefrau um Erlaubniß zum Betrieb
der Schankwirthschaft mit L'.queurausschank im Museumsgebäude
in Heidelberg.
2. Abänderung der Nachtwacheordnung in Wiesenbach betr.,
wurde der nachgesuchte Dispens ertheilt.
8 Jubiläum. Herr Kreisschulrath Strube beging gestern
im Kreise seiner Familie die 50. Wiederkehr des Tages, an dem
er unter die badischen Pfarrcandidaten ausgenommen wurde. Bei
dieser Gelegenheit wurden ihm von den Spitzen der städtischen und
der kirchlichen Behörden, sowie von Vertretern der Volksschule
die herzlichsten Glückwünsche dargebracht.
-n Wahl von Kreisabgeordneten. Heute fand dahier die
Wahl der beiden durch die Gemeindevertreter zu wählenden
Kreisabgeordneten statt. Es wurden die seitherigen Herren
Abgeordneten Dr. W. Blum in Heidelberg und Bürgermeister
Heiß in Lampenhain einstimmig wiedergewählt.
L_i Familienabend der evangelischen Kapelle. Gestern hielt
die evangelische Kapelle in der neuen Turnhalle einen Familien-
abend ab; derselbe war sehr stark besucht. Eine Anzahl von
Chören wurde schön vorgetragen und Herr Professor von
Kirchenheim sprach über die Orientreise, zu der er als
Ritter des Johanniterordens die Ehre hatte, eingeladen worden
zu sein. In einzelnen Bildern führte der Vortragende den Zu-
hörern seine Erlebnisse bei dieser Reise vor. Die Bilder folgten
in chronologischer Reihe auf einander, und einige eingeflochtene
humoristische Schilderungen von Reiseabenteuern erhöhten die
Wirkung dieses Vortrags, der sehr objektiv gehalten war. Redner
schilderte Gegenden und Zustände, wie sie eben sind, im Gegen-
satz zu denen, die, gerade bei einer Beschreibung des hl. Landes,
gern die Mißstände und die Armuthder Gegend bemänteln möchten.

Jerusalem z. B. zeigt den Anblick eines Trümmerhaufens, der
von vielen kleinen Gäßchen durchzogen ist. Zum besseren Ver-
ständuiß zog Redner in seinen Beschreibungen Vergleiche mit den
Verhältnissen von Heidelberg und Umgebung, wodurch der Vor-
trag sehr anschaulich wurde. Zum Schluß seiner beifällig auf-
genommenen Ausführungen konnte er konstatiren, daß jeder der
Gäste des Kaisers befriedigt von der Reise zurückkehrte.
V. Kaufmännischer Verein. Der gestern Abend im großen
Harmon esaale vom Kaufmännischen Verein abgehaltene
Familien. Abend, verbunden mit Weihnachts-Feier,
gestaltete sich zu einer imposanten Festlichkeit. Nach dem von
der verstärkten Hauskapelle vorgetragenen Eröffnungsmarsch be-
grüßte Herr Petters den zahlreichen Damenflor, die sonstigen
Gäste und die Mitglieder und sprach seine Freude und seinen
Dank für die so rege Theilnahme an dem größten Feste des
Vereins aus. Hierauf nahmen die Veranstaltungen ihren Anfang.
Von dem äußerst reichhaltigen Programm seien besonders hervor-
gehoben: „Die Weihnachts-Aufführung von E. Pilning", „König
Jahres Heimkehr", ferner „Ein Stündchen im Kontor", Posse
mit Gesang in 1 Akt von S. Haber, und das komische Terzett
„Musikalisch bis zum Nachtwächter". Lebhafter Beifall wurde
den Darstellern nach jeder Pisce zu Theil. Auch die Solo-
Vorträge gefielen sehr und wurden ebenfalls reichlich applaudirt.
Ein großer, reichbehangener Christbaum gab der Festlichkeit das
Gepräge des Weihnachtlichen. In der Pause fungirten junge
Damen in liebenswürdiger Weise als Loosverkäuferinnen. Nach
Beendigung der Aufführungen fand die Verloosung statt Herr
Petters sprach zum Schluß denen, die mitgewirkt hatten und den
Abend zn einem so schönen gestalten halfen, seinen Dank ans.
