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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Berggruen, Oskar; Pecht, Friedrich: Deutsche Künstler des neunzehnten Jahrhunderts
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0133

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25?

KrmstUteratur.

258

^ deri treum Gesellen Humor, fast jederzeit und
ieder Ziichtuug, von Haydn und Mozart an bis zu
sti'ein Schwiud vertreten." Wir nanutcn diese Worte
E^'»c>kenswerth, weil sie wahr sind und weil das Be-
^Utniß bchsm Wahrheit wohlthuend kvntrastirt gegen
^ ^lehnende Haltung, welche die deutsche Kritik früher
st'w" ^ vsterreichische Produktion auf künstlerischem,
jUi/^a^ literarischem Gebiete einzunehmeu pslegte, und
siu" ^ beobachtet. An Schwind bewährte
>vie nn seinem Jugendfreunde Franz Schubcrt,
^i^^^^rüngliche Reichthum des österreichischen Naturells
^ lebensvolle Anmuth der speeifisch österreichischen
A^^^ung. Unser Autor hebt ganz richtig hervor: „Die
Und^ ^i Schwind so viel gethan, daß die Kunst
Pa ^ernen sehr wcuig nachzuhelfen brauchten; seit
^'iil^ war vielleicht kein Künstler mehr, der so

a-</. aufgetreten und dann so unveräudert derselbe
lict wäre." Wir müsseu uns versageu, den treff-
Uiid ^ll^ederteu, seinen Stoff vollkommen beherrschenden
. ^schöpfenden Essay, welchen Pecht dem Wiencr
> gewidmet hat, näher zu bcsprechen; nur der
sussi, Zcugniß geben von der poetischeu Auf-

sv ^>3 und Darstelluug, zu welcher die ritterliche
Schwind's unsern Autor öegeistert hat: „Der
!h;-.?^^uale Jdealismus Schwind's ist es, der seinen
^Nii^ ihrn Anziehuugskraft und uns im Hinblick ihres
>vc, ^"'schen Reichthums eine Empfindung giebt, als
ihrMvzart'sche Musik hörten. Wohl uns, daß
»>id Ton unser herrliches Eigenthum, unser Stolz
"usere Freude bleibt für alle Zeitcn!" Dieser
st^^uinbus wird ein freudiges Echo finden in der Vater-
^iiie ^ch^ud's, welche in dcn Fresken des Opernhauses
sch- bedeutendsten und in dem Cyklus von der
E>»e k ^ ^s^usine, dem „Schwanengesange" des Meisters,
b,^ m reizcndsten Schöpfungen besitzt, die uns Wonne
h§. des Daseins vicht minder rein, lieblich und
tz^,'°»>sch schildert. als die im

s>üh verstorbenen Herrschers
sch^n Liedes.

^eii nach Wien verpflanztcn Meister, Auselm
kichx^^ach, behaudelt der vorletzte Essay in sehr gründ-
ig geistreicher Weise. Die Stelluug Feuerbach's
^>ckel>^ "'^^nen deutschen Kunst, sowie deren Ent-
ziiti-s-'^ Cornelius wird uns klar und fast immer
»i,t> . ^ dargclegt; was Pecht aber über die Malweise
skrlle, Feuerbach's bemerkt, fordert denn doch

kster -,"s^ M einer Autikrilik heraus, für welche uus
Äg, >>» Raum gegönnt ist. Viclleicht wird unser
ficix^ u'" gegenwärtiges Urtheil uoch theilweise modi-
^ezher dies, nach seinem eigenen Geständnisse,
geth^ ^ Feuerbach'schen „Gastmahls des Plato"
' er iu der Ausstellung mit „Entsetzen be-

schildert, als die im „Schwanengesang"
"s vereinigte Melodienfülle des zeitgenössischeU'

im Reiche dcs

trachtete, wie ein Stück EiSmeer, das sich ungebeten in
einen Parfümerieladen gedrängt", uud welches er hinter-
her doch uach Verdieust zu würdigen gelernt hat. Feuer-
bach ist uoch iu vollem Schaffen begriffen; doch darf
man schon heute dem Schlußurtheile Pecht's beistiiiiiuen,
daß seine Leistuugen ihm „den Anspruch geben, zu den
besten Künstlern seiner Zeit gezählt zu werden."

Zuletzt bietet uns der Autor eine überraschende,
hoch erfreuliche Gabe: die Selbstbiographie des grvßeu
Lanvschafters Prcller, auf dessen Hauptwerk, die
Odysseus-Landschaften, Pecht bei der Müuchener Aus-
stelluug von 1858 zuerst aufmcrksam gemacht hat. Von
der rührendcu Schlichtheit uudWahrhaftigkeit der Preller'-
schen Erzählnng seines Lebensganges vermag kein Auö-
zug eincu Begriff zu geben; wir vcrweisen daher auf
vas Buch selbst, das außerdem köstliche, vvn Pccht mit
erlebtc Details über den Verkehr der deutschen Küustler-
kolonie in Rom und anziehende Schilderungen der
OdysseuS-Landschaften bietet. Eine geistvolle Parallele
zwischen dem Stile diottmann's und dem Preller's, die
in der Bemerkung gipfelt, daß Ersterer historische, dcr
Letztere aber heroische Landschaften malte, beschließt 'den
hochinteressanten Essay und das Buch.

Wir konnen uns die Schlußbemerkuug nicht ver-
sagen, vaß diese ncueste Arbeit dcs geschätzten Kunstschrift-
stellers, gleich seinen früheren, das Geprage mannhafter,
echt deutscher Gesinnuug trägt und das Bestreben be-
kun.det, immer und überall nur der eigenen Ueberzeuguug
Ausdruck zu geben. Eine solche Ueberzeugungstreue
muß man selbst dann achtcn, wenn man die Meinung
des Autors nicht theilt und wcnn man, was bei Pecht
oft der Fall, sich sagen muß, daß cr von einem ein-
seitigen Standpunkte aus in seinem Urtheil zu hart oder
zu milde gewesen. Die große Sachkenntniß, die geist-
reiche und gewandte Darstellung, dcn Humor und die
Fülle blitzartig erhellender Apercus, sowie ergötzlich
illustrireuder Anekdoten brauchen wir bei einem ge-
schriebenen Werke Pecht's nicht erst hervorzuheben; eiuige
Proben hiervon haben wir in diese Besprechuug auf-
genouimen, die wir mit dem Wunsche schließen, daß der
Autor uns recht bald in den weiteren Folgen seiner
Arbeit ein so reichhaltiges, kunsthistorisch interessantes
Material in gleich frischcr Darstellung bringen möge.

Oskar Berggruen.

Äimstlitrlatm-.

" Die seit längerer Zeit erwartete Biographic Tistnn's
von Crowe und Cavalcaselle ist soeben m zwer ^nnden
bei Murray in London erschienen. Das in Anlage nnd
Ausstattung mit der Geschichte dsr italienischcn Malerei der-
selben Verfasser übereinstimmende Werk führt den Titel:
,,1'itia.u: lüs tito nuct tiinos. rVitii soms aoosiiut uk lüs
tüiuil/, otiistl/ kroui uoiv uuä uupublisbsä rsoorcls." Je
stiefmütterlicher die großen vsnetianischen Meister von der
neueren Forschung bisher behandelt ivaren, desto will-
kommener muß die Leistung ber beiden bewährten Historikcr
 
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