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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 29.1908

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Nr. 23
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Über das Kaufen von Altgold
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https://doi.org/10.11588/diglit.55854#0180

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■ JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST ■

Ns 23

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ihrer Säuren Verluste erlitten haben. Zudem
braucht man, um 8, 14 und 18 Karat feststellen
zu können, auch Säuren von verschiedenen Zu-
sammensetzungen, die an kleineren Plätzen nicht
immer erhältlich sind. Schon aus diesem Grunde
sollte der Goldschmied den prinzipiellen Einkauf
von Altgold unterlassen.
Die feineren Geschäfte in Deutschland be-
fassen sich überdies auch weniger mit dem An-
kauf von Altgold und Altsilber, sondern tun es
allenfalls ab und zu nur aus Entgegenkommen
gegen die Kundschaft, indem sie es bei Entnahme
neuer Waren mit verrechnen, aber dies auch
nur bis zu einem gewissen Prozentsatz.
Der Goldschmied setzt sich aber sehr leicht
noch einer anderen Gefahr aus, wenn er Altgold
kauft. Er riskiert, dass die ihm angebotene
Ware aus einem Diebstahl stammt, der vielleicht
vor Jahren schon an irgend einem entfernten
Orte vorgekommen ist, und von dem er selbst


Dabei sind aber gerade diese mit der Beurteilung
des Goldes und mit der Kenntnis der einschlägigen
Gesetze durchgängig nicht hinreichend vertraut,
und so liegt die Gefahr einer Selbstschädigung
nur zu nahe. So ist es vorgekommen, wie mir
ein Beispiel bekannt ist, dass Geschäfte von
tadellosem Ruf, Firmen, deren Inhaber in ihrer
Ehrenhaftigkeit über jeden Zweifel erhaben sind,
in ganz unangenehme Geschichten verwickelt
wurden und ihr Name mit zweifelhaften Ge-
schäften in Verbindung kam. Darum kann den
Kollegen nie genug „Vorsicht!“, „Vorsicht
in jedem Fall!“ empfohlen werden. Deshalb
sollte sich der Ankauf von Altgold nur auf
ganz sichere Fälle und auf solche Leute be-
schränken, die nach jeder Richtung hin als reell
und vertrauenswürdig bekannt sind, und bei
denen, falls sich später doch Unregelmässigkeiten
herausstellen sollten, eine Garantie für die
Deckung gegeben ist. Der Kollege läuft sonst

nie etwas gehört hat, oder es ist, wenn es ihm
damals mitgeteilt wurde, der Fall bei ihm längst

Handspiegel in Silber.
Ausgeführt in der Klasse
für Ziselierarbeiten des

immer Gefahr, entweder, wie das auch schon
vorgekommen ist, von Einbrechern selbst zu




Entwurf zu einer Brosche
von Oskar Skade.
Handwerkerschule Breslau. Fachklasse
des Herrn R. Schöder für Golschmiede.

Herrn Lehrers Weingand.
Kgl. Fachschule
für Edelmetall - Industrie
zu Schwab. Gmünd.

kaufen, oder sonst auf unlautere Weise erwor-
benes Gut zu er-
stehen. Etwas an-
es natürlich, wenn

wieder in Vergessenheit geraten. Ich erinnere
_an einen Fall, der sich vor
nicht allzulanger Zeit zu-
getragen hat: Da verkauft eines
Tages die Frau eines kleinen Beamten
ein „altes Familienerb-
I stück“. Der Gold-
schmied nimmt es an-
standslos an, weil ihm
die Familie, die schon
seit mehreren Jahren
an diesem Platze an-
sässig ist, wohl bekannt
war. Durchirgend einen
merkwürdigen Zufall
-- aber kam es an den Tag, dass das

Sicherung
Garantie
Gold zum
angeboten
da soll der Kol-
lege nicht nur,
sondern er wird
kaufen müssen,
wenn er sich
nicht der Gefahr aussetzen will,

deres ist
von einwandfreier Kundschaft
und unter Zu-
voller
altes
Kauf
wird,

Entwurf
zu Juwelenschmuck.
Aus der Kgl. Fachschule

Stück kein „altes Familienerbstück“
der Frau des kleinen Beamten, sondern

seine Kundschaft zu verlieren
Aber auch hier ist es nicht aus-

Entwurf
zu Juwelenschmuck.
Aus der Kgl. Fachschule

für Edelmetall-Industrie
zu Schwab. Gmünd.

geschlossen, dass gestohlenes

gestohlenes Gut war, und zwar ent-

für Edelmetall-Industrie
zu Schwab. Gmünd.

Fachklasse
des Herrn Lehrers Pleuer.
jene vor ihrer Ehe

wendet bei einer
Herrschaft, bei der
in dienender Stellung

gewesen ist. Der Leidtragende war natür-
lich der Kollege, der es auf Requisition
des rechtmässigen Eigentümers, der dies
trotz des inzwischen mehrfachen Besitz-

wechsels immer geblieben ist, ohne irgend
welche Entschädigung zurückgeben musste!
Und da sei auch hier gleich auf etwas
anderes hingewiesen.
In mittleren und kleinen Geschäften
kommt es auch häufig vor, dass in Ab-
wesenheit des Geschäftsinhabers von dessen


Gut angeboten Fachklasse
. , . . des Herrn Lehrers Pleuer.
wird. Ich er-
innere nur an den bekannten Fall der
Fürstin Wrede. Wenn diese das gestoh-
lene Silberzeug zu ihren Juwelieren ge-
bracht hätte, würde wohl niemand in der
ganzen Welt Verdacht geschöpft haben,
schon deshalb nicht, weil die Vermögens-
verhältnisse der Fürstin derartige waren,
dass man bei ihr einen unrechtmässigen
Erwerb niemals vermuten konnte. Und sind
nicht gerade die gewiegtesten Verbrecher
in ihrem bürgerlichen Leben Grandseigneurs,
die in den besten Zirkeln verkehren?

Frau oder sonstigen Familienangehörigen
ein Abschluss in Altgold gemacht wird.

Entwurf zu einer Brosche
von Arthur Vogel.
Handwerkerschule Breslau. Fachklasse des
Herrn Richard Schöder für Goldschmiede.

Übrigens besteht für den Goldschmied,
wenn er Altgold kauft, neben der straf- und
 
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