Eist um Mitternacht erreichte die schöne, sehr stark besuchte Feier
ihr Ende.
A Variöts zum Zwinger. Heute Montag den 12. Dec.
tritt zum ersten Male das Singspiel-Ensemble vom Colosseum
in Mannheim auf. Dabei gelangt das reizende Singspiel
Die wilde Toni von Neßmüller zur Aufführung. Die Zu-
gabe eines Singspieles bietet eine angenehme Abwechslung.
Ferner kann mitgetheilt werden, daß es der Direktion gelungen
ist, das Ensemble vom Colosseum in Mannheim zu einem drei-
maligen Gastspiel von Kapitaln Dreyfus zu gewinnen.
Das Stück gelangte in Mannheim bereits über 50 Mal zur Auf-
führung.
ö. Ausgestellte Geige. In dem Schaufenster der Musikalien-
handlung von Herrn Eugen Pfeiffer ans dem Ludwigsplatze ist
augenblicklich eine Geige ausgestellt, die das Interesse aller
Kenner guter Instrumente erregen dürfte. Die Geige ist nach
einem Original von Anton Stradivarius vom Jahre 1710 von
dem Cellisten des städtischen Orchesters, Herrn Raimund Wolf,
verfertigt; sie ist nach Aussage von Sachverständigen ein prächtig
gebautes Instrument, das einen edlen und weichen Ton besitzt.
— Polizeibericht. In der Nacht vom Samstag auf Sonntag
kamen vier Personen wegen Ruhestörung und eine wegen Unfugs
zurcAnzeige. Drei Personen wurden gestern wegen Bettelns ver-
haftet. Ein Dienstknecht, der einem Arbeiter einen Messerstich
oberhalb des linken Auges versetzte, zwei Dreher und zwei Tag-
löhner, die sich gegenseitig durchprllgelten, kamen zur Anzeige.
Ein Arbeiter aus Plankstadt würbe wegen mehrerer Diebstähle
verhaftet, ebenso vier Fabrikarbeiter, die in Schlierbach einem
Arbeiter 8 Messerstiche versetzten, so daß er ins Krankenhaus
verbracht werden mußte.
A Neckargemünd, 10. December. Gestern wurden die hiesigen
Stein brüche auf eine 6jährige Dauer wieder verpachtet. Der
bisherige Erlös betrug jährlich 1300 Mk., der künftige beläuft
sich aus 3200 Mk. Für die künftige Umlage sehr erfreulich!
Bruchsal, 10. Dec. Vorgestern Nacht wollte laut Kraichgauer
Zeitung ein schon älterer Mann (Italiener) beim Stadtgraben
einen Gewaltstreich ausüben. Im Hause eines dort woh-
nenden Eisenbahnbediensteten (Wittwer) war die etwa 15 Jahre
alte Tochter allein zu Haust, da der Vater Nachtdienst hatte.
Gegen Mitternacht wurde plötzlich gegen die Fenster geschlagen,
so daß das Mädchen aufwachte und vor Angst nicht wußte, was
es machen sollte. Sic sah einen Mann mit Dolch bewaffnet vor
den Fenstern auf- und abgchen, und glaubte jeden Augenblick,
daß er einbrechen werde. Als er sich einen Moment vom Hause
entfernt hatte, fand das Mädchen Gelegenheit, um Hilfe zu rufen,
so daß die Haus- und Nachbarsleute herbeikamen. Der Fremde
ergriff darauf die Flucht, und es war bis jetzt nicht möglich, seine
Persönlichkeit festzustellen.
8.0. Karlsruhe, 11 Decbr. Gestern starb nach längerem
schweren Leiden Notariatsinspektor Karl Schulz, geb. 1828 zu
Karlsruhe. 1848 Theilungskommissär, 1852 Notar in Mosbach.
1866 in Offenburg, 1870 Revisor beim Justizministerium, 1878
Rechnungsrath, 1882 Notariatsinspektor.
Freiburg, 7. Dec. Vor dem hiesigen Schöffengeicht wurde
gestern, laut Breisg. Ztg., über die Privatklage der Handels-
kammer dahier gegen die Firma L>. Wronker u. Cie., In-
haber Emil Schweriner, wegen n u laut er en W e ttb e w e r-
bes verhandelt. Unterm 8. September ds. Js. erschien in der
Breisg. Ztg? eine Anzeige der genannten Firma, welche lautete:
„Ausverkauf! Durch bezirksamrliche Verfügung ist mir die Be-
nützung des Souterrains in bisheriger Weise untersagt worden.
