Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0496
DOI issue:
Heft 15
DOI article:Wescher, Paul: Eine Zeichnung des Hugo van der Goes
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EINE ZEICHNUNG DES HUGO VAN DER GOES
VON P. WES CHER
Abb. l. Hugo van der Goes Evangelist Lucas
Berlin, Kupferstichkabinett
Die originalen Zeichnungen
des Hugo van der Goes sind
bei ihrer außerordentlichen
Seltenheit so beachtenswert,
daß dieser Umstand die Ver-
öffentlichung eines einzelnen
Blattes an dieser Stelle recht-
fertigen möge, besonders, da
wir hier nicht nureinesichere,
sondern eine der schönsten
niederländischen Zeich nun-
o-en des i<t. Jahrhunderts zu
sehen meinen. — Hulin de
Loo, der mit dem tiefen Ver-
ständnis des heimatlich Ver-
wurzelten die Kunst des Goes
charakterisierte, sagt von ihr,
daß sie sich mehr und mehr
im Sinne der Zeichnung ge-
wandelt habe bis zu dem
Punkte, da sie in seinen spä-
ten Bildern und auf der Lein-
wand zumal wie farbige Zeich-
nung scheine^ vergleichen wir
etwa Petrus Christus und Dirk
Bouts, so ist zu verstehen,
was er meinte. Goes abstra-
hiert nicht, er faßt die Fläche
nicht zusammen um des Ma-
lerischen willen wie die van
Eycks, wie Bouts, er zeichnet,
Linie um Linie, Form um
Form. Und schließen wir vom
Bild zurück auf die Zeich-
nung: flüchtige Impressionen,
dünne Skizzen werden wir
von ihm nicht erwarten, seine
Zeichnung wird weniger oder
mehr dem Bilde gleichen.
Die immer noch undurch-
dringlichste von allen Zeich-
nungssammlungen, die der
Uffizien in Florenz, bewahrt
unter dem Namen des Piero
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VON P. WES CHER
Abb. l. Hugo van der Goes Evangelist Lucas
Berlin, Kupferstichkabinett
Die originalen Zeichnungen
des Hugo van der Goes sind
bei ihrer außerordentlichen
Seltenheit so beachtenswert,
daß dieser Umstand die Ver-
öffentlichung eines einzelnen
Blattes an dieser Stelle recht-
fertigen möge, besonders, da
wir hier nicht nureinesichere,
sondern eine der schönsten
niederländischen Zeich nun-
o-en des i<t. Jahrhunderts zu
sehen meinen. — Hulin de
Loo, der mit dem tiefen Ver-
ständnis des heimatlich Ver-
wurzelten die Kunst des Goes
charakterisierte, sagt von ihr,
daß sie sich mehr und mehr
im Sinne der Zeichnung ge-
wandelt habe bis zu dem
Punkte, da sie in seinen spä-
ten Bildern und auf der Lein-
wand zumal wie farbige Zeich-
nung scheine^ vergleichen wir
etwa Petrus Christus und Dirk
Bouts, so ist zu verstehen,
was er meinte. Goes abstra-
hiert nicht, er faßt die Fläche
nicht zusammen um des Ma-
lerischen willen wie die van
Eycks, wie Bouts, er zeichnet,
Linie um Linie, Form um
Form. Und schließen wir vom
Bild zurück auf die Zeich-
nung: flüchtige Impressionen,
dünne Skizzen werden wir
von ihm nicht erwarten, seine
Zeichnung wird weniger oder
mehr dem Bilde gleichen.
Die immer noch undurch-
dringlichste von allen Zeich-
nungssammlungen, die der
Uffizien in Florenz, bewahrt
unter dem Namen des Piero
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