RUNDSCHAU
NEUORDNUNG DER MUSEUMS VERHÄLT-
NISSE IN BASEL
Seit dem Tode Rintelens, des Konservators
der Öffentlichen Kunstsammlung, sind nun-
mehr fünfviertel Jahre vergangen, undimmer
noch dauert, die Vakanz an, immer noch haben
sich die verschiedenen maßgebenden Stellen
auf keinen Nachfolger einigen können. Wie
aber die Dinge liegen, möchte man dringend
wünschen, daß die anscheinend ziemlich ver-
fahrene Sachlage endlich eine Klärung er-
fahre — im Interesse der Kunstsammlung und
des künstlerischen Lebens von Basel. Nach-
dem der Stadt durch die Berufung Felix
Weingartners einer der hervorragendsten Mu-
siker gewonnen werden konnte, ist der allge-
meine Wunsch der künstlerisch interessierten
Kreise nur allzu verständlich, auch an der
Spitze des Museums eine Persönlichkeit zu
sehen, die auf das Kunstleben ebenso befruch-
tend einzuwirken vermöchte.
Um so mehr, als des kommenden Mannes eine
ganze Reihe wissenschaftlicher und organisa-
torischer Aufgaben harren. Er wird die wis-
senschaftliche Bearbeitung der Gemälde und
Handzeichnungsbestände (für beide steht der
abschließende Katalog immer noch aus) in die
Wege zu leiten und durchzuführen haben; er
wird aber vor allem den seit anderthalb De-
zennien geplanten und durch die neueste Ent-
wicklung der Dinge in nächste Nähe gerückten
Museumsbau vorbereiten und durchführen
müssen. Aufgaben, die an sich und in Basel im
besonderen keine Kleinigkeit sind. Dazu kommt,
daß durch eine besondere Verkettung der Um-
stände die Kunstsammlung nicht bis zum voll-
endeten Neubau im alten Museum an der Au-
gustinergasse (das nachher ganz der Ethnogra-
phie und den Naturwissenschaften eingeräumt
werden soll) verbleiben kann, sondern den
Platz bereits in allernächster Zeit zu räumen
gezwungen ist infolge eines plötzlich äußerst
dringlich erklärten Umbaus des nicht mehr
genügend feuersicheren Dachstockes, in dem
sie zum wesentlichen Teil untergebracht ist.
Ohne sich über das Wohin absolut schlüssig
zu sein, wurde ursprünglich der Auszug und
nach vollendetem Umbau der Wiedereinzug
bis zur Vollendung des Museumsneubaus und
sodann der endgültige, zweite, Auszug ge-
plant! Glücklicherweise ist aber durch ein Ab-
kommen mit dem Basler Kunstverein, dem
die Sanktion der maßgebenden Behörden auf
dem Fuß folgte, die ganze Angelegenheit ein-
facher und glücklicher geregelt worden. Und
zwar so: Der Basler Kunstverein, eine vom
Staat unabhängige private Institution zur
Pflege der Kunst, tritt seine Ausstellungs-
räume in der Kunsthalle mietweise für die
Dauer von fünf Jahren (bis dahin soll näm-
lich das neue Kunstmuseum fix und fertig
sein!) der Öffentlichen Kunstsammlung ab,
die auf diese Weise an einem Orte, wenn
auch nicht vollständig, gezeigt werden kann.