Ich sehe mich daher genöthigt, infolge Platzmangels mein über-
aus großes Lager einem Ausverkauf auszusetzen. Ich gewähre
auf alle Artikel trotz bekannt billiger Preise mit Ausnahme von
Näh- und Häckelgarn einen Extrarabatt von 10—20 Proz. u. s. w."
Auf diese Anzeige hin wurde die Firma Wronker u. Cie. von der
Handelskammer aufmerksam gemacht, daß der Ausdruck Ausver-
kauf in dem vorliegenden Falle nicht statthaft und das bezügliche
in großer Schrift am Schaufenster befindliche Plakat zu entfernen
sei. Als die Firma sich weigerte dies zu thun, wurde von der

Handelskammer beim Amtsgericht eine einstweilige Verfügung
erwirkt, wonach das Plakat binnen 24 Stunden entfernt werden
mußte; ebenso auch als nach Entfernung dieses Plakats ein
weiteres am Fenster erschien mit der Aufschrift „Ausverkauf
wegen Platzmangel", worauf sodann die Klage wegen unlauteren
Wettbewerbs eingeleitet wurde. Der Sachverhalt ist folgender:
Die Firma S. Wronker u. Cie. miethets im Frühjahr d. I. von
Kaufmann Streb hier die von demselben seither inne gehabten
Geschäftslokalitäten nebst dem ersten Stock. In dem Souterrain-
lokal, das von Herrn Streb vorher als Niederlage für größere
Korbwaarenartikel benützt wurde, jedoch ohne daß darin ständig
Personal beschäftigt war, wurden von der Firma S. Wronker
u. Cie. Artikel untergebracht, für deren Verkauf besonders vom
Spätjahr bis zum Frühjahr mehrere Ladnerinnen ständig den
ganzen Tag von Morgens 8 Uhr bis Abends 9 Uhr und sogar
bis 10 Uhr, 12 Uhr und noch länger beschäftigt wurden. Die
auffallende Thatsache, daß nacheinander 6 Ladnerinnen des
Wronker an Bleichsucht und Blutarmuth ärztlich behandelt wer-
den mußten, gab Veranlassung, daß von ärztlicher Seite aus dem
Bezirksamt Mittheilung gemacht wurde, daß diese Erkrankungen
von dem langen Aufenthalt der Mädchen in dem jedenfalls un-
gesunden Souterrainlokal herrühren müßten. Als die hierauf
durch Sachverständige vorgenommene Untersuchung dieses Lokals
ergeben hatte, daß dasselbe für den längeren Aufenthalt von
Personen nicht geeignet sei, so wurde der Firma Wronker be-
zirksamtlich untersagt, in diesem Lokal fernerhin Personal ständig
zu beschäftigen. Diese Verfügung wurde am 13- August erlassen
und dem Wronker am 18. August zugestellt. Erst am8. Septbr.,
wie Wronker angibt, erfolgte auf die bezirksamtliche Verfügung
hin sein Eingangs genanntes Ausverkaufsschreiben, nachdem aber
am Tage vorher ebenfalls ein Ansschceiben der Firma Knopf
erschienen war, in welchem diese Firma wegen bevorstehenden Um-
zugs 10 Proz. Rabatt auf ihre Maaren mit Ausnahme einzelner
besonders genannter Artikel gewährte. Es handelte sich also bei
Wronker nach seinem Ausschreiben weder um di« Aufgabe seines
Geschäftes, noch um die Aufgabe einzelner Artikel, in welchen
Fällen das Reichsgericht die Anwendung des Ausdrucks „Aus-
verkauf" allein für statthaft erklärt hat. Wronker suchte zwar
durch einige seiner Verkäuferinnen glaubhaft zu machen, daß er
zur Zeit der Einrückung der Annonce ihnen gesagt habe, daß
verschiedene der Artikel, die im Souterrain gelagert waren, wie
Glaswaaren u. dgl. ausverkauft werden sollten, allein das Ge-
richt schloß sich der Ansicht der Handelskammer an, daß Wronker,
selbst wenn diese Angaben auch der Wahrheit entsprächen, in
seiner Annonce, indem er den Ausdruck Ausverkauf benützte, hätte
sagen müssen, entweder, daß er das Geschäft aufgeben wolle oder
andernfalls die Artikel hätte bezeichnen müssen, die er aus-
verkaufen wollte, damit das Publikum gewußt hätte, um was es
sich eigentlich handle. Die Firma Wronker u. Cie. wurde daher
dem Anträge der Handelskammer entsprechend wegen Vergehens
gegen das Gesetz über den unlauteren Wettbewerb nach Z 4 des-
selben zu einer Geldstrafe van 200 Mk., im Falle der Undei-
bringlichkeit zn 14 Tagen Haft sowie Tragung der Kosten ver-
nrtheilt und der Handelskammer das Recht zugesprochen, das
Urtheil im Freiburger Tagblatt zu veröffentlichen.
