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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 29.1908

DOI issue:
Nr. 35
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Der Verbandstag in Heidelberg, 8. - 12. August 1908
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https://doi.org/10.11588/diglit.55854#0282

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246 —--», JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST rb-- -m 35

Richtigstellung nicht abgetan. Das Unheil habe inzwischen
schon seinen Lauf genommen. Seine Forderung, und da
habe er seine Frankfurter Kollegen und wohl auch die
Mehrheit des Verbandstages hinter sich, gehe deshalb dahin,
dass die Wiederkehr solcher Vorkommnisse, wie der ge-
schilderten, in der Fachpresse unmöglich gemacht werden
müsse. Das beste Mittel sei da die Einsetzung einer ständigen
Fachkommission, der alle die betr. Berichte vorzulegen
seien. Die von dem Redner der Versammlung unterbreitete
Resolution schloss in diesem Sinne mit dem Passus: „Der
Verbandstag beschliesst: Keine Fachzeitung hat in Zukunft
mehr das Recht, sich amtliches oder offizielles Organ des
Verbandes Deutscher Juweliere, Gold- und Silberschmiede
zu nennen, wenn nicht sämtliche Berichte über Eigenschaften
und Preise von Edelsteinen und Perlen, sowie deren Nach-
ahmungen oder sonstige wichtige technische Fragen der
Edelmetallbranche vor der Veröffentlichung durch eine Ver-
trauensmänner-Kommission des Verbandes Deutscher Ju-
weliere, Gold- und Silberschmiede gutgeheissen worden
sind. Diese Vertrauensmänner-Kommission soll möglichst
aus 2 Steinhändlern, 2 Grossisten oder Fabrikanten und
2 Detailleuren bestehen“.
Herr Verbandsvorsitzender Fischer dankte Herrn Löwen-
thal für seine sehr inhaltreichen und sachlichen Ausfüh-
rungen und erklärte sich mit ihnen völlig einverstanden.
Um nun auch der in dem Löwenthalschen Referate so
schwer angegriffenen Fachpresse Gelegenheit zur Verteidi-
gung zu geben, habe der Vorstand in einer Sitzung am Vor-
mittage beschlossen, Herrn Syndikus Pilz dazu das Wort
zu gewähren, falls die Versammlung damit einverstanden
sei. Nach den Statuten des Verbandes könnten bekannt-
lich nur Mitglieder auf dem Verbandstage sprechen. (Die
Versammlung erklärte ihre Zustimmung.) Redner machte
Herrn Syndikus Pilz darauf aufmerksam, dass seine Dar-
legungen durchaus sachlich, von jeder Polemik irgend
welcher Art frei sein müssten, von derselben Sachlichkeit
wie diejenigen des Herrn Löwenthal.
Herr Syndikus Pilz dankte zunächst für die ihm er-
teilte Genehmigung, auf dem Verbandstage sprechen zu
dürfen, und erklärte zugleich im Namen des „Journals“, dass
die Fachpresse, wie stets, so auch in den von Herrn
Löwenthal angezogenen Fällen mit den Berichten vom
Diamantenmarkte bona fide gehandelt habe. Aufklärend,
orientierend zu wirken, sei auch damals die Pflicht der
Presse gewesen, und da habe sie natürlich auch vonein-
ander widersprechenden Mitteilungen und Berichten Notiz
nehmen müssen. Den Vorwurf der Leichtfertigkeit und
Oberflächlichkeit müsse er zurückweisen. Speziell in dem
Falle Dr. Dieseldorff habe die Redaktion seiner Fachzeitung
es an keinerlei Vorsicht fehlen lassen, sich sogar mit dem
Verfasser telegraphisch wegen der Richtigkeit seiner Dar-
legungen in Verbindung gesetzt und von ihm die Ver-
sicherung erhalten, er übernehme die volle Verantwortung
dafür. Redner geht dann speziell auf den Inhalt der von
Herrn Löwenthal bemängelten Berichte ein und ist der
Ansicht, dass wenigstens die Hälfte des in jenen Artikeln
Gesagten tatsächlich eingetroffen sei. Zum Schluss kommt
er nochmals auf die bona fides der Fachpresse zu sprechen
und bittet um Abmilderung einiger doch wohl zu scharfer
Wendungen namentlich im Anfang der erwähnten Resolution.
Im übrigen könne er — auch namens des „Journals“ —
hier erklären, dass die Fachpresse mit der Einsetzung
jener Kommission durchaus einverstanden sei; es würde
'dadurch den Fachzeitungen ein gut Teil Arbeit und Ver-
antwortung abgenommen. Wie sich in der Praxis das
Zusammenwirken mit der Kommission anlasse, das müsse
freilich abgewartet werden. Verschleppungen in der
Berichterstattung müssten unbedingt unterbleiben.

