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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 12.1877

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Berggruen, Oskar: Rubens und Rembrandt, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5785#0353

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Nr. 44.
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L 25 Pf. für die drei
Mal gespaltcne Petitzeile

1877.

Bciblatt znr Zeitschrist sür bildende Kunst.

Dies Blatt, jede Woche am Donnerstag erscheinend, erhalten die Abonnentcn der „Zeitschrift für bildende Kunst" gratis; für sich allein bezogen
kostet der Jahrgang 9 Mark sowohl im Buchhandel wie auch bei den deutschen und österreichischen Postanstalten.

>nihalt: Rubens und Rembrandt, Studien von EngLne Fromentin. IV. — Herdtle, Die Bauhütte. — A. v. Perger -b. — Staatliche Unterstützung der
Kunst in Bayern. — Münchener Knnstverein. — Stuttgart; kunstgewerbliche Weihnachtsmesse in Berlin; Münchener Kunstverein. — Enthüllung
der Schnaase-Büste; Prof. Chr. Noth. — Zeitschriften. — Jnserate.

Rubens un- Nembrandt.

Studien von Eugöne Fromenti».

IV.

Zn Haarlem hält sich unser Autor auf, um eineu
Dleister, den er im Louvre allerdings uicht kennen lernen
lonnte, zu besuchen: Frans Hals. Ueberhaupt muß
>uan in Haarlem gewesen sein, um diesen großen Por-
irätisten „von so bcispielloser Schnelligkeit, wunder-
^arer guter Laune und excentrischer Mache" vollständig
Zu begreifen. Zm Haarlemer Museum befinden sich
uicht weniger als acht Gemälde des Meisters, auf denen
iahlreiche lebensgroße Porträts trefflich gruppirt sind, die
ivg.Doelenstücke und Regentenbilder; cines derselben datirt
von 1616, wo Hals erst 32 Jahre alt war, ein anderes
'st 1664 gemalt worden, zwei Jahre vor dem Tode des
^ieisters. Da hat man die sonst so seltene Gelegen-
heit, die gesammte fünfzigjährige Künstlerlaufbahn des
^ieisters in wohl gegliederten und bezeichnenden Bei-
spielen vor sich ausgebreitet zu sehen; die Bilder hängen
^berdies so gut, daß sie „alle ihre Geheimnisse Jeder-
kiann preisgeben und man aus ihnen so viel lernt, als
tvenn man zugesckaut hätte, wie Hals malte".- Auf
^rund sehr geistreicher, von intimem Berständniß der
^echnik zeugender Bemerkungen über die einzelnen Bilder
Lelangt unser Autor zu der Aeußerung: „Frans Hals
tvar nur ein Praktiker, aber trotzdem einer der geschick-
testen und erfahrensten Meister, die jcnials irgendwo
Aelebt, trotz Rubens und van Dhck in Flandern und
^elazquez in Spanien".

Endlich betritt unser Autor Amsterdam, die
Hauptstadt Rembrandt's. Schon zuvor hatte er die

„Anatomie" dieses Meisters im Haag kennen gelernt
und ihr ein geistvolles, aber unseres Erachtens nicht in
allen Punkten zutreffendes Kapitel gewidmet, aus welchem
wir nur hervorheben, daß Fromentin mit Recht dieses
Bild „als den Keim des eigentlichen Rembrandt" be-
zeichnet und von 1632, dem Entstehungsjahre des
berühmten Bildes, eine neue Aera der Malerei datirt.
Denn zu alle dem, was Rembrandt als Erfinder im
Reiche der Kunst auszeichnet, gewahren wir in der
„Anatomie" den ersten, klar formulirten, wenn auch
nicht mit reifer Kraft durchgeführten Anlauf. Es hat
bereits den Ansatz zu jenem „kabalistischen" Reize,
welcher die „Nachtwache" umgiebt und dieses Bild zu
dem meist besprochenen in Holland macht. „Wohl über
kein Kunstwerk der Malerei auf Erden, die sixtinische
Kapelle ausgenommen, ist die Kritik mit weniger Ein-
fachheit und Genauigkcit zu Gericht gegangen; man hat
es immer überschwenglich gelobt und hat nur zaghaft
einzelne Worte des Tadels verlauten lassen". Und
dennoch bedarf vicles an dem Bilde der Richtigstellung,
von der Bezeichnung angefangen, die falsch ist, bis zur
Beleuchtung, deren Schlüssel man kaum gefunden hat.
Eine scharfe, kritische Richtigstellung würde wohl jenen
Mhthus der Unverständlichkeit, der Las Bild so anziehend
macht, vernichten; aber man würde endlich aufhören,
nach dem Gegenstande desselben zu spekuliren, anstatt
sich mit seinen malerischen Vorzügen zu beschäfkigen.
Und im Grunde genommen ist das Sujet nicht so wich-
tig. Wir wissen, daß Rembrandt eine Porträtgruppe
herstellen wollte nnd kennen sogar durch des Meisters
eigene Hand die Namen der dargestellten Persönlichkeiten;
wir wissen, daß sie zu einem lokalen Vereine gehören
 
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