Ans Vaden, lieber das Acetylen licht sprach im Ge-
werbeverein Freibnrg kürzlich Generalagent Riegel; er
bemerkte, in Deutschland seien jetzt etwa 2750 Acetylen-Apparate,
die 170 000 Flammen speisen, in Gebrauch; Acetylen-Radfahrer-
laternen gebe es bei uns 25 000 und Acetylen-Chaisenlaternen
15000. Vom 1. Januar 1899 ab werde die preußische Regierung
die Bahnzüge mit Äcetylenbeleuchtung ausstatten und bei den
badischen Bahnen werden gegenwärtig Versuche gemacht, um die
Lokomotivlateruen mit dem intensiven Licht zu versehen. Mit
Acetylenlicht würden in Deutschland 27 Städte beleuchtet. Es
bestehen 12 Fabriken, die das Oaioium Oarbiä Herstellen, den
Stoff, aus dem das Acetylen durch Zufügen von Wasser ent-
wickelt wird. Das Acetylenlicht kann zum Kochen, Heizen und
Löthen verwendet werden. Die Explosionsgefahr ist beseitigt.
Die deutschen Acetylengesellschaften verfügen über ein Aktien-
kapital von 35 Mill. Mk.__
Vermischtes.
— Adelina Patti hat die Welt mit zwei Nachrichten
überrascht, daß sie ihren Masseur Cederström heirathet, und dann,
daß sie mit einer neuen Rolle eine neue Weltkunstreise antreten
wird. Diese beiden Ereignisse haben indessen einen inneren Zu-
sammenhang. Henry Bauer schreibt darüber im Journal: „Ganz
eigenthümlich liegt dieser Fall der Patti. Jedermann weiß, daß
man mit dem Namen Patti einen merkwürdigen Automaten be-
zeichnet, der von einem modernen Vaucanson, des Namens
Strakosch, nach der italienischen Methode fabrizirt worden ist.
Die Patti sang sehr gut in Paris 1867, als ich ein kleiner
Knabe war. Seitdem hak sie in ganz Europa und namentlich in
Amerika ihren wunderbaren Mechanismus zur Ausstellung ge-
bracht. Im Alter von zwanzig Jahren gab man ihr einen
Gatten, oder vielmehr, man gestattete ihr, sich einen Gatten zu
kaufen; er war Marquis, Stallmeister von Napoleon III. und
starb ganz verkommen. Die Patti sang daneben mit einem
Tenor, den sie liebte und heirathete. Der Tenor verfiel, wurde
lungenkrank und starb im verflossenen Jahre. Anch der unnach-
ahmliche Mechanismus von Strakoschs Schaffen hatte sich ver-
braucht. Madame Patti sang nicht mehr und verfettete. Ein
Masseur wurde herbeigerufen, der knetete, zurechtschob und den
Sprungfedern der bewundernswerthen mechanischen Satue neue
Kraft gab. Die in ihr verborgene Nachtigall wird daher noch
einmal singen; Pygmalion hat die L-tatue belebt, denn sie ist
von Gold, und er heirathet sie. Es lebe der dritte Gatte!
Friede mit den beiden anderen und Ehre der Massage!" Sehr
boshaft.