Um aber die eigene Ausstellungstätigkeit nicht
aufgeben zu müssen, vergrößert der ebenfalls
baulustige Kunstverein durch eine sofortige
rasche Überbauung der an die Kunsthalle an-
gebauten Skulpturenhalle seine Räume nahe-
zu um den bereits vorhandenen Flächenin-
halt. Da jedoch seine finanziellen Mittel für
denUmbau viel zu gering sind, legt er einerseits
die vom Staate gezahlte Miete dazu und
beschafft sich andererseits weitere 200000
Franken durch Abtretung von Kunst-
werken aus seiner Sammlung an den Staat,
resp. an die Öffentliche Kunstsammlung. Auf
diese Weise ist, sowohl für die Kunstsamm-
lung als auch den Kunstverein eine beider-
seits befriedigende Lösung gefunden worden,
die dem letzteren überdies seine volle, für das
Basler Kunstleben so eminent wichtige, Un-
abhängigkeit garantiert — was bei einer staat-
lichen Subvention ohne Gegenleistung nicht
der Fall gewesen wäre. Die Öffentliche
Kunstsammlung gewinnt aus dem Vertrage,
außer der ungewöhnlich günstigen Lösung der
Raumfrage, einen sehr stattlichen Zuwachs
von Kunstwerken, darunter Gemälde von
Böcklin, Stäbli, Schider, Sandreuter, Ifodler,
ferner eine Anzahl wertvoller Künstlerbücher
und Handzeichnungen, darunter hervorragen-
de Blätter von Manuel Deutsch, Urs Graf
und ITolbein. Ein großer Teil davon ist be-
reits in der Kunstsammlung ausgestellt. Ver-
mutlich vom nächsten Frühjahr ab wird man
während der Dauer von fünf Jahren in Basel
in ein und demselben Gebäude die Sammlung
alter und neuer Kunst und gleichzeitig die
wechselnden Ausstellung besichtigen können.
WR
Inzwischen wird uns aus Basel offiziell mit-
geteilt, daß der bisherige Stuttgarter Mu-
seumsdirektor Dr. Otto Fischer zum Kon-
servator der öffentlichen Kunstsammlung in
Basel gewählt worden ist. n
EIN WERK DES GIUSEPPE BAZZANI IN
DER NATIONAL GALLERY ZU LONDON.
Die Londoner Nationalgalerie hat im Jahre
1922 ein Bild mit der Darstellung des Heili-
gen Antonius von Padua mit dem Christkind
5 19
NEUORDNUNG DER MUSEUMS VERHÄLT-
NISSE IN BASEL
Seit dem Tode Rintelens, des Konservators
der Öffentlichen Kunstsammlung, sind nun-
mehr fünfviertel Jahre vergangen, undimmer
noch dauert, die Vakanz an, immer noch haben
sich die verschiedenen maßgebenden Stellen
auf keinen Nachfolger einigen können. Wie
aber die Dinge liegen, möchte man dringend
wünschen, daß die anscheinend ziemlich ver-
fahrene Sachlage endlich eine Klärung er-
fahre — im Interesse der Kunstsammlung und
des künstlerischen Lebens von Basel. Nach-
dem der Stadt durch die Berufung Felix
Weingartners einer der hervorragendsten Mu-
siker gewonnen werden konnte, ist der allge-
meine Wunsch der künstlerisch interessierten
Kreise nur allzu verständlich, auch an der
Spitze des Museums eine Persönlichkeit zu
sehen, die auf das Kunstleben ebenso befruch-
tend einzuwirken vermöchte.
Um so mehr, als des kommenden Mannes eine
ganze Reihe wissenschaftlicher und organisa-
torischer Aufgaben harren. Er wird die wis-
senschaftliche Bearbeitung der Gemälde und
Handzeichnungsbestände (für beide steht der
abschließende Katalog immer noch aus) in die
Wege zu leiten und durchzuführen haben; er
wird aber vor allem den seit anderthalb De-
zennien geplanten und durch die neueste Ent-
wicklung der Dinge in nächste Nähe gerückten
Museumsbau vorbereiten und durchführen
müssen. Aufgaben, die an sich und in Basel im
besonderen keine Kleinigkeit sind. Dazu kommt,
daß durch eine besondere Verkettung der Um-
stände die Kunstsammlung nicht bis zum voll-
endeten Neubau im alten Museum an der Au-
gustinergasse (das nachher ganz der Ethnogra-
phie und den Naturwissenschaften eingeräumt
werden soll) verbleiben kann, sondern den
Platz bereits in allernächster Zeit zu räumen
gezwungen ist infolge eines plötzlich äußerst
dringlich erklärten Umbaus des nicht mehr
genügend feuersicheren Dachstockes, in dem
sie zum wesentlichen Teil untergebracht ist.
