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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 2
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Meier-Graefe, Julius: Die Franzosen in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0073

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von gar manchem Bild dieser Zeit, freilich nicht von den großartigen schwar-
zen Legenden des Anfangs, die leider fehlen, ließe sich wohl eine Verbindung
mit dem Holländer herslellen; Verbindung der Instinkte, wohlverstanden, keiner-
lei Einfluß. Von der Beeinflussung, der Gauguin vor der Tahiti-Zeit flüchtig
nachgab, ist bei van Gogh, dem Freunde Pissarros und dem strammen Im-
pressionisten, nichts zu spüren. Er war viel einfacher, aber innerhalb seiner
Einfalt wäre es wohl möglich, Beziehungen zu Cezanne zu finden, der auch
ein Eimältiger war und den allein die Einfalt vor seinen Grübeleien rettete.
Die derben ländlichen Gesellen in blauen Kitteln auf Cezannes Spielerbild,
einem Werk der reifsten Zeit, sind den Gestalten des andern Bauernmalers
verwandt, nur spielt sich bei Cezanne immer alles auf höherem Niveau ab, mit
viel zahlreicheren Nuancen. Womöglich war auch die Dämonie des Aixer
Bürgers der Tragik des unbürgerlichen Mannes in Arles nicht so fern, nur
mit ungreifbaren, unentwirrbaren Tönen verästelt, die der Handlung keinen
dramatischen Gang erlaubten.
Trotz der Großartigkeit dieser Konfrontation ziehe ich das Renoir-Kabinett
vor. Das hat in letzter Instanz, obwohl bei jeder Besichtigung eines Renoir
die Lippen mittun möchten, so wenig mit Geschmack und Kennerschaft zu
tun wie die Weigerung, Vincent Cezanne zu opfern. In dem großen Saal
geht es ums Drama5 hier um den einzigen Arkadier unserer Zeit. Es gab eine


Van Gogh Iris im Krug
Aus der Ausstellung der Galerien Thannhauser im Berliner Künstlerhaus

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