Güte geradezu verblüfft hat. Der Zufall hat es gefügt, daß sich
in einem Stücke, das durch seine Aktualität an sich schon un-
gemein fesselnd ist, die Rollen sich mit den Individualitäten
unserer Schauspielmitglieder in ganz hervorragendem Maße
decken. So ist uns ein künstlerischer Gennß geboten worden,
den wir bei unseren Verhältnissen kaum für denkbar gehalten
hätten und den sich Niemand, der nur irgendwie Sinn für
dramatische Kunst hat, bei einer Wiederholung des Stückes ent-
gehen lassen sollte Wir haben die berechtigte Hoffnung, noch
weitere interessante Vorstellungen in der laufenden Saison zu
sehen; was uns aber anch geboten werden wird, an schau-
spielerischer Wirkung und Harmonie der Darstellung wird schwer-
lich eine die der „Gebildete Menschen" erreichen. Ein guter
Theil dieses hervorragenden Erfolges muß auch Herrn Dank-
mar zugeschrieben werden, in dessen Händen die treffliche Jn-
scenirung des Stückes gelegen hatte.
Wenn wir auf die Einzelletstungen eingehen, so fürchten wir
beinahe, eintönig zu werden, indem wir — wir mögen wollen
oder nicht — diesmal Lob an Lob reihen müssen. Wir können
nicht anders, als die Darstellung des „Kommerzienraths Müller"
durch Herrn Direktor Heinrich für einzig in ihrer Art zu er-
klären. Vollendete schauspielerische Routine, echter Gemüthston,
prächtiger Humor — diese Vorzüge finden wir stets bei Herrn
Direktor Heinrich als Darsteller vereinigt, der somit auch in
künstlerischer Beziehung der »primus omuium" ist. Das hinderte
aber nicht, daß seine Mitglieder gestern Abend in eine gewisser-
maßen unehrerbietige künstlerische Nähe zu ihm traten: die
Herren Sigl und Dan km ar boten kaum minder vortreffliche
darstellerische Leistungen. Ersterer gab den „Dr. jur. Müller",
den Vertreter des geistigen Proletariats, mit einer wundervollen
Schlichtheit, die sich im letzten Akte, als sich die beiden feind-
lichen Brüder nach jahrelanger Trennung gegenüberstehen, zu
beinahe vollendeter künstlerischer Höhe erhob. Jedenfalls war
der Ton des Bettelstolzes, den er dem reichen Emporkömmling
gegenüber anschlug, im Innersten ergreifend, und wohl das Beste,
was wir bis jetzt auf unserer Bühne gehört haben. — Daß die
Tendenz eines Stückes mehr gesprochen, als in Handlung umge-
setzt wird, hat ja ästhetisch immer etwas Mißliches an sich und

ist nur dann erträglich, wenn sie einen so vorzüglichen Sprecher
wie Herrn Dankmar als Interpreten findet. Dabei kam aher
die fröhliche Künstlernatur des „Musiklehrers Lucius" gleichfalls
durchaus zu ihrem Recht, die Herr Dankmar mit gemüthswarmem
Humor zum Ausdruck brachte.
Frl. Hoheneck hat in der letzten Zeit das Glück, sich stets
von ihrer besten Seite, als unverfälschtes „Weaner Madl", zu
zeigen, ein Genre, in dem ihr nur Wenige gleichkommen. Bei
ihrer Darstellung des Backfisches „Josephine" wirkten besonders
ihre echten Thränenausbrüche hochkomisch, in denen ja bekanntlich
die Fraucnnatur ein wirksames Hilfsmittel in mißlichen Lebenslagen
zu sehen Pflegt. Die rührende Figur des hinkenden Mädchens Cäcilie,
die durch ihrer Hände Arbeit die ganze Familie Müller ernährt,
brachte Frl. Heinrich durch den ihr eigenen herzinnigen Ton
zur besten Geltung, während ihr Liebhaber im Stücke der fidele
Bildhauer Lohr, durch Herrn Blank die gewohnte lebensfcische
Darstellung fand. — Dankbare Mütterrollen sind so selten, daß
selbst eine so schätzenswerthe Vertreterin dieses Faches wie Frl.
Frenzel (Frau Dr. Müller) vom Publikum nicht die Beachtung
erfährt, die sie verdiente. Diese Rollen fallen eben nur dann auf,
wenn sie vergriffen werden, was bei Frl. Frenzel mit ihrer an-
spruchslosen Natürlichkeit nie der Fall ist.
