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die scheiubm naheliegewde Einbezlehuug der Kunst m
die Lrziehung.*
Die heutijge Auswirkung unser>es Faches, >d« sich
in dem umständlichen Tilel: Zeichen-, Kunist- u. Werk-
unierricht miiidtut, ist sogar jüngsten Daitums. Sie
geichah ers! nach dein Slegeszug der uus den Ge-
füylälrräsken des Menschen sich speisenden Aus-
drucksliuwst. Dieileicht liönate man aus dem Tlkel das
srüher allein herrischende „Zeichen" — streichen, wenn
man nlcht', um das Gebiet allseilig zu fassen, >diesen
4iuädrucii „Zcichiren" brauchte sür das nrehr aus
BerstaudeSlirästen erwachsende und auf Uebimig des
„Auges und der Hwnd" abzielende „^tbzcichnen".
sowie das ebenfalls ver.stcmdesgemähe und aus
äuhere Vsrständigung abzielende „Sachzeichncn^.
lieber diese Bedeutungeir hinaus aber lästt ja
„Zeichnen^ eine umfassendere Deutung zu: Zeichen
schaffen — Zeichen für Borgänge und Zustäiide der
Uinwelt, die oermMelS mrserer Simrlichlieik unser
Sein, wnfer Gefiihl bedrängcn. Diese Zeicheu slnd
also zumcist und zunächst Ausslllsse unseres GesühiS.
(Kmrst der Primitweir) und verstandeTgemäst „slnn-
loS", wcnn man nicht ihre Wlrkung auf andere als
Sinn bezeichnen' wollte. Da aber, wo drese Gefühls-
erregungen, als deren Ausslulz wir die Kunst anzu-
sehcn haben, sich Dingen mitksilen, die irgendwie
nühlich sind, einem Zwecke dienen, üie Gefühl und
Verskand, Herz und Kovf vereinen, die schön und
prakkisch zugleich sind, da enksheh't die Werkkunst,
und für uns fügt sich an den Kern „Kunstunterrichl"
das zweite „Werliunkörricht".
Eine Geschichte des Kunstunkerrichtes gibk es, wie
schon angedeutek, ni'chst, sondern — das ist vielsagend
— n-ur -elne des „Aeichen".Unl-errtchkeS. Das lst ein
im Aegelfalle auf „Schulung des Auges und d-er
Hand" abzielendes uNd desrvegen im schematifch-sn
Nachmalen gegebener Formen aus Kunst und Nakur
sich erschöpsendss Zeichnen.
Diese Schulung wlrd zunächst auch nkcht erstrebk
als Selbskzweck, sondern wegen chrer Vedeukung
für allorlcl nübliche Gewerbe, fo bel Dürer und
LaUkensack, die ^lnweisungsn- für Handwerksl-ehr-
linae schriebe-n.
Erst Comen-i-us fuach 160Ü) wist das Ieichnen in
Volks- und Mutkerschule einführen und spricht
kluac Worte von der „Ilebung drr inueren- Sinn-e,
EMbildungskrafk und Geidächtnis." Es sehst nur sei-
ner Praxls Lle pfychologlsche Erkemnknis, dast das
KiNd als Kind — das ist ein E-ig-enwesen mit cigener
seelischcr SkruKtur — zu nehmen fei. So blclbt -es
beim „Nachmalen von Gemählen". Erst Nousseau ums
' :3ahr 1750 wendek sich gegen das Kopieren, da-s ist
unverstandenes, äuherliches Nachmalen und erkennk
äls Vorbild nur die Nakur an.
Das war ein nnverliennbarer Fortschritt, da die
Uebersetzung -des Drcidimensionalen der Umwelt lns
* Vb die alte» Megypter Zeichne» I» die allgeineine Sr.
zishung aufgenomme» hatte», weig ich nicht. Lhr. Ksller (»Der
Weg znni Vildgemch') »immt das an, verschweigt aber selnc
Üuellen. Fnr die Grtechen bezengt dtes Theod. Birt (»Alex-
ander d. Gr. und das Weltgrlechentiim" — Quelle L Meyer,
Leipztg). Er sagt aiif Selte Lüoiiber Ari stoteles! »Schon das
hört man gern, dah er von den Knnbcii nicht nur das Mnltzle-
ren sorderte; sie sonteii in der Schnlc anch zcichnen lernen.' fsn
dsr Amiierkiinq S. »68 sügt sr hliizii! »Das HSngt ohne Frage
mit der Tätigkelt des Malers Pamphilos ans AmphipoliS zu.
