Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend
— N.F. 5.1925
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https://doi.org/10.11588/diglit.22865#0246
DOI Heft:
Heft 9 (September 1925)
DOI Artikel:Voß, Karl: Zeichnen und Kunstbetrachtung
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gekoinmen, >das Zefühlsmäbige, rhythmisch bewegte
Leben im Kinde zu erksmren >nnd -darüber klar zu
werden, wie es zu enkwickeln isl. Da das sich aber nur
sehr behulsam machen IW, so sind yierfllr nur
kiinstlerisä) fein empflndende Menschen brauchbar,
wle wir es auch aus der Entwlckluiig der letzlen
25 3ahre gelernd haben.
Die Stuhlmann'sche Äiethode im letzten Viertel
dcS vorigen 3ahrhu»dcrks war ein Mitzerfolg. Mcht
wesentlich bei. Aber die 3ugend kann doch sehk, nach
25 3ahren Zeichenreform, besser sehen rmd darstellen
als frllher. Der Gesichtskreis des Zeichenunterrlchlts
ist allerdings am Gymnafium bisher etwas eng ge-
wesen. Der Unterricht rvar durchwea auf das Dar-
stellen nach Gertiten, Gefätzen und Naturformen be-
schränkt u>nd führte nichk unmittelbai zu den dluf.
gaben des humanistischen Gymnasiums', auch dieBer-
fiigung von iS08, wonach Denkmäter der Heimat auf-
.. u
Gyumasium Schweidnitz (Vberzrtchenlehrcr Mcnge)
tzolzschnitt
eiue Spur von künstlerischer Sprache, lauter ange-
lernte atlerödeste Grammatikl Der Unlerricht an der
Hand Stuhlniannscher Tabellen und-Atodclie ivar
nutzloä und zerritz das Band nrlt üer Kunst
so sehr, datz die Akademien kclne Zeichenlehrer
mehr ausbilden wollken. Auch der Zusammenhang
des Zeichenunterrichts mit dem Gesamtunterricht des
Gymnasiums war zerrissen, und dle Teile flatterken
weik auseinander; sie stnd auch noch heute nichk
wieder miteinander verbunden. So ist es zu begreifen,
datz Philotoaen behaupten, der Zeichenuntcrricht
lragc zur Lrsllllung der Ziele des Gymnassums nicht
zunehmen und zu zeichnen sind, brachte noch keine
rechte Beziehung zur speziellen Kullur des Gym-
nasiums. Freilich lätzt sich, was der Zeichenunter-
richt kunsterzieherisch anstrebt, auch auf andern
Sloffgebieken erreichen. Aber das Gymnasium kann
verlanaen, datz das seinige berücksichtigt wird. Datz
es biSher auf der vberstufe nicht zureichend ge-
schah, tiegt daran, dah auf der Oberstufe des Gyni-
nasiums bis zum Erscheinen unsrer neuen Slunden-
pläne llberhaupk kein pflichtmatziger Zeichenunter-
rlchk angesrtzt rvar: dem ist jetzt endllch in beschcide-
nem Matze abgeholfen.
gekoinmen, >das Zefühlsmäbige, rhythmisch bewegte
Leben im Kinde zu erksmren >nnd -darüber klar zu
werden, wie es zu enkwickeln isl. Da das sich aber nur
sehr behulsam machen IW, so sind yierfllr nur
kiinstlerisä) fein empflndende Menschen brauchbar,
wle wir es auch aus der Entwlckluiig der letzlen
25 3ahre gelernd haben.
Die Stuhlmann'sche Äiethode im letzten Viertel
dcS vorigen 3ahrhu»dcrks war ein Mitzerfolg. Mcht
wesentlich bei. Aber die 3ugend kann doch sehk, nach
25 3ahren Zeichenreform, besser sehen rmd darstellen
als frllher. Der Gesichtskreis des Zeichenunterrlchlts
ist allerdings am Gymnafium bisher etwas eng ge-
wesen. Der Unterricht rvar durchwea auf das Dar-
stellen nach Gertiten, Gefätzen und Naturformen be-
schränkt u>nd führte nichk unmittelbai zu den dluf.
gaben des humanistischen Gymnasiums', auch dieBer-
fiigung von iS08, wonach Denkmäter der Heimat auf-
.. u
Gyumasium Schweidnitz (Vberzrtchenlehrcr Mcnge)
tzolzschnitt
eiue Spur von künstlerischer Sprache, lauter ange-
lernte atlerödeste Grammatikl Der Unlerricht an der
Hand Stuhlniannscher Tabellen und-Atodclie ivar
nutzloä und zerritz das Band nrlt üer Kunst
so sehr, datz die Akademien kclne Zeichenlehrer
mehr ausbilden wollken. Auch der Zusammenhang
des Zeichenunterrichts mit dem Gesamtunterricht des
Gymnasiums war zerrissen, und dle Teile flatterken
weik auseinander; sie stnd auch noch heute nichk
wieder miteinander verbunden. So ist es zu begreifen,
datz Philotoaen behaupten, der Zeichenuntcrricht
lragc zur Lrsllllung der Ziele des Gymnassums nicht
zunehmen und zu zeichnen sind, brachte noch keine
rechte Beziehung zur speziellen Kullur des Gym-
nasiums. Freilich lätzt sich, was der Zeichenunter-
richt kunsterzieherisch anstrebt, auch auf andern
Sloffgebieken erreichen. Aber das Gymnasium kann
verlanaen, datz das seinige berücksichtigt wird. Datz
es biSher auf der vberstufe nicht zureichend ge-
schah, tiegt daran, dah auf der Oberstufe des Gyni-
nasiums bis zum Erscheinen unsrer neuen Slunden-
pläne llberhaupk kein pflichtmatziger Zeichenunter-
rlchk angesrtzt rvar: dem ist jetzt endllch in beschcide-
nem Matze abgeholfen.