Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 29.1908
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DOI Heft:
Nr. 13
DOI Artikel:Wilhelmy, Otto: Die Fabrikation künstlicher Korallperlen
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1908 JOURNAL DER GQLDSCHMIEDEKUNST -——— 93
Anfang des 19. Jahrhunderts geradezu schon reissenden
Absatz. Die Einmalung geschah entweder in der Weise,
dass man die Perlen mittels eines in den Farbstoff ge-
tauchten Federpinsels ausschwenkte oder die Perlen einfach
und etwas Kolophonium stellte man sich unter Beimischung
eines geeigneten Farbstoffes eine Korallenmasse her, die
vor allem den Vorteil für sich hatte, dass sie erstaunlich
billig und leicht verarbeitbar war. Da die Perlen gewisser-
in den Farbtopf brachte
und also dadurch ein An-
haften der Farbe im Innern
der Perlen bewirkte. Die
an der äusseren Fläche
haftende Farbe wurde vor-
sichtig abgerieben. Für
Hellkorall gebrauchte man
folgende Farbenmischung;
1 Teil Türkisch-Rot, 1 Teil
Cochenillelack, zwei Teile
Minium.
Aber trotz des grossen
Absatzes, den die Korall-
perlen fanden, gab man
sich noch nicht damit zu-
frieden, sondern man war
bestrebt, das Kunstprodukt
inseiner innerenZusammen-
setzung den echten Korallen
näher zu bringen. Zur Er-
reichung dieses Zweckes
machte man sich denn auch
die in den letzten Jahren
auf dem Gebiete der Er-
zeugung plastischer Massen
erworbenen praktischen Er-
fahrungen zu nutze. Zu-
nächst griff man zum Gips.
Man nahm feinen Alabaster-
gips, rührte denselben mit
entsprechend gefärbtem
heissen Wasser an, goss
die noch flüssige Masse in
Formen und setzte diese
zum Trocknen durch
mehrere Stunden einem
warmen Luftstrome aus.
Hierauf wurden die Perl-
stangen zerteilt und die so
erhaltenen Perlen in ein Bad
gebracht, das in gleichen
Mengen Stearinsäure und
Wachs enthielt. Schliesslich
wurden die Artikel noch
poliert. Diese Korallperlen
zeigten immer ein schönes
ROMANISCHE MONSTRANZ
von WILHELM RENTROP in ALTENA i. Westf.j
Aussehen. Im Gebrauch verlor jedoch die Kunstpolitur als-
bald ihren Glanz, wodurch also die Perlen unscheinbar
oberen Platte die Perlen
sehr rascher, so dass also
massen aus Teige geformt
wurden, nannte man die
Erzeugnisse auch Brot-
korallen. Ihre Fabrikation,
die wir auch hier im Bilde
wiedergeben, geschieht in
folgender Weise. Zunächst
rührt man sich aus 2 Teilen
Reismehl und 1 Teil Kar-
toffelstärke unter Hinzu-
setzung des entsprechenden
Farbstoffes mit heissem
Wasser, das Gelatine gelöst
enthält, einen dicken Teig
an, den man tüchtig durch-
knetet und bei gleichzeitiger
Einführung einer einge-
fetteten Schnur in beliebig
viele, der Stärke der ge-
wünschten Perlen entspre-
chende Würstchen walzt,
die maneinigeZeit trocknen
lässt. Hierauf bringt man
die Korallwürstchen auf
die sogenannte Walze, ein
auszweigenau aufeinander-
passenden Holz- oder
Messingplatten bestehender
Apparat, der an den beiden
Reibungsflächen der Form
der halben Perle ent-
sprechende Rillen besitzt,
die zusammengelegt dicht
abschliessende Röhrchen
bilden. Auf dem Bilde
sehen wir bei dem auf dem
Fussbrett des Arbeits-
tischchensliegendenkleinen
Holzapparate die Rillen
besonders scharf ausge-
prägt. Der Arbeiter bringt
also eine Anzahl solcher
halbgetrockneter Korall-
würstchen zwischen die
zweiteilige Walzform und
walzt mit langsamer Hin-
und Herbewegung der
aus. Der Vorgang ist ein
ein Arbeiter bei genügendem
wurden. Man dehnte also seine Versuche nunjioch weiter
aus und kam so zu einer Korallkomposition, die zwar nicht
als vollwertiges Surrogat anzusehen war, aber dennoch'sich
sehr rasch einführte. Aus Reismehl, Kartoffelstärke, Gelatine
Materialvorrat in kurzer Zeit tausende von Perlen erzeugen
kann. Um ein Ankleben des Masseteiges zu verhindern,
werden die Reibflächen der Platten eingeölt. Durch ver-
schiedene in die Rillen geschnittene Zeichnungen kann man
Anfang des 19. Jahrhunderts geradezu schon reissenden
Absatz. Die Einmalung geschah entweder in der Weise,
dass man die Perlen mittels eines in den Farbstoff ge-
tauchten Federpinsels ausschwenkte oder die Perlen einfach
und etwas Kolophonium stellte man sich unter Beimischung
eines geeigneten Farbstoffes eine Korallenmasse her, die
vor allem den Vorteil für sich hatte, dass sie erstaunlich
billig und leicht verarbeitbar war. Da die Perlen gewisser-
in den Farbtopf brachte
und also dadurch ein An-
haften der Farbe im Innern
der Perlen bewirkte. Die
an der äusseren Fläche
haftende Farbe wurde vor-
sichtig abgerieben. Für
Hellkorall gebrauchte man
folgende Farbenmischung;
1 Teil Türkisch-Rot, 1 Teil
Cochenillelack, zwei Teile
Minium.