Inmmen, der nach Pllnlns Mazedone vo» Herkunft, librlgens li-
ierarisch hochgebildet, damals veranlahte, dah In Griechenland
Zeichen- und Maliinterricht wlrkllch obligatorisch «urde.
Zweidtmensionale der Zeichensläche imiiierhin ci-ne
-geist-i-g-e Tat bedeutelt. Das Zeich-nen nach der ^lnliir
verhält sich zum Kopier-en wie iin Schrislinm eine
Ueber-setzung zu ein-er Abschrifk. Dec enlscheldende
SchrM zur -elgen-en Konzeplion fehlt und sehile ivei-
terhm durch zwei stahrhundcrte bis ln die jüngste
Gegenwar-l (wle -cing-angs augedcutct). 5n es kam zu
den un-verstündlichfte„ Nüclisällen, sodast si-ch Pesia
lozzi (um 1800) wicder gegen das Kopieren wendcn
mu-ßte. Lr spr-ach von „Kunstkräftcn", dle dubch die
Ku-nst zu blld-en selen, krieb ersind-endes Zcichn-en,
„damilt die Selbstiällgkelk der Kinder angeregk
werd-e", spr-ach von einer harmon-tschen ^lusbilduiig
ö-es Menschen uud mutel mit -alle-dem -ger-adezii zei-t-
gemätz un. Dajz hinier diescr ganz reife» Thevrie
bie Pra-xis n-och zurückblleb, llegt an der mangelnden
Erkeunkn-Is der Kinderpsyche. Dar-auf gin-g man wie-
der eiucn Krebsacmg bis hln zu Stiihlmann (uin
1880) -ln dessen Älelhode — d-ie wlr am eigenen
Leibe spürlen, — sich ung-esähr a-lle linüatur,
zäsamiuenbMte, elu gänzliches Aiitzerachiilasseu
der Ktudematur: äußerlich mechmuscheS, da-
zu kleinliches Nachmalen von Vorlagebiäl-tern, die
ohM jsden kunst- oder lumstgeschichll-ichcn Werl
waren, dar-uuf ein ebensolches iiiechanisches 'Zlbzeich-
uen von leb- uud sluuloseni un-d deswegen inkeresse-
losen Körpern uud Gipsmodellen: das alles im Hin-
blick nur auf seme ein-g-cbildcte Nützlichkeik im
Gewerbe.
Er freulich ist, wie schn-ell vvn hier uus krotz aller
W-iderstände -üer Weg über Georg Hirkh, Cooke,
Tadd, Kerschenstelner (um nur elüige Namen zu
nennen) aufwärks fllhrl znr Gegenwart, die
nur n-och eine Ausg-abe zu crfüllen hat, die un-
zäh'ligen Bausteine, -die znni Neubau unseres Faches
von allen Seiten herzugetragen murden, fest
zufummenzufügen zu einem Ganzen. Wenn ich -in
etuem Enitwurf dazu elnen Versuch mnche, so bin
ich mir bewutzt, datz es noch einer tllchti-gen Arbei-t
böba-rf, bevor der Eukwurf Anspruch crheben dürste
auf ctne gewisse „Allgeinetngüiligkeit". Sonüerum-
stäude uud der Ch-arakter der Änskalk werden bei
der Eingelsormnug des Lehrgangs eine Nolle spielen,
uud so ist -auch de-r Cniiivurf im Wesenklichen zuge-
schnillten auf dle Aeditrfnisse einer deukscheii 'Ober-
schule.
v
Lnkwurf zu einem Lehrvlan des Zelchen-, Kunsi-
und Werkunkerrlchls
fll'r dle Lichkwarkschule (deutsche Oberschule).
I. Allgemeines Lehi'ziel.
Der Zeichen'u-nlerrkchk hut in Vcrbindung mti dem
Werkwwkerricht die Aufgabe, cineii wichiigen Teil
ber PersöullchkMsbildiiug, die Aiisbildung der
schöpferilch künstlerischen Kräfle und zwar -der raum-
gestalteuden zu erwlcken, und lrilt, da die Kuns! und
die Wissenschaft die berden cinzigen tZleujzeruugen
meuschlichen Geistes sind (Lebensdeukuug — Le-
benäerforschung) somit als glelchwer-lig ueben die
ivissen-schasilichen Fächer. Daä Zeichuen bildek zudcm
für dle kulturkuudlichen Fächer, kn -denen eine Ve-
tc-achtuiig sremden KunstgnteS ohne eigene schöpfe.
rische Tnligkeil ein llndiiig wäre, die nolweUdi-ge
Gruudl-uge, wle eS nuszerdem uls „Snchzelchnen" in
säiMchen Fächern eln selbsläiid-lges Auädnicksmil
tel bildel.
