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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 14
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Sammler und Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0482

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SAMMLER UND MARKT

MÜNCHEN'
Am 25. Juni fand die Generalversammlung
des Verbandes des Deutschen Kunst- und Anti-
quitätenhandels e. V. in den Räumen der Han-
delskammer in München . statt, die zugleich
die io. Generalversammlung des Verbandes
war.
Der erste Vorsitzende, Geh. Kommerzienrat
S. Drey, begrüßte mit herzlichen Worten die
Erschienenen und gab in treffenden Worten
einen Rückblick auf die seit der am 2i. Mai
1917 erfolgten Gründung verflossenen Jahre
und die erfolgreiche Arbeit des Verbandes.
Er erwähnte, daß die Notwendigkeit des Zu-
sammenschlusses gleichartiger Interessenten
zu einer Vereinigung schon lange erkannt war,
aber erst die harte Not der Kriegszeit habe den
Gedanken zur Reife gebracht. Mit Stolz könne
der Verband auf das Geleistete in zehn Jahren
ernster Arbeit zurückblicken, in denen er sich
stets mit ganzer Kraft nicht nur für die Ver-
tretung und Förderung gemeinsamer mate-
rieller Interessen, sondern auch zur Wahrung
der Standesehre eingesetzt habe, so daß heute
der Kunst- und Antiquitätenhandel als ein be-
deutender Wirtschafts- und Kulturfaktor an-
erkannt sei.
Er führte aus, daß der Verband des Deutschen
Kunst- und Antiquitätenhandels sich sein Ziel
weit gesteckt habe, aber er betrachte sich als
einen Spitzenverband, dem bereits heute eine
Anzahl von Verbänden korporativ angehören
und mit dem sich alle Verbände auf dem Ge-
biete des Kunsthandels einigen mögen.
Der Verband hat schon frühzeitig die Wich-
tigkeit der Bildung von Ortsgruppen erkannt,
ohne damit den gewünschten Erfolg gehabt
zu haben. Er erkennt die Notwendigkeit, un-
nötige Zersplitterung zu vermeiden und gibt
der Hoffnung Ausdruck, daß alle bestehenden
Verbände, die zumeist den Interessen einzel-
ner Städte oder einzelner Landesteile dienen,
sich dem Verbände anschließen mögen, damit
alle wichtigen Fragen einheitlich vertreten
werden und damit alle Verbände gleicher Rich-
tung bei allen wichtigen Vorgängen, beson-
ders auf dem Gebiete der Steuer-, Zoll- und
Finanzpolitik gegenüber den Behörden ein-
heitlich vorgehen können und damit alle Wün-
sche und Erfordernisse des Kunstmarktes durch
eine kräftige Organisation, wie sie der Ver-
band bietet, gefördert werden.
Bei dem Rückblick auf das vergangene Ge-
schäftsjahr führte der Vorsitzende aus, daß
schon das Jahr iq?,5 eine leichte Besserung ge-

bracht, die sich im vergangenen Geschäftsjahr
dank günstiger Momente (Deutschlands Ein-
tritt in den Völkerbund, bessere Gestaltung
der Außenpolitik, wirtschaftliche Zusammen-
schlüsse mit dem Auslande, Vertrauen in
unsere wirtschaftliche Zukunft) in bestem
Sinne weiter entwickelt habe, so daß auch
eine Wiederbelebung des Kunstmarktes zu be-
merken gewesen sei. Aber der Rückschlag,
eine Folge des allzu großen Optimismus, sei
leider nicht ausgeblieben, denn der Kurssturz
der letzten Monate habe auch den Kunst- und
Antiquitätenhandel empfindlich getroffen.
In seinen weiteren Ausführungen erwähnt der
Vorsitzende, daß wir für eine günstigere Wei-
terentwicklung der Geschäfte nicht nur stabi-
lere Verhältnisse benötigen, sondern auch ein
starkes Nacldasscn des uns empfindlich tref-
fenden Steuerdruckes. Während die Steuer-
belastung vor dem Kriege bei einem erheblich
größeren Nationalvermögen nur 51/2 Milliar-
den Mark betrug, ist sie jetzt auf 10 Milliar-
den gestiegen, zu denen noch über 3 Milliar-
den Sozialabgaben kommen. Es ist eine Not-
wendigkeit für die Lebensfähigkeit des Kunst-
handels, daß eine bessere Steuerverteilung er-
folge und daß wir eine Verminderung der Ge-
samtsteuern fordern und eine andere Behand-
lung der Gewerbesteuern.
Der Vorsitzende bespricht noch die weni-
ger nach außen in Erscheinung tretende
Verbandstätigkeit, die sich mit wichtigen
Steuerfragen und Verordnungen, der Doppel-
besteuerung ausländischer Geschäftsunterneh-
mungen, Wünschen bei dem Abschluß von
Handelsverträgen usw. beschäftigt; er machte
Mitteilung davon, daß der Verband sowohl mit
dem französischen Kunsthändler-Syndikat als
auch mit dem amerikanischen Syndikat freund-
schaftliche Verbindungen, und zwar auf deren
Anregungen angeknüpft habe; er erwähnt fer-
ner die Tätigkeit einer Kommission, die Richt-
linien ausarbeitete für eine Verbesserung im
Auktionswesen.
Sodann bespricht Geheimrat Drey innere An-
gelegenheiten des Verbandes und begrüßt ins-
besondere den korporativen Beitritt des Ver-
bandes der Antiquitätenhändler von Danzig.
In seinen weiteren Darlegungen erwähnt er,
daß das neue Geschäftsjahr immerhin eine
Besserung gebracht habe, daß es aber noch
der größten Anstrengungen bedarf, um den
materiellen Erfolg der Arbeit zu sichern. Seine
weiteren Ausführungen gelten der Gewissen-
haftigkeit und dem vertrauensvollen Worte
 
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