Aber trotz des grossen
Absatzes, den die Korall-
perlen fanden, gab man
sich noch nicht damit zu-
frieden, sondern man war
bestrebt, das Kunstprodukt
inseiner innerenZusammen-
setzung den echten Korallen
näher zu bringen. Zur Er-
reichung dieses Zweckes
machte man sich denn auch
die in den letzten Jahren
auf dem Gebiete der Er-
zeugung plastischer Massen
erworbenen praktischen Er-
fahrungen zu nutze. Zu-
nächst griff man zum Gips.
Man nahm feinen Alabaster-
gips, rührte denselben mit
entsprechend gefärbtem
heissen Wasser an, goss
die noch flüssige Masse in
Formen und setzte diese
zum Trocknen durch
mehrere Stunden einem
warmen Luftstrome aus.
Hierauf wurden die Perl-
stangen zerteilt und die so
erhaltenen Perlen in ein Bad
gebracht, das in gleichen
Mengen Stearinsäure und
Wachs enthielt. Schliesslich
wurden die Artikel noch
poliert. Diese Korallperlen
zeigten immer ein schönes
ROMANISCHE MONSTRANZ
von WILHELM RENTROP in ALTENA i. Westf.j
Aussehen. Im Gebrauch verlor jedoch die Kunstpolitur als-
bald ihren Glanz, wodurch also die Perlen unscheinbar
oberen Platte die Perlen
sehr rascher, so dass also
massen aus Teige geformt
wurden, nannte man die
Erzeugnisse auch Brot-
korallen. Ihre Fabrikation,
die wir auch hier im Bilde
wiedergeben, geschieht in
folgender Weise. Zunächst
rührt man sich aus 2 Teilen
Reismehl und 1 Teil Kar-
toffelstärke unter Hinzu-
setzung des entsprechenden
Farbstoffes mit heissem
Wasser, das Gelatine gelöst
enthält, einen dicken Teig
an, den man tüchtig durch-
knetet und bei gleichzeitiger
Einführung einer einge-
fetteten Schnur in beliebig
viele, der Stärke der ge-
wünschten Perlen entspre-
chende Würstchen walzt,
die maneinigeZeit trocknen
lässt. Hierauf bringt man
die Korallwürstchen auf
die sogenannte Walze, ein
auszweigenau aufeinander-
passenden Holz- oder
Messingplatten bestehender
Apparat, der an den beiden
Reibungsflächen der Form
der halben Perle ent-
sprechende Rillen besitzt,
die zusammengelegt dicht
abschliessende Röhrchen
bilden. Auf dem Bilde
sehen wir bei dem auf dem
Fussbrett des Arbeits-
tischchensliegendenkleinen
Holzapparate die Rillen
besonders scharf ausge-
prägt. Der Arbeiter bringt
also eine Anzahl solcher
halbgetrockneter Korall-
würstchen zwischen die
zweiteilige Walzform und
walzt mit langsamer Hin-
und Herbewegung der
aus. Der Vorgang ist ein
ein Arbeiter bei genügendem
wurden. Man dehnte also seine Versuche nunjioch weiter
aus und kam so zu einer Korallkomposition, die zwar nicht
als vollwertiges Surrogat anzusehen war, aber dennoch'sich
sehr rasch einführte. Aus Reismehl, Kartoffelstärke, Gelatine
Materialvorrat in kurzer Zeit tausende von Perlen erzeugen
kann. Um ein Ankleben des Masseteiges zu verhindern,
werden die Reibflächen der Platten eingeölt. Durch ver-
schiedene in die Rillen geschnittene Zeichnungen kann man