die scheiubm naheliegewde Einbezlehuug der Kunst m
die Lrziehung.*
Die heutijge Auswirkung unser>es Faches, >d« sich
in dem umständlichen Tilel: Zeichen-, Kunist- u. Werk-
unierricht miiidtut, ist sogar jüngsten Daitums. Sie
geichah ers! nach dein Slegeszug der uus den Ge-
füylälrräsken des Menschen sich speisenden Aus-
drucksliuwst. Dieileicht liönate man aus dem Tlkel das
srüher allein herrischende „Zeichen" — streichen, wenn
man nlcht', um das Gebiet allseilig zu fassen, >diesen
4iuädrucii „Zcichiren" brauchte sür das nrehr aus
BerstaudeSlirästen erwachsende und auf Uebimig des
„Auges und der Hwnd" abzielende „^tbzcichnen".
sowie das ebenfalls ver.stcmdesgemähe und aus
äuhere Vsrständigung abzielende „Sachzeichncn^.
lieber diese Bedeutungeir hinaus aber lästt ja
„Zeichnen^ eine umfassendere Deutung zu: Zeichen
schaffen — Zeichen für Borgänge und Zustäiide der
Uinwelt, die oermMelS mrserer Simrlichlieik unser
Sein, wnfer Gefiihl bedrängcn. Diese Zeicheu slnd
also zumcist und zunächst Ausslllsse unseres GesühiS.
(Kmrst der Primitweir) und verstandeTgemäst „slnn-
loS", wcnn man nicht ihre Wlrkung auf andere als
Sinn bezeichnen' wollte. Da aber, wo drese Gefühls-
erregungen, als deren Ausslulz wir die Kunst anzu-
sehcn haben, sich Dingen mitksilen, die irgendwie
nühlich sind, einem Zwecke dienen, üie Gefühl und
Verskand, Herz und Kovf vereinen, die schön und
prakkisch zugleich sind, da enksheh't die Werkkunst,
und für uns fügt sich an den Kern „Kunstunterrichl"
das zweite „Werliunkörricht".
Eine Geschichte des Kunstunkerrichtes gibk es, wie
schon angedeutek, ni'chst, sondern — das ist vielsagend
— n-ur -elne des „Aeichen".Unl-errtchkeS. Das lst ein
im Aegelfalle auf „Schulung des Auges und d-er
Hand" abzielendes uNd desrvegen im schematifch-sn
Nachmalen gegebener Formen aus Kunst und Nakur
sich erschöpsendss Zeichnen.
Diese Schulung wlrd zunächst auch nkcht erstrebk
als Selbskzweck, sondern wegen chrer Vedeukung
für allorlcl nübliche Gewerbe, fo bel Dürer und
LaUkensack, die ^lnweisungsn- für Handwerksl-ehr-
linae schriebe-n.
Erst Comen-i-us fuach 160Ü) wist das Ieichnen in
Volks- und Mutkerschule einführen und spricht
kluac Worte von der „Ilebung drr inueren- Sinn-e,
EMbildungskrafk und Geidächtnis." Es sehst nur sei-
ner Praxls Lle pfychologlsche Erkemnknis, dast das
KiNd als Kind — das ist ein E-ig-enwesen mit cigener
seelischcr SkruKtur — zu nehmen fei. So blclbt -es
beim „Nachmalen von Gemählen". Erst Nousseau ums
' :3ahr 1750 wendek sich gegen das Kopieren, da-s ist
unverstandenes, äuherliches Nachmalen und erkennk
äls Vorbild nur die Nakur an.
Das war ein nnverliennbarer Fortschritt, da die
Uebersetzung -des Drcidimensionalen der Umwelt lns
* Vb die alte» Megypter Zeichne» I» die allgeineine Sr.
zishung aufgenomme» hatte», weig ich nicht. Lhr. Ksller (»Der
Weg znni Vildgemch') »immt das an, verschweigt aber selnc
Üuellen. Fnr die Grtechen bezengt dtes Theod. Birt (»Alex-
ander d. Gr. und das Weltgrlechentiim" — Quelle L Meyer,
Leipztg). Er sagt aiif Selte Lüoiiber Ari stoteles! »Schon das
hört man gern, dah er von den Knnbcii nicht nur das Mnltzle-
ren sorderte; sie sonteii in der Schnlc anch zcichnen lernen.' fsn
dsr Amiierkiinq S. »68 sügt sr hliizii! »Das HSngt ohne Frage
mit der Tätigkelt des Malers Pamphilos ans AmphipoliS zu.
