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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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C. C. Newton's Bericht über die Schätze von Mykenä, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0267

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C. T. Neivton's Bericht über die Schätze von Mykenä.

526

525

T. Newton's Sericht iilier die Schätze von
Mnkenä.

(Fortsetzung.) .

„Von Armbändern ist ein sehr schönes Stück da,
uiassivrm Gold, mit einer einzigcn Blume in Nelief.
Ning ist aus zwei Goldplatten gcbildet; diese sind
^ch einen zwischengelcgten Streifcn Silbers verbnndcn,
^iches bei seiner Zcrstörung an verschiedenen Stcllen
^Urch pje Ritzcu des Goldes hindurchgeflossen ist. Ein
^uchstnckvoncinerArtArbeit, die man als oloisonns
^ jeichi^x, könnte, mag ebenfalls ein Stück von cincm
^uibande sein. Es gehort zu einem sreigearbeiteten
^uiiicnbande, dessen Blätter oloisons oder umrahmte
^^-älter bilden, die mit einem dunklcn glasartigen Email
'?^Aefüllt sind. Ein andcres interessantes Beispiel der-
u'Iben Arbeit weist einen Theil zweier Schlangenleiber
dcren Schuppen aus cbcnso ausgefüllten Nahmen
^wsons) bestchen. Hcrr Stamatnki HLlt dies für das
^bere Endc eines Scepters; sollte es nicht vielmehr cin
^kroldstab oder o-räuoous gewescn sein?

„Viele lange Strcifen ans dünncm Golde, an deren
^Ucui ein Stück Schädel saß, waren vermuthlich lauter
^un ien oder Bänder, bie das Haupt der Todten um-
'chlangen; von knnstreichen Beispiclen weiblichen Kopf-
^chuiiickS habe ich nichts bemerkt.

^ „Zu den interessantesten Gegcnsländen gehören vier
'.^Uge, von denen zwei in dem Frauengrabc, zwei in
Kamnier außerhalb des Steinringcs *) gefunden
^'ben si^p Sie sind aus gehämmcrtcm Golde. Dcr
'Ugkästen ist länglich oval, aus einem Stück mit dem

. ^sten. Dic Rückseilc des Kastens ist so ausgckehlt, daß
'u der Mitte eine der Krttmmuiig des Fingers sich an-
^chstndc Höhlung entstcht. Aus seiner leicht gckrümmtcn
orderseite ist eine Darstellung roh eingravirt. Folgen-
^ sind die Gegenstände der vier Jntagli:

. „1) Links sitzt cine bckleidete Frau, wahrscheinlich

^Ue Gäjsi^ welche in ihrer Rechten drei Mohnköpfe
vielleicht Granatäpfel hält. Hintcr ihr, zur Lin-
^U, ein Baum mit palmenartig sich ausbreitenden, frucht-
"adenen Zweigcn; hinter dcm.Baum, also ganz am
Uken Ende, eine kleinere wcibliche Figur, anscheinend
Früchte lesend. Dcr sitzenden Göttin gegenüber
Uuhen sich drci Fraucn, cine hinter der andern, Blumen
sich her halteud als Gaben an die Göttin. Ueber
/Uu Kopfe der zweiten dieser Frauen erschcint ctwas

Urie

Hvh

>Un Pallädium oder ein Tropäon, und in gleicher
?uhe werdcn die Eisen zweier Streitäxte, eincs hinter
^'U andern, sichtbar. Ueber dicser Gruppe, am Rande
^ Ringkastens, erblickt man die Sonne und den Halb-
ganz ähnlich wie sie in asshrischen Monumenten
"cheinen; am rechten Randc, der Frauenfigur gegenüber,

Von welchem bekaimtlich die Grabstätte umschlossen ist.

befinden sich siebcn Gcgenstände, welche man für Löwen-
köpfe hält. Sind diese Stcrne etwa die rL/yktt auf
dem homerischcn Schilde des Achilleus*)? Die Brüste
der Frauen sind nackt und haben eine schlaffe Fülle dcs
Umrisses, welche mich wiederum an indische Kunst
crinnerte. Diese alten Damen tragen einen Rock, dcr
sich gegen dcn Leib zusammenzieht unv jederseits über
den Füßen auslabet. Der untere Saum des Hemdes
ist gebogcn, als ob seine natürliche Horizontallinic durch
das Vorwärtsschrciten der Füße in Unordnung gekömmen
wäre. Das Fehlcn jener natürlichen Falten, welche aus
dem Gesetz der Schwere sich ergeben, verleiht der Ge-
wandung ein steifes Aussehen, als ob sie durchgenäht
wäre. Die Ausführnng dieser seltsamen Zeichnung ist
äußerst barbarisch. Beim ersten Anblick erinnerte mich
die Arbeit an das Gepräge einiger barbarischen inbo-
skythischen Münzen, jedoch muß die Aehnlichkeit nur
zufällig sein.

2) Ein ähnlicher Ning. Eine Reihe Ochscnköpfe,
von vorn gesehen, dazwischen anderc Gegeiistände, welche
man für Löwcnköpfe hält. Ist dics cine Tempclfront?

3) Zwei Figuren auf einem Wagen; eine davon
schießt einen Hirsch, welcher sich umwendet.

4) Drei kämpfende Krieger; einer ist niedergesunken,
einer greift an, der dritte vertheidigt sich. Einer von
ihnen trägt einen länglichen Schild. Rund um Len
Rand dcs Ringkastens sind unregelmäßige Linien ein-
gcgrabcn, mit denen die Umrisse von Bergcn gemeint zu
scin scheinen, unb wclche an ähnliche Bcrsuche, vie Natur
nachzubilden, auf asshrischen und phönikischen Trinkgefäßen
erinnern.

Mit diesen vier Ringen muß man drei andere
Jntagli auf golbenen Prismen, welche auf der Bild-
seite convcx sind, zusaiumcnhalten. Da sie dex Länge
nach durchbohrt sind, mögen sie entweder zu Drehringen
(? srvivsl rinZ's) oder zu Halsbändern gehören. Ihre
Darstellungcn sind die folgcnden:

1) Zwei kämpfende Krieger.

2) Herakles im Kampf mit einem Löwen, der auf
seinen Hinterbeinen steht.

3) Ein Jäger, eincn Löwen jagend, welchen er mit
einem Pfcil verwundet hat nnd der seinen Kopf um-
wendet.

Alle diese Jntagli dürften barbarische Nachahmungen
von Gegenständen auf asshrischen odcr phönikischen Chlin-
dern sein. Die rohe und kindliche Ausführung entspricht
ungefähr derjenigen gewisscr alterthümlicher linsenförniiger

") Jlias 18, 483:

Drauf mm schuf er die Erd', und das ivogende Meer und
den Himniel,

Helios auch, unermüdet im Lauf. und die Scheibe Selenes,
Darauf auch alle Gestirne, so viel sind Zeichen des Himmsls

r« rfichk« 7r«»-ra ra r or^«ro>; ^arkPavwrar).
 
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