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wieviel Phanlasie und Gefühl verlangt nicht dle
künstlerlsche Arbelt in jeder Form, von dem cinfach-
slen Handwcrk an!
Ein klassischeSMuslerbeispiel dalür, was Erzlehung
zu einer ziclbewußken und prakkischen Arbeikswelse
ist, aibk der alke, von dem jugendlichen Goethe hoch
verehrke 3ustus Möser In einem der klugen Essays,
die uns als „Pakrlokische Phankasien" überliefert
worden slnd. Der Artikel enkhält dle kluge Mlt-
kcilung elnes crsahrenen Schriststellers Lber eine
Brdeitswcise, die den Erfolg verbürgt, daß das
Werk so vollkommen wlrd, wie es üen Fählgkeiten
dcs Aulors cnksprechend nur möglich ist. Es ist eine
Bufsatzlchre, die jeder junge Mensch studleren sollie,
weil sie ihn allgemein von der Wichtigkeik der zweck-
mäßigen Arbeiksweise in jeder Beziehung über-
zeugen muß.
Nach meiner Erfahrung lerncn die Schüler überall
viel zu wenig bewuhk das rechte Arbeiten. Und
doch sollke die Anlelkung hierzu crnster genommen
werden als die Aneignung und Ilebcrlieferung von
Misscnsstoffen. Man mutz sich selbst kennen lernen,
um zu erfahren, was in einem slecht und was man
aus sich herausholen könne, damik dasjenige, was
man schafft, dem möglichsk enkspricht, was man tun
w o l l k e.
3n der sog. Produkkionsschule finden solche Ge-
danken mehr Vcrständnls als zurzeik noch in der sog.
Lernschule. Die preutzische Denkschrifk aber legk auf
die Arbeiksweise in allen Fächern Gewicht. Sie
erfüllt hiermit einc der wichtigsten Forderungen
Peflalozzis.
Wir nenncn die Summe aller der geiskigen Funk-
kionen vnd Kandgrifse, die den Zweck haben, eine
3dee zu verwirklichen — T c ch n i k.
Bei bcr Ncn rung dieses Workes sehe ich im Geiste
manchen Berufsgcnosscn skutzig werden. Denn erst
rnik der Dcnkschrist und den „Richklinien" ist nach
langem Kampfe errcichk lvorden, dah der Zeichen-
unkcrrichk nichk mehr als ein „technisches" Fach an-
gcsprochen wird. Diese Bczeichnung und mit ihr das
Mork Technik ist bei uns !n schlechter Erinnerung.
Aber man sollke nichk das Kind mik Lem Bade aus-
schükken. Dcnn es war doch nur der Mißbrauch des
Workes, dcn abzuwehrcn wir freilich allen Grund
hatken, da cr unserm Fache und uns sehr geschadek
hak. Darüber flnd wir nun glücklich hinaus. Das
Fach steht in cincm gefesiiglen Anschen. fleht dürfen
wir von Technik mit der Hochschähung der Künstler
sprechen. Jst seine Technik doch dasjenige, was den
Künstler ausmachtl Blohe Rcen habcn auch andere
Menschen. Einen schlimmeren Fehlcr könnken wir
daher nicht begehen, als wenn wir nun, da der
Zeichcnunkerricht als sog. technlschcs Fach nichk mehr
betrachkck und behandelt werden foll, dcm Tech-
nifchen weiler keine Beachkung schenkken. Das
Gcgenkeil müjzke geschehen. Gerade die Erziehung
zu künstlerischer Produkkivikät macht uns eine sehr
aewifsenhafke Pslege dcs Technischen zur ernsken
Pflicht. Ohne sie würde die Kunflerziehung in der
Schule bald cincm unnühen Dilekkantismus aus-
gclieferk werden.
Was isi aber künstlcrische Technik? Nichk ist
sie ckwas ein für allemal Feststchendes, das wie
ZandwerkSgriffc und Nezepke für Makcrialbehand-
lpng nur überlieferk zu werdcn brancht. Dieses sür
Linolschnitt
Oberreaischule Sßtingen (Studienrat Katser)
die Kunst der bildhafken Gcstaltung in hohem Grade
wlchklge Handwerkliche isk zwar nur lm Zusammen-
hange mik der künstlerischen Technik vorskellbar, aber
es ist dlese noch nichk. Technik umfank vlel mehr
cine persönliche Angelegenhelk. Also wäre sie
nichk lehrbar? Im Gcunde genommen, neln. Wir
wollcn ste auch nicht lehren. Uniere Aufgabe Ist es
vlelmehr, den Schüler so zu erzieyen, dah er für sich
eine Ausdruckswelke ausbilde, die seiner Nakur ge-
mäß ist, und ste pflege, damik sie der Inneren Kulkur
und der Blldung allgemein dlene: ein unge-
zügelter Ausbruck förderk die bildende Kunst ebenso-
wenig wie dlc rohe Sproche das Denkvermögen:
Ausdruck und inncres Leben stehen in Mcchsel-
beziehung.
