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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 29.1908

DOI issue:
Nr. 26
DOI article:
Joseph, Friedrich: Zum Grossistenverbandstag in Hanau 20.-22 Juni 1908
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.55854#0209

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1908 -zur ■, JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST 183


geschmacklos und unnobel geworden sind. Hier haben
übrigens schon die Redaktionen der Fachzeitschriften ein-
gegriffen, indem sie derartige Annoncen entweder zurück-
wiesen, oder wenigstens ihres extravaganten Charakters
entkleideten.
Eine Reklame einer ganzen Interessentengruppe all-
gemein unterbinden oder verbieten zu wollen, geht indes
heutzutage nicht an. Davon wird man sich, sollte ja auf
dem Verbandstag in
dieser Richtung gar zu
radikal vorgegangen wer-
den, sehr bald überzeugen.
Zahlreiche erstklassige
Firmen unserer Branche ver-
danken nur der immerwähren-
den Reklame die sehr erhebliche
Erweiterung ihres Umsatzes, die
gewaltige Ausdehnung ihrer Ge-
schäftsbeziehungen überhaupt. Die
Zeiten, in denen man im Edelmetall-
gewerbe die Reklame entbehren
konnte, ja, wo man noch mit Achsel-
zucken auf inserierende Firmen blickte,
sind vorüber. Die Konkurrenz ist stetig
gewachsen und jeder ein-
zelne Fabrikant wird durch
die Macht der Verhältnisse
gezwungen, ebenfalls in der
einen oder anderen Weise auf
seine Fabrikate aufmerksam zu machen.
Das kann er am zweckmässigsten und billigsten durch

schiedenen Reisenden vorgelegt wird, ist der Grossist
gar nicht mehr im Stande, eine Übersicht über die vor-
gelegten Spezialitäten zu behalten und im Bedarfsfälle
gleich die Bezugsquelle zu wissen. Darum ist es fast
eine Naturnotwendigkeit, wenn der Grossist ab und zu
durch Fabrikreklame auf gewisse Waren aufmerksam ge-
macht wird. Dann wird aber auch dem grossen Übel-
stand gesteuert, dass gewisse Muster an eine beliebige
Adresse geschickt und
dort unter Umständen
nachgeahmt werden. Da-
k gegen verwahren sich die
Fabrikanten mit Recht.
Sehen wir heute die Re-
klame des Auslandes, speziell
Amerikas an: Jede einzelne Fa-
brik macht dort in ausgiebiger
Weise Propaganda für ihre Er-
zeugnisse; Tausende und Aber-
tausende werden jährlich für ge-
schmackvoll klischierte und auf-
fallende Geschäftsempfehlungen aus-
gegeben, und selbst vor den markt-
schreierischsten Reklamen wird nicht
zurückgehalten. Der Er-
folg ist aber sicher.
In Deutschland verpönt
man allerdings eine ins Un-
lautere gehende Reklame, und
dies mit Recht, besonders in unserer
Branche. Wir dürfen unser Gewerbe nicht




mit dem tap-

die gut verbreitete und eingeführte Fachpresse. Doppelt
aber ist derjenige Fabrikant darauf angewiesen, der ge-
wisse Spezialitäten führt oder der seine Fabrikmarke
oder eine bestimmte Warenmarke einführen will. Er
muss Reklame machen, aber er erschwert hierdurch dem
Grossisten nicht das Geschäft, sondern im Gegenteil: er

täglich von Reklamen abhängigen Spezerei-, Kurzwaren-
etc. Gewerbe vergleichen, wo nur auf Grund des Inserates
verkauft werden kann. Aber ein solid abgefasstes Inserat,
der zeitweisen Erinnerung der Interessenten an die Firma
gewidmet, für überflüssig halten zu wollen oder gar zu
unterbinden, wäre ein Kampf gegen Windmühlen.

macht eine für
den Grossisten
nutzbringende
und für diesen
kostenfreie Pro-
paganda. Bei
der grossen Zahl
unserer heutigen
Fabriken und
bei der Menge
der Muster, die
einem Grossisten
von den ver-

Goldschmiedearbeiten aus der Kgl. Zeichenakademie Hanau.


Auch eine
weitere Frage
muss mit zur
Erwägung ge-
zogen werden,
warum viele
Fabrikanten in-
direkt zur Rekla-
me gezwungen
sind. Viele
Grossisten
wollen nämlich
aus finanziellen
 
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