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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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C. C. Newton's zweiter Bericht über die olympischen Entdeckungen, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0294

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579

Kunstgeschichtliches. — Kunstblätter. — Sammlungen und Ausstellungen.

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brecht, unter deren Leitung während der zeitweiligen
Abwcsenheit des vr. Hirschfeld dic Arbeiten vor sich
gingen. Diesen Herren sowic Herrn Demetriädes, dem
griechischen Regierungskommissar, gebnhrt der Ausdruck
meines Dankes für die liebenswürdige Höflichkeit und
Aufnierksamkcit, welche meinen zwciten Besuch verschönte."

Mittlerweile hat der deutsche Reichstag in richtiger
Würdigung der Wichtigkeit dieser vlhinpischen Aus-
grabungen eine neue Jahresrate der Kosten bcwilligt.
Newton's Bericht giebt uns die erwünschle Bcstätiguug,
daß die Ergebnisse der zweiten Cainpagne hinter dencn
der ersten nicht zurückstehen, sonrern ini Gcgentheil sic
an Kunstwerth —- etwa von der Nike abgesehcn') —
übertreffen. Die Wissenschaft ist sich übcr dic ganz
hervorragende Bedentung diescr Funve, welche uns völlig
neue Blicke in die Vielseitigkeit und in die Art dcs
Kunstbctriebes währcnd der Glanzzcit griechischer Plastik
eröffnete, nie im Zweifcl gewesen. Das große Publikuni
fühlt sich durch das Ueberraschende der mit so großer
Reklame in alle Welt hinausposannten mykcnischen
Funde, bei denen die Schattenbilder geliebter homerischer
Helden aus der Grube auflauchen, mehr gefesselt. Ohnc
Schlieniann's von so uneigennützigem Enthusiasnins
cingegebenen Unternehmungen irgcnd zu nahe treten zu
wollcn — denn wer möchte ihren hohen Werth für die
Ermiltelung der ältesten Kultur- und Kunstbeziehungen
zwischen dem Orient und Griechenland leugnen? —
kann doch kein Zweifel darüber bestehen, daß die in be-
scheidener Stille geförderten Arbeiten im Thalc des
Alpheios, bei denen jedcr Fund ein Unicum ist und
ein neues Blatt in der Geschichte der vornehmsten Kunst-
blüthe der Welt füllt, von weit höherem bleibenden
Jnteresse sind, als jene Mengen Goldes, nnter denen
nur wenige Stücke einen Einzelwerth beanspruchen können,
währ'end die Mehrzahl nur im Ganzen als weitercr
Beleg einer uns auch sonst schon ziemlich bekannten
Kunststufe in Betracht komiuen. Man hört wohl klagen,
daß die meistcn der olhmpischen Skulpturcn nicht schöner
seien. Das Bedauern ist nicht ganz ungerechtfertigt.
Aber was würven dieselben Leute wohl sagen, wenn sie
vie mykenischen Alterthümer erblickten? A. N.

Diese Bemerkungen sind uor der Auffindung des
Heratempels mit der Gruppe des Praxiteles niedergeschrieben.

A. d. Red.

Auilstgeschichtlichkg.

Die Ausgrabungen in Olympia. Telegramme und aus-
führlichere Berichte melden neue wichtige Entdeckungen. Das
Heräon, ein dorischer Tempel mit umlausender Säulenhalle,
ist mit seinem Stufenbau zum Vorschsin gekommen. Einige
Säulentrommeln mit 20 Furchen, sowie Stücke der Cella-
mauer stehen noch zwei bis drei Meter hoch an Ort und
Stelle; die Kapitäle zeigen alterthümliche Formen, die Breite
beträgt an der unterstsn Stufe 19,85 Meter. Wie dieses
Maß mit der lückenhaften Stelle des Pausanias (V. 18, 1)
in Einklang zu bringen ist, steht noch dahin; die Jdentität