Inmmen, der nach Pllnlns Mazedone vo» Herkunft, librlgens li-
ierarisch hochgebildet, damals veranlahte, dah In Griechenland
Zeichen- und Maliinterricht wlrkllch obligatorisch «urde.
Zweidtmensionale der Zeichensläche imiiierhin ci-ne
-geist-i-g-e Tat bedeutelt. Das Zeich-nen nach der ^lnliir
verhält sich zum Kopier-en wie iin Schrislinm eine
Ueber-setzung zu ein-er Abschrifk. Dec enlscheldende
SchrM zur -elgen-en Konzeplion fehlt und sehile ivei-
terhm durch zwei stahrhundcrte bis ln die jüngste
Gegenwar-l (wle -cing-angs augedcutct). 5n es kam zu
den un-verstündlichfte„ Nüclisällen, sodast si-ch Pesia
lozzi (um 1800) wicder gegen das Kopieren wendcn
mu-ßte. Lr spr-ach von „Kunstkräftcn", dle dubch die
Ku-nst zu blld-en selen, krieb ersind-endes Zcichn-en,
„damilt die Selbstiällgkelk der Kinder angeregk
werd-e", spr-ach von einer harmon-tschen ^lusbilduiig
ö-es Menschen uud mutel mit -alle-dem -ger-adezii zei-t-
gemätz un. Dajz hinier diescr ganz reife» Thevrie
bie Pra-xis n-och zurückblleb, llegt an der mangelnden
Erkeunkn-Is der Kinderpsyche. Dar-auf gin-g man wie-
der eiucn Krebsacmg bis hln zu Stiihlmann (uin
1880) -ln dessen Älelhode — d-ie wlr am eigenen
Leibe spürlen, — sich ung-esähr a-lle linüatur,
zäsamiuenbMte, elu gänzliches Aiitzerachiilasseu
der Ktudematur: äußerlich mechmuscheS, da-
zu kleinliches Nachmalen von Vorlagebiäl-tern, die
ohM jsden kunst- oder lumstgeschichll-ichcn Werl
waren, dar-uuf ein ebensolches iiiechanisches 'Zlbzeich-
uen von leb- uud sluuloseni un-d deswegen inkeresse-
losen Körpern uud Gipsmodellen: das alles im Hin-
blick nur auf seme ein-g-cbildcte Nützlichkeik im
Gewerbe.
Er freulich ist, wie schn-ell vvn hier uus krotz aller
W-iderstände -üer Weg über Georg Hirkh, Cooke,
Tadd, Kerschenstelner (um nur elüige Namen zu
nennen) aufwärks fllhrl znr Gegenwart, die
nur n-och eine Ausg-abe zu crfüllen hat, die un-
zäh'ligen Bausteine, -die znni Neubau unseres Faches
von allen Seiten herzugetragen murden, fest
zufummenzufügen zu einem Ganzen. Wenn ich -in
etuem Enitwurf dazu elnen Versuch mnche, so bin
ich mir bewutzt, datz es noch einer tllchti-gen Arbei-t
böba-rf, bevor der Eukwurf Anspruch crheben dürste
auf ctne gewisse „Allgeinetngüiligkeit". Sonüerum-
stäude uud der Ch-arakter der Änskalk werden bei
der Eingelsormnug des Lehrgangs eine Nolle spielen,
uud so ist -auch de-r Cniiivurf im Wesenklichen zuge-
schnillten auf dle Aeditrfnisse einer deukscheii 'Ober-
schule.
v
Lnkwurf zu einem Lehrvlan des Zelchen-, Kunsi-
und Werkunkerrlchls
fll'r dle Lichkwarkschule (deutsche Oberschule).
I. Allgemeines Lehi'ziel.
Der Zeichen'u-nlerrkchk hut in Vcrbindung mti dem
Werkwwkerricht die Aufgabe, cineii wichiigen Teil
ber PersöullchkMsbildiiug, die Aiisbildung der
schöpferilch künstlerischen Kräfle und zwar -der raum-
gestalteuden zu erwlcken, und lrilt, da die Kuns! und
die Wissenschaft die berden cinzigen tZleujzeruugen
meuschlichen Geistes sind (Lebensdeukuug — Le-
benäerforschung) somit als glelchwer-lig ueben die
ivissen-schasilichen Fächer. Daä Zeichuen bildek zudcm
für dle kulturkuudlichen Fächer, kn -denen eine Ve-
tc-achtuiig sremden KunstgnteS ohne eigene schöpfe.
rische Tnligkeil ein llndiiig wäre, die nolweUdi-ge
Gruudl-uge, wle eS nuszerdem uls „Snchzelchnen" in
säiMchen Fächern eln selbsläiid-lges Auädnicksmil
tel bildel.