Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927
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Heft 2
DOI Artikel:Meier-Graefe, Julius: Die Franzosen in Berlin
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Degas Frau sich kämmend
Aus der Ausstellung der Galerien Thannhauser im Berliner Künstlerhaus
Empfindlicher wirkt ein Mißgriff im Hauptsaal. Es war sicher ungemein
schwierig, den beiden parallelen Wänden mit den organischen Bilderfolgen von
Cezanne und van Gogh eine ebenso organische Mittelwand zuzufügen, viel-
leicht sogar unmöglich, aber ein besserer Kompromiß ließ sich finden. Die
Gauguins sind zu schwach und gehen nicht mit den anderen Bildern der glei-
chen Wand von Picasso, Braque und Rousseau zusammen. Es war durchaus
möglich, hier die Modernen zu bringen. Werke wie der schöne Kamin von
Braque und der kubistische Picasso, beide aus der Sammlung Reher, konnten
den Saal wirksam abschließen, wenn sie gleichartige und gleichwertige Nach-
barn erhielten, und das Experiment, mit gut gewählten kubistischen oder dem
Kubismus nahestehenden Bildern die Möglichkeiten dieses Verfahrens für das
Ornament zu erproben, konnte lohnen. Was in dieser begrenzten Richtung
zu erreichen wäre, verrät der Winkel eines Kabinetts mit vier ganz kleinen
kubistischen Aquarellen Picassos in raffinierten Farben. Statt dessen hat man
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