Herr ZteZz-Hannover dankte Herrn Löwenthal für sein
sehr gediegenes Referat, andererseits aber hätten ihn auch
die Darlegungen des Vertreters der Fachpresse durchaus
angenehm berührt. Seiner Ansicht nach könne von einer
„Leichtfertigkeit“, die von der Fachpresse begangen worden
sei, nicht gut gesprochen werden. Im übrigen sei es er-
freulich, dass die Fachpresse der Einsetzung einer Kommission
zustimme, und er befürchte nicht, dass durch die Mitwirkung
dieser Kommission in der Veröffentlichung der Berichte
eine Verzögerung eintreten werde. Und selbst wenn schon —
um mehr als 8 Tage könnte es sich da kaum handeln.
Das sei aber noch lange nicht so schlimm, als wenn
falsche Mitteilungen an die Oeffentlichkeit gelangten.
Herr Löwenthal-Frankfurt monierte im Anschluss an
jene ersten Ausführungen die Tatsache, dass die gesamte
Fachpresse die echt amerikanische Reklame „Goldisan“
gebracht und sogar das Fabrikat im redaktionellen Teile
besprochen habe.
Herr SZwcZcer-Ratzeburg erklärte sich völlig mit den
Löwenthalschen Darlegungen einverstanden.
Herr /os^p/z-Pforzheim wandte sich ebenfalls gegen
die allzuscharfe Fassung einiger Stellen in der Resolution,
konstatiert, dass die Fachpresse, zu der er selbst seit
Jahren in enger Beziehung stehe, nur bona fide auch in
der Berichterstattung über die Diamantfrage gehandelt habe,
dass aber tatsächlich im Herbst v. J. die Nachrichten vom
Diamantenmarkte so widersprechend und zum Teil unsicher
lauteten, dass selbst Fachleute von genauer Kenntnis
schwankend in ihrem Urteil werden mussten. Redner be-
dauerte, dass Herr Löwenthal damals nicht sofort der
Fachpresse mit seinem Rate oder demjenigen anderer Ver-
trauensmänner an die Hand gegangen sei — mit Freude
hätte die Fachpresse von solchen Informationen Gebrauch
gemacht — und jedenfalls wäre dann die ganze Situation
mit der Berichterstattung nicht so verschärft worden.
Herr AfenzeZ-Berlin spricht auch gegen die Goldisan-
Reklamen. Woraus das Goldisan eigentlich bestehe, sei
noch nicht ermittelt. Soviel aber stehe fest, dass man es
hier mit einem Material zu tun habe, durch dessen an
„Gold“ anklingende Bezeichnung — „Goldisan“ — der
Glaube erweckt werden solle, als solle es für einen voll-
wertigen Ersatz für Gold gelten. Er kenne aber keinen
solchen. Gold bleibe Gold, und Surrogate für solches
solle man auch ehrlich mit einem das Publikum nicht
irreführenden Namen nennen. Jedenfalls wäre es besser
gewesen, diese marktschreierische Reklame in den Fach-
zeitungen nicht zu veröffentlichen. Warum hat man da
nicht auch erst einen Fachmann gefragt? Vor allem
mache ihn die Ankündigung der umfangreichen Garantie
stutzig. Man solle übrigens auch in der Branche mit allen
Garantieversprechungen recht vorsichtig sein, und niemals,
um sich etwa ein Geschäft nicht entgehen zu lassen, mehr
versprechen, als man verantworten kann.
Herr SZö^Zer-Pforzheim erklärte, „Goldisan“ sei wohl
unter der Flagge Pforzheim in die Welt gegangen; in Wahr-
heit sei sein Ursprung jedoch in Schwäb. Gmünd zu suchen.
Auch der Kreditorertverein habe sich bemüht, die Zusammen-
setzung des „Goldisan“ zu erfahren, und er als Vorsitzender
dieses Vereins habe eine Einladung erhalten, sich von der
Art der Fabrikation zu überzeugen. Leider sei es ihm bei
der Kürze der Zeit nicht möglich gewesen, dieser Auf-
forderung nachzukommen. Redner regt an, man möge sich
von Verbands wegen die Fabrikation des Goldisan ansehen,
und kommt dann auf die Löwenthalschen Ausführungen
zu sprechen, denen er bis auf einzelne scharfe Ausdrücke
in der Resolution zustimmt. Man dürfe indes das Kind
nicht mit dem Bade ausschütten, und er stehe nicht an,
obwohl er für seine Person vielfach von der Presse an-
 
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