Ohne sich über das Wohin absolut schlüssig
zu sein, wurde ursprünglich der Auszug und
nach vollendetem Umbau der Wiedereinzug
bis zur Vollendung des Museumsneubaus und
sodann der endgültige, zweite, Auszug ge-
plant! Glücklicherweise ist aber durch ein Ab-
kommen mit dem Basler Kunstverein, dem
die Sanktion der maßgebenden Behörden auf
dem Fuß folgte, die ganze Angelegenheit ein-
facher und glücklicher geregelt worden. Und
zwar so: Der Basler Kunstverein, eine vom
Staat unabhängige private Institution zur
Pflege der Kunst, tritt seine Ausstellungs-
räume in der Kunsthalle mietweise für die
Dauer von fünf Jahren (bis dahin soll näm-
lich das neue Kunstmuseum fix und fertig
sein!) der Öffentlichen Kunstsammlung ab,
die auf diese Weise an einem Orte, wenn
auch nicht vollständig, gezeigt werden kann.
Um aber die eigene Ausstellungstätigkeit nicht
aufgeben zu müssen, vergrößert der ebenfalls
baulustige Kunstverein durch eine sofortige
rasche Überbauung der an die Kunsthalle an-
gebauten Skulpturenhalle seine Räume nahe-
zu um den bereits vorhandenen Flächenin-
halt. Da jedoch seine finanziellen Mittel für
denUmbau viel zu gering sind, legt er einerseits
die vom Staate gezahlte Miete dazu und
beschafft sich andererseits weitere 200000
Franken durch Abtretung von Kunst-
werken aus seiner Sammlung an den Staat,
resp. an die Öffentliche Kunstsammlung. Auf
diese Weise ist, sowohl für die Kunstsamm-
lung als auch den Kunstverein eine beider-
seits befriedigende Lösung gefunden worden,
die dem letzteren überdies seine volle, für das
Basler Kunstleben so eminent wichtige, Un-
abhängigkeit garantiert — was bei einer staat-
lichen Subvention ohne Gegenleistung nicht
der Fall gewesen wäre. Die Öffentliche
Kunstsammlung gewinnt aus dem Vertrage,
außer der ungewöhnlich günstigen Lösung der
Raumfrage, einen sehr stattlichen Zuwachs
von Kunstwerken, darunter Gemälde von
Böcklin, Stäbli, Schider, Sandreuter, Ifodler,
ferner eine Anzahl wertvoller Künstlerbücher
und Handzeichnungen, darunter hervorragen-
de Blätter von Manuel Deutsch, Urs Graf
und ITolbein. Ein großer Teil davon ist be-
reits in der Kunstsammlung ausgestellt. Ver-
mutlich vom nächsten Frühjahr ab wird man
während der Dauer von fünf Jahren in Basel
in ein und demselben Gebäude die Sammlung
alter und neuer Kunst und gleichzeitig die
wechselnden Ausstellung besichtigen können.
WR
Inzwischen wird uns aus Basel offiziell mit-
geteilt, daß der bisherige Stuttgarter Mu-
seumsdirektor Dr. Otto Fischer zum Kon-
servator der öffentlichen Kunstsammlung in
Basel gewählt worden ist. n
EIN WERK DES GIUSEPPE BAZZANI IN
DER NATIONAL GALLERY ZU LONDON.
Die Londoner Nationalgalerie hat im Jahre
1922 ein Bild mit der Darstellung des Heili-
gen Antonius von Padua mit dem Christkind
5 19