Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927
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Heft 1
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Raoul Domenjoz
Ausgestellt bei V.
machte Auslese handelt — dann muß man
konstatieren: Ein durchgehend hohes Niveau,
eine Reihe gut gemalter Bilder, ein paar sym-
pathische Talente, aber mehr nicht. So hat der
Franzose Henry de Waroquier schöne Früchte
gemalt, der Franzose Edmond Kayser zeigt
ein feines Stilleben und eine nobel gemalte
Landschaft. Auch Alexandre Auffray und
E.Ceria sind beachtlich. Aber weniger interes-
sant sind unsere jungen Maler gewiß nicht.—
Bei Hugo Perls sind von einem anderen jun-
gen Franzosen Elisee Maclet über 3o Bil-
der ausgestellt. Julius Elias hat zum Katalog
ein unterrichtendes A^orwort geschrieben. Wir
erfahren, daß der Künstler, der 1881 an der
Somme geboren, zuerst Gärtner, dann Speise-
wagenkellner war, igog nach Paris kam, wo
er mit Utrillo arbeitete. Also ein Autodidakt
wie dieser. — Der erste Eindruck, den man
von den Bildern empfängt, ist der einer gro-
ßen Helligkeit, wie der Süden sie ausstrahlt.
Ein solides Handwerk fällt auf, eine alles be-
siegende Farbenfreudigkeit — auf der ande-
ren Seite aber auch eine unverkennbare Ab-
hängigkeit von Utrillo, die immer wieder
durchschlägt. Die Art, wie die Fläche mosaik-
artig aufgeteilt ist, erinnert an den Lehrer,
aber es fehlt das Zwingende, Geniale, was
diesem eigen. Maclet ist ein Maler sans phrase.
Der Hafen von Cassis
Hartberg, Berlin
Das beweisen Bilder wie „Les chacutiers“
ig24 und „Le möle ä Dieppe“ ig23, aber
seine gesunde Natur liegt noch im Kampf mit
der Manier, die ihn ab und an zu erprobten,
liebenswürdigen Effekten verführt. Alan wird
seine Entwicklung ruhig abwarten müssen.
DEUTSCHE MALER IN PARIS
In der zweiten Novembernummer des Bulle-
tin de la vie artistique finden, wir einen
von einem der Redakteure Andree AVarnod
gezeichneten Artikel mit der Überschrift
„Deutsche Maler“. Es wird darin von einer
Auss te 11 ungdeutscher Malereiin Pa-
ris gesprochen als von einem Ereignis, das
großes Interesse erregen würde und gefragt,
ob wohl der Salon die Initiative ergreifen
wurde oder ob die deutschen Künstler viel-
leicht den intimerenRahmen einer Kunsthand-
lung vorzögen. Aber, heißt es wörtlich weiter,
„es ist sicher, daß man an diese Ausstellung
denkt, daß man mit ihr rechnet, und daß sie
schon mehr ist, als ein ,projet en l’air‘. A'lit
ziemlicher Sachkenntnis wird von den in Frage
kommenden Künstlern gesprochen. Es wer-
den, wenn auch mit verwunderlicher Ortho-
graphie, die Namen August Alacke, Pechstein,
Dix, Beckmann, Emil Nolde, Rottluff, Felix
Müller, Georges Grosz, Jawlenski, Ivandinsky,
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