Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

DOI issue:
Heft 5
DOI article:
Sammler und Markt
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0190

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
SAMMLER UND MARKT

VERSTEIGERUNGEN
BERLIN
Am 5. April und an den kommenden Tagen
wird bei Lepke die Sammlung Hugo
Benario, Berlin, zur Versteigerung ge-
langen. Ohne einer ausführlichen Besprechung
vorgreifen zu wollen, bemerken wir schon
heute, daß es sich um eine größere Kollek-
tion von Holzskulpturen handelt, bei
der die fränkischen im Mittelpunkt stehen.
Die interessantesten Objekte sind: ein Chri-
stuskopf, Eichenholz: französisch, zweite
Hälfte des i3. Jahrhunderts; eine heilige Ma-
ria, Lindenholz, westdeutsch, erste Hälfte des
i4. Jahrhunderts; trauernde Frauen, Eichen-
holz, mittelrheinisch, Anfang des 15. Jahrhun-
derts; Pieta, Lindenholz, mittelrheinisch um
i4io (Cicerone 1922, Seite n5, Tafel). Nächst
den Holzskulpturen ist die reiche Sammlung
von Mörsern hervorzuheben, worunter sich
auch frühe, sehr interessante Exemplare be-
finden, die Leuchter und eine Reihe mittel-
alterlicher Holzmöbel. Auf das Kunstgewerbe
werden wir im einzelnen noch zurückkom-
men. K
Am 12. April wird bei Paul Cassirer in
Berlin die Sammlung Leo Lewin, Bres-
lau, zur Auktion gelangen. Sie enthält eine
ganze Reihe Kunstwerke von hervorragender
Qualität. Besonders hinweisen möchte ich auf
die Reliefs „Übergang“ und „Grablegung“
von Barlach, weiter auf einen weiblichen
Torso von Lehmbruck, auf eine große Kol-
lektion von Kleinbronzen von Gaul und
Kolbe. Von Liebermann bemerkt man das
bekannte Bild „Der Biergarten“, im Vorder-
gründe sitzt Corinth, ein früheres Selbstbild-
nis, die „Rübenhackerin“, den bekannten
Kirchgang in Laaren“, „die Gedächtnisfeier
für Kaiser Friedrich in Kosen“, den präch-
tigen „Gemüsemarkt in Delft, die „Kleinkin-
derschule“ und ein Bildnis aus der späten
Zeit, ein Garten in Wannsee. Auch Slevogt
ist stark vertreten, van Gogh mit einem Blu-
menstilleben, Monet mit „Weinberge im Win-
ter“, Daumier mit dem „Pont neuf“: ein
dicker Arbeiter herzt seine Kinder, im Hin-
tergründe die Brücke, Menzel mit der „Pro-
zession“. Eine große Anzahl von Iiandzeich-
nungen ergänzt. Dies nur als kurzen Vorbe-
richt. Wir kommen noch ausführlich auf die
Auktion zurück. K

KÖLN
Alte Gemälde, hauptsächlich Niederländer mitt-
lerer Qualität, kommen am 23. März bei
Lempertz zur Versteigerung. Unter den
Landschaften dominieren die Vlamen vom
Anfang des 17. Jahrh.: Jan Brueghel I. und
seine Antwerpener Zeitgenossen bzw. Nach-
folger, darunter ein großes Waldbild von des
Ersleren Hand, in das Johann Rottenhammer
eine „Ruhe auf der Flucht“ hineingemalt
hat, ferner eine kleine in Miniaturstil ge-
malte Brueghel-Landschaft mit den typischen
kleinen Figuren, Landschaften mit Staffage
von Jodocus und Frans de Momper, David
Vinckeboons, Paul Bril u. a. Die holländische
Schule ist vertreten mit Kirmesbildern von
J. C. Droogsloot und J. M. Molenaer, mit
Genrebildern von Jan Steen, P. C. vanSlin-
gelandt, A. van de Venne und E. van Ileems-
kerk, mit Herdenbildern von Dirk van Ber-
gen, A. C. Begeijn, A. van de Velde, mit
Landschaften von Aert van der Neer, E. van de
Velde u. a. Unter den Italienern ragen her-
vor eine prachtvolle Anbetung der Hirten
von Jacopo Bassano, ein charakteristischer
Magnasco, ein großes Architekturbild von
G. P. Pannini und eine Landschaft von F.
Zuccarelli. Unter den Deutschen des 16. Jahrh.
ist eine große Tafel von Lucas Cranach d.
Ä. (Messe des hl. Gregor) zu nennen. R
MÜNCHEN
Nach fünfjähriger Pause nimmt die Firma
Dr. F. X. Weizinger & Co. (am Glas-
palast) ihre Auktionstätigkeit wieder auf und
bringt am 2.3. und 2/n März eine Samm-
lung von Kunstaltertümern und ethnographi-
schen Seltenheiten auf den Markt. Über diese
gibt der mit 4o Tafeln versehene Katalog
nähere Auskunft. Reine und angewandte
Kunst begegnet sich in dieser Sammlung mit
Dingen, die man bisher nur ethnographisch
zu werten und zu betrachten gewohnt war.
Zu erwähnen sind vor allem die Zauber-
stäbe der Toba Bataker auf Suma-
tra oder die Jea.-Töpferei Altperus, die
in reichen Exemplaren vertreten ist, ähnlich
wie die Nazcagefäße Perus. Hingewiesen
sei sodann auf die Waffen aus Abessinien,
Siam, Sumatra, Borneo, Celebes, Java, Bali
und Japan, die das Beste darstellen, was das
Morgenland an solchen Dingen hervorgebracht
hat. Alles in allein geben die Silber- und

168
 
Annotationen