Wenn man Kinder in ihren künstlerlschen Arbeiten
sjch selbsk Lbcrläht, so enkstehen zuwellen, nichk ofk,
Ergebniste, dic elncn eigenen Reiz des Originellen
haben. an solchen, meisk vereinzelk blcibenden FSllen
jst aber gewöhnkich der Zufall der Künstler. Das
Werk ist dann gewiflermoßen ein Nakurprodukk, zu
dem der Mensch nichk viel mehr als selne Hand ge-
liehen hat und dessen Schönheik er selbst nichk immer
fühlk, weil er an seiner Aervorbringung nicht viel
mehr Anketl hat wie die Schnecke an dem kunskvollen
Gehäule, das sie absonderk. Solche Zufallsergedniste
stnd aoer nicht zu unkerschätzen. Sie können aus-
genüht werden, indcm man fle zu einem Ausgangä-
punkk für eln wciteres, nunmehr aber dewußtes Ar-
beiten in der Richkung des zufällig Sewordenen
machk. Splelt doch der Zufall in der Geschichke der
Enkdeckungen und Erflndungen eine große Rolle!
And rechnet nlcht jeder, der probierk und Bersuche
macht, mik cinem glücklichcn Zufall mehr als mit der
Slcherhcik scines Kalküls?
Allein der Zufall ist ein unsicherer Kankonist. Man
kann oft lange vergcblich auf ihn warten. Es ist da-
her gcratener, bewußk auf cine zweckmäßlge ArbeitS-
weise hinzustrcben. Bon Mcnzel wird eine Anekdotc
erzählt, dte hierher gehört. Ein jungcr Künstler hatte
ihm Arbciicn zur Beurkeilung vorgelegt. Bei einer
Siudie machte Menzel ihn auf cine Sielle aufmerk-
sam. „Dicsc Partic", sagte er, „ist Interessant! allein
flc ist das durch Zufall gewordcn. Enksernen S!e
diesclbc nun, und machen Sie flc brwuht noch ein-
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wieviel Phanlasie und Gefühl verlangt nicht dle
künstlerlsche Arbelt in jeder Form, von dem cinfach-
slen Handwcrk an!
Ein klassischeSMuslerbeispiel dalür, was Erzlehung
zu einer ziclbewußken und prakkischen Arbeikswelse
ist, aibk der alke, von dem jugendlichen Goethe hoch
verehrke 3ustus Möser In einem der klugen Essays,
die uns als „Pakrlokische Phankasien" überliefert
worden slnd. Der Artikel enkhält dle kluge Mlt-
kcilung elnes crsahrenen Schriststellers Lber eine
Brdeitswcise, die den Erfolg verbürgt, daß das
Werk so vollkommen wlrd, wie es üen Fählgkeiten
dcs Aulors cnksprechend nur möglich ist. Es ist eine
Bufsatzlchre, die jeder junge Mensch studleren sollie,
weil sie ihn allgemein von der Wichtigkeik der zweck-
mäßigen Arbeiksweise in jeder Beziehung über-
zeugen muß.
Nach meiner Erfahrung lerncn die Schüler überall
viel zu wenig bewuhk das rechte Arbeiten. Und
doch sollke die Anlelkung hierzu crnster genommen
werden als die Aneignung und Ilebcrlieferung von
Misscnsstoffen. Man mutz sich selbst kennen lernen,
um zu erfahren, was in einem slecht und was man
aus sich herausholen könne, damik dasjenige, was
man schafft, dem möglichsk enkspricht, was man tun
w o l l k e.
3n der sog. Produkkionsschule finden solche Ge-
danken mehr Vcrständnls als zurzeik noch in der sog.
Lernschule. Die preutzische Denkschrifk aber legk auf
die Arbeiksweise in allen Fächern Gewicht. Sie
erfüllt hiermit einc der wichtigsten Forderungen
Peflalozzis.
Wir nenncn die Summe aller der geiskigen Funk-
kionen vnd Kandgrifse, die den Zweck haben, eine
3dee zu verwirklichen — T c ch n i k.
Bei bcr Ncn rung dieses Workes sehe ich im Geiste
manchen Berufsgcnosscn skutzig werden. Denn erst
rnik der Dcnkschrist und den „Richklinien" ist nach
langem Kampfe errcichk lvorden, dah der Zeichen-
unkcrrichk nichk mehr als ein „technisches" Fach an-
gcsprochen wird. Diese Bczeichnung und mit ihr das
Mork Technik ist bei uns !n schlechter Erinnerung.
