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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 1
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Kunst-Literatur
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0058

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pan reicht, weist das Jahrbuch innerlich und
äußerlich einen Reichtum auf, den das eben
in London erschienene Bcnnsche Yearbook of
Oriental Art trotz wesentlich höheren Preises
nicht erreicht. E. Gratzl (München)
THE YEAR BOOK OF ORIENTAL ART
AND CULTURE. 1924—1925. Edited by
Arthur Waley, Assistant in the British Mu-
seum. Volume one: Text. XI. i42. — Vo-
lume two: Plates. Co PL — London, Ernest
Bonn. 1925.
Dieses Jahrbuch Orientalischer Kunst und
Kultur, das zum ersten Male erscheint, bietet
einen reichen und wertvollen Inhalt. Auch
von den kleineren unter den 22 Beiträgen ist
keiner bloßes Füllsel, und unter den größe-
ren gibt es nicht wenige, die unser W issen
von der Kunst und Kultur des Ostens wesent-
lich vermehren und klären. Es ist nicht wohl
möglich, die überaus mannigfaltigen Arbeiten
ausführlich zu besprechen; nur auf einzelne,
die einen besonders bedeutenden Eindruck
machen, soll wenigstens hingewiesen werden.
Der Herausgeber hat zwei für die Geschichte
der chinesischen Kunst wichtige Übersetzun-
gen beigesteuert: Bemerkungen über das Le-
ben und Schaffen der Yün Shou-P'ing, eines
Malers aus dem 17. Jahrhundert, von dem
ein Wandschirm aus englischem Privatbesitze
teilweise abgebildet wird, und des Kao Lien,
eines Kenners aus der Ming-Zeit, Abhand-
lung über einige Porzellanarten der Sung-
Periode, die Iiobson mit Anmerkungen ver-
sehen hat. Friedrich Perzynski widmet einer
Anzahl von No-Masken aus der Sammlung
des Berliner Museums eine interessante, durch
ausgezeichnete Abbildungen illustrierte Be-
trachtung. Thomas F. Carter verfolgt in einer
sehr anregenden Studie die Spuren der Wan-
derung der Druckerkunst vom Osten nach dem
Westen. Will II. Edmunds behandelt mit
gründlicher Sachkenntnis eine Gruppe von
Meisterwerken des japanischen Farbendruk-
kes, die drei großen Hakkei von IJisoshige.
A. Salmony würdigt verständnisvoll die Aus-
stellung alter chinesischer Kunst, die im Som-
mer 1924 im Musee Cernuschi stattgefunden
hat. G. Elliot Smith weist an den Tierstand-
arten Indonesiens und Alt-Ägyptens höchst
bedeutungsvolle Beziehungen zwischen den
beiden Kulturgebieten nach. Und J. Strzy-
gowski zeichnet in seinem Aufsatze „The
Northern Stpeam of Art from Ireland to Chi-
na, and the Southern Movement“ in kühnen
Strichen die Skizze noch weiterer und mäch-
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tigerer Zusammenhänge. Karl With beschäf-
tigt sich eingehender, als es bisher geschehen
ist, mit den chinesischen Figuren aus Speck-
stein, in denen er charakteristische Kunst-
werke des chinesischen Mittelstandes erkennt.
Louise Strong Hammond endlich hat unter
dem Titel „The Tunes of Chinese Poetry“
Beobachtungen niedergelegt, die mir von ganz
außerordentlicher Bedeutung für das Ver-
ständnis der chinesischen Prosodie zu sein
scheinen. — Den Beschluß machen einige Bü-
cherbesprechungen, unter denen eine von
II. d’Ardenne de Tizac hervorragt, dem Leigh
Ashton’s Introduction to the Study of Chi-
nese Sculpture Veranlassung zu einer treffen-
den Beantwortung der Frage gegeben hat:
Are the Chinese primarily Sculptors? — Das
Jahrbuch ist in stattlichem Quartformate vor-
trefflich gedruckt; die in Lichtdruck ausge-
führten Abbildungen auf 60 Tafeln sind in
einer besonderen Mappe vereinigt. Diese üp-
pige Ausstattung macht dem Verlage sicher-
lich Ehre; allein man muß leider fragen, ob
sie der Verbreitung des Buches, dessen Preis
sie erhöht, unter den gegenwärtigen Verhält-
nissen nicht eher schaden als nützen wird.
E. Grosse
YONE NOGUCIII: HIROSHIGE. Traduction
franijaise de Mlle. M. E. Maitre. (L’Art au
Japon.) Paris et Bruxelles. G. van Oest,
Editeur 1926. 2 5 Francs.
Noguchi weiß uns nichts Neues oder Bedeut-
sam-Charakteristisches über seinen Lands-
mann Hiroshige zu sagen. Er stellt fest, daß
Hiroshige zugleich der nationalste und sugge-
stivste japanische Landschafter ist und ver-
sucht die starke Abhängigkeit Whistlers in
den Themsebildern von ihm zu beweisen. Aus
der Landschaftsmalerei hebt er besonders die
Schnee- und Regendarstellungen hervor. Über
Whistlers erste Bekanntschaft mit den Holz-
schnitten Hiroshiges werden nette Anekdoten
in verschiedenen Versionen erzählt. Whistler
soll der erste Okzidentale gewesen sein, der die
bis dahin unbekannten, japanischen Holz-
schnitte verstand.
Der Verfasser rühmt weniger die formalen
oder malerischen Reize Hiroshiges, sondern
die „lyrische innere Musik“ seiner Kunst. Er
gibt zu, daß Hiroshige viel der chinesischen
Landschaftsmalerei verdankt.
Der Verlag hat das Werk mit zwei Holzschnit-
ten aus den illustrierten Büchern „Ehon“ des
Hiroshige, 19 Ileliotypien und mit etlichen
Faksimiles von Siegeln und Unterschriften
gut ausgestattet. Sascha Schwabacher
 
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