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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 16
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0535

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Giuseppe Bazzani Heiliger Antonius
Nationalgalerie London

erworben. Das Werk trägt die Nummer 3663
und ist unter dem Namen des Jacopo Ami-
goni ausgestellt..
Das Sujet ist einfach: Der Heilige stellt hin-
ter einer Art Brüstung mit ausgebreiteten Ar-
men, der Blick ist gesenkt, das Christkind auf
einer rosa Draperie sitzend, richtet sich an der
Gestalt des Heiligen empor, um ihn zu küs-
sen. Was an dein Bild in erster Linie auf-
fällt, ist die außerordentlich breite Malweise,
mit der es hingestrichen ist. Die ganzen Farb-
werte laufen in ein in Rosa spielendes Grau
zusammen, aus dem sich die braunen Haare
des Heiligen und das stark betonte Rosa der
erwähnten Draperie besonders hervorheben.
Eine weitere charakteristische Note gibt eine
im Vordergründe liegende weiße Blüte. Be-
sonders ist auch die Art, wie die Hände des
Heiligen behandelt sind, und die Sicherheit,
mit der die Augen mit wenig Pinselstrichen
hingesetzt sind, zu beachten.
Vergleichen wir nun das Bild mit den ge-
sicherten Werken Amigonis. Wir verdanken
die genauere Kenntnis dieses Meisters in er-

ster Linie einer Studie von Hermann Voss.
(Jahrb. d. preuß. Kunstsammlungen, XXXIX.
1918. p.i45ss.) Halten wir das vorliegende
Werk mit den leider ganz unzulänglichen Ab-
bildungen des genannten Aufsatzes zusammen,
so ergibt sich zunächst in Figuren- und Ge-
sichtstypen keinerlei Zusammenhang. Ferner
sind Themen, wie sie unser Bild bietet, auf
den Werken des Venezianers, der in der Re-
gel auf kleinem Format Kompositionen mit
verhältnismäßig großer Figurenzahl gibt,
überhaupt selten. (Vgl. a. a. 0. Abb. 5—9.)
Was am meisten gegen die Attribution des Bil-
des an Amigoni einnimmt, ist schließlich das
Kolorit: wir haben auch bei den kleineren
Bildern Amigonis den ins Silbergraue spielen-
den Gesamtton, der von den rosa Farbwerten
unseres Bildes stark abweicht; auch die im
Londoner Bild dominierenden Farben stim-
men schlecht zur Kunst Amigonis.
Wir werden uns also nach einem andern Mei-
ster als dem Autor des vorliegenden Werkes
umsehen müssen, und zwar haben wir ihn in
dem i5 Jahre nach Amigoni (1690) gehöre-
st
 
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