Aber man sollke nichk das Kind mik Lem Bade aus-
schükken. Dcnn es war doch nur der Mißbrauch des
Workes, dcn abzuwehrcn wir freilich allen Grund
hatken, da cr unserm Fache und uns sehr geschadek
hak. Darüber flnd wir nun glücklich hinaus. Das
Fach steht in cincm gefesiiglen Anschen. fleht dürfen
wir von Technik mit der Hochschähung der Künstler
sprechen. Jst seine Technik doch dasjenige, was den
Künstler ausmachtl Blohe Rcen habcn auch andere
Menschen. Einen schlimmeren Fehlcr könnken wir
daher nicht begehen, als wenn wir nun, da der
Zeichcnunkerricht als sog. technlschcs Fach nichk mehr
betrachkck und behandelt werden foll, dcm Tech-
nifchen weiler keine Beachkung schenkken. Das
Gcgenkeil müjzke geschehen. Gerade die Erziehung
zu künstlerischer Produkkivikät macht uns eine sehr
aewifsenhafke Pslege dcs Technischen zur ernsken
Pflicht. Ohne sie würde die Kunflerziehung in der
Schule bald cincm unnühen Dilekkantismus aus-
gclieferk werden.
Was isi aber künstlcrische Technik? Nichk ist
sie ckwas ein für allemal Feststchendes, das wie
ZandwerkSgriffc und Nezepke für Makcrialbehand-
lpng nur überlieferk zu werdcn brancht. Dieses sür
Linolschnitt
Oberreaischule Sßtingen (Studienrat Katser)
die Kunst der bildhafken Gcstaltung in hohem Grade
wlchklge Handwerkliche isk zwar nur lm Zusammen-
hange mik der künstlerischen Technik vorskellbar, aber
es ist dlese noch nichk. Technik umfank vlel mehr
cine persönliche Angelegenhelk. Also wäre sie
nichk lehrbar? Im Gcunde genommen, neln. Wir
wollcn ste auch nicht lehren. Uniere Aufgabe Ist es
vlelmehr, den Schüler so zu erzieyen, dah er für sich
eine Ausdruckswelke ausbilde, die seiner Nakur ge-
mäß ist, und ste pflege, damik sie der Inneren Kulkur
und der Blldung allgemein dlene: ein unge-
zügelter Ausbruck förderk die bildende Kunst ebenso-
wenig wie dlc rohe Sproche das Denkvermögen:
Ausdruck und inncres Leben stehen in Mcchsel-
beziehung.
Wenn man Kinder in ihren künstlerlschen Arbeiten
sjch selbsk Lbcrläht, so enkstehen zuwellen, nichk ofk,
Ergebniste, dic elncn eigenen Reiz des Originellen
haben. an solchen, meisk vereinzelk blcibenden FSllen
jst aber gewöhnkich der Zufall der Künstler. Das
Werk ist dann gewiflermoßen ein Nakurprodukk, zu
dem der Mensch nichk viel mehr als selne Hand ge-
liehen hat und dessen Schönheik er selbst nichk immer
fühlk, weil er an seiner Aervorbringung nicht viel
mehr Anketl hat wie die Schnecke an dem kunskvollen
Gehäule, das sie absonderk. Solche Zufallsergedniste
stnd aoer nicht zu unkerschätzen. Sie können aus-
genüht werden, indcm man fle zu einem Ausgangä-
punkk für eln wciteres, nunmehr aber dewußtes Ar-
beiten in der Richkung des zufällig Sewordenen
machk. Splelt doch der Zufall in der Geschichke der
Enkdeckungen und Erflndungen eine große Rolle!
And rechnet nlcht jeder, der probierk und Bersuche
macht, mik cinem glücklichcn Zufall mehr als mit der
Slcherhcik scines Kalküls?
Allein der Zufall ist ein unsicherer Kankonist. Man
kann oft lange vergcblich auf ihn warten. Es ist da-
her gcratener, bewußk auf cine zweckmäßlge ArbeitS-
weise hinzustrcben. Bon Mcnzel wird eine Anekdotc
erzählt, dte hierher gehört. Ein jungcr Künstler hatte
ihm Arbciicn zur Beurkeilung vorgelegt. Bei einer
Siudie machte Menzel ihn auf cine Sielle aufmerk-
sam. „Dicsc Partic", sagte er, „ist Interessant! allein
flc ist das durch Zufall gewordcn. Enksernen S!e
diesclbc nun, und machen Sie flc brwuht noch ein-