Daß eine Kinderrolle von einer erwachsenen jungen Dame mit
hochentzückender Echtheit gegeben wurde, wie wir es gestern von
Fr. Schaab in der Rolle der ca. 12jährigen Emma sahen,
haben wir bis jetzt in unserer Praxis noch nicht erlebt, und es
war mit das Anmuthigste, was die Aufführung bot. Wenn der
Leiter einer großen Bühne im Zuschauerraum gesessen hätte,
würde er sicherlich nicht verfehlt haben, sich des Frl. Schaab für
solche Rollen zu versichern. Als der „Einj.-Freiwillige Müller"
sprach Herr Ehrens recht verständig, hätte aber nur etwas
liebenswürdiger sein können. Daß die österreichische Regierung
für ihre mittellosen Staatseinjährigen die Equipirung für ein
Kavallerie-Regiment übernimmt, ist ein rührend nobler Zug,
an den wir aber nicht recht glauben.—In der kleinen Liebhaber-
rolle des „Fritz Müller" wickle Herr Mayrin g angenehm, wäh-
rend die Herren Diener und Siener vortreffliche Eoisoden
boten. L L.

Theater- und Kunlstnachrichtcn
Mannheim (Großh. Hof- und Nationaltyeaier.) Dienstag,
13. Dec.: IV. AkademieConcert. Mittwoch, 14. Dec.: „Heimath"
(Schwartze: Herr Eugen Gura als Gast.) Donnerstag, 15. Dec.:
„Das goldene Kreuz". Freitag, 16. Dec.: „Der Kaufmann von
Venedig" (Shylock: Herr Eugen Gura als Gast). Sonntag,
18. Dec., Nachm. V-3 Uhr: „Im weißen Röss'i". Abends Vs? Uhr:
„Figaro's Hochzeit" (Dirigent: Herr Kapellmeister Willibald
Kähler als Gast).
Karlsruhe. (Großh. Hoftheater.) Im Hoftheater in Karlsruhe:
Dienstag, 13. Dec.: „Teil" (Oper). Donnerstag, 15. Decbr.:
„Der fliegende Holländer". Freitag, 16. Dec.: „Der Traum ein
Leben". Samstag, 17. Dec.: „Die Schmetterlingsschlacht".
Sonntag, 18. Dec.: „Romeo und Julie" (Oper). Montag,
19. Dec.: „Marie, die Tochter des Regiments". „Die Puppenfee".
— Im Theater in Baden-Baden: Mittwoch, 14. Dec : „Der
Herr Senator".
Frankfurt. Opernhaus. Dienstag, 13. Dec.: „Stumme
von Portici". Mittwoch, 14. Dec.: III. Abonnemenl-Concert
unter Mitwirkung von Pable de Sarasate. Donnerstag, 15. Dec.:
„Fidelio". Freitag, 16. Dec.: „Der Freischütz". Samstag, 1?-
17. Decbr.: „Der Opernball". Sonntag, 18. Decbr.: „Tann-
häuser". — Schauspielhaus: Dienstag, 13. Dec.:. „Zaza".
Mittwoch, 14. Dec.: „König Lear". Donnerstag, 15. Dec.: „Im
weißen Röss'l". Freirag, 16. Dec.: „Zaza". Samstag, 17. Dec.:
„Der Hüttenbesitzer". Sonntag, 18. Decbr., Nachm. 3Vs Uhr:
„Circusleute". Abends 7 Uhr: „Das Erbe". Montag, 19. Dec.:
„Die Räuber". _
Wasserstandsnachrichten.
Heidelberg, 12. Dec. (Neckar.) 1,25 m, gest. 0,05 m.
LtZrUerungsveovacyrungen.
Heidelberg, 11. Debcr. Tyermometerstand (nach 0.) Morgens
7 Uhr: X 8.6°. Niederster Stand seit gestern Morgen: -I- 5,8°;
höchster:-!- 8,6°. Wind: SW. Himmel: bedeckt. Barometer-
stand: Morgens 7 Uhr: 764,4 wm. Niederschlag am 11. Dec.:
0,2 man Regen.
 
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