des Gebäudes ivird aber durch den Fund einer Statue aus
parischem Marmor erwiesen, welche Pausanias im Heräon
erwähnt. Es ist ein jugendlicher Hermes mit dem kleineu
Dionysos auf dem linken Arm, das Werk des Praxiteles-
Die Statue wurde in der Cella dicht neben der im vorigen
Bericht erwähnten weiblichen römischen Geivandstatus aus
dem Gesichte liegend gefunden, wie sie gefallen war. E»
fehlen noch der rechte Arm und die Beine unterhalb der
Kniee des Hermes, sowie der Oberkörper des Kindes. Dch
gegcn ist der Kopf ungebrochen vorgefunden. Hermes, lässig
stehend, stützt sich niit dem linken Ellenbogen auf eineN
Baumstamm, den der abgelegte Mantel bedeckt; die erhobene
Rechte scheint eine Traube gehalten zu haben. Die Höh^
der Figur beträgt jetzt 1,80 Meter. Die Komposition eh-
innert lebhaft an die Gruppe von Eirene und Plutos "i
der Glyptothek zu München. Ein Theil des in großartigeN
Falten herabhängenden Gewandes ist aus einem besonderen
Marmorstücke an'gesetzt, die Oberfläche im Ganzen tadellos
erhalten. Nebensachen wie Haar und Rückseite sind ver-
nachlässigt Rothe Farbe zeigt sich an den Lippen und i>N
Haare. Jn Folge dieses wichtigen Fundes geschah Alles,
um den Tempel der Hera noch vor Abschluß dieser Arbeits*
periode freizulegen. — Außerdem sind bei dem VorgeheN
gegen Osten noch einige kleinere Fragmente von der Grupp^
des Ostgiebels gefunden; namentlich ein in Gewand gehülster
linker Fuß, ein Arm und ein wichtiges Stück vom Gesichs
des Pelops (Stirnbein und Augen). Jn derselben Gegend
fand sich der lang gesuchte oberste Block des Postameiits
der Nike mit dem zierlichen Kranzgesims und der vertiesten
Standspur für den Felsen.— Endlich haben dieAusgrabungeN
an der byzantinischen Kirche die 4,50 Meter breite Eingangö-
schwelle des antiken Gebäudes (Hippodamion?) an der Osd
seite freigelegt. — Von Jnschristen ist eine auf Philetairoö,
den Sohn Ättalos I., bezügliche Basis gefunden, welche rist
von den Athenern ihm gesetztes Standbild trug. — Wss
fügen diesem, dem „Reichs-Änzeiger" entlehnten Bericht noch
einige Notizen bei, welche wir direkten Mittheilungen aus
Olympia verdanken. Das Heräon zeigt hiernach die gau?
ungewöhnlichen Grundrißverhältnisse von 6 Säulen an den
Schmalseiten zu 18 Säulen in der Länge. Von den zahb
reichen, großentheils hoch alterthümlichen Bildwerken, welchs
Pausanias im Jnnern des Tempels erwähnt, hat sich außer'
der oben bereits genannten römischen Gewandstatue und dew
Hermes nichts mehr vorgefunden. Die Cella sieht gaui
leer geräumt aus. Nur die Spuren am Boden lassen ek-
kennen, wo (links und rechts in dichten Reihen) die StatueU
gsstanden haben. — Ob wir übrigens in dem Hermes nstrt'
lich eine Arbeit von der Hand des Praxiteles besitzen, ev
scheint nach den Berichten unseres Gewährsmannes aw
zweifelhaft. Die Ausführung soll nicht in allen Theilen de»
Stempel der höchsten Meisterschaft an sich tragen, wie nwU
es bei einem Werke von solcher Äutorschaft erwarten durst^-
Das Antlitz soll allerdings sehr schön, das Haar dageged
mehr als „vernachlässigt" sein und die Gewandung ebenfalls
einzelne wenig befriedigende Partien darbieten. Auch dsi
Umstand, daß das Bildwerk aus mehreren Stücken in mäU
sehr sorgfältiger Weise zusammengeflickt ist, giebt zu denkew
Vielleicht haben wir also den Ausdruck des Vausanias „Wc^
des Praxiteles" (rö/ry Far- /7p«;-rx/ony) in diestUs
Falle nicht würtlich zu nehmen. Schreibt doch der Perieg^
auffallend viele Statuen und Gruppen dem großsn attischeu
Meister zu!

A»»stl>alldk1.

U. Christof Prcisel in Münchcn hat kürzlich seinen St^
nach Fr. Defregger's „Ball auf der Alm" vollendet, unu
die v. Montmorillon'sche Kunsthandlung (Jos. Maillinger -
für welche derselbe ausgeführt ward, ist eben mit der VerstU'
dung des trefflich gelungenen Blattes beschäftigt.

Aamiillttngt» und jAussteUungcn.

0. ^.. Düsscldorf. Oehmichen, der durch sein BiiU
aus der letzten Kriegszeit vortheilhaft bekannt ist, dei
es aber nicht.gelungen war, sich auf derselben Höhe zu halte^
hat jetzt wieder einen neuen Äufschwung genommen. ^
sehen aus der per.nanenten Ausstellung von Bismeyer ^
 
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