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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 2
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Meier-Graefe, Julius: Die Franzosen in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0078

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Cezanne

Die Kartenspieler
Aus der Ausstellung der Galerien Thannliauser im Berliner Künstlerhaus

Bildhauer vom Ende des 17. Jahrhunderts, überzeugt habe. Damals, es ist
dreißig Jahre her, fiel mir auf, um wieviel statuarischer der Maler unserer Zeit,
der Impressionist, malte als der alte Bildhauer im Park von Versailles formte und
wie bedingt die oft behauptete Zugehörigkeit Renoirs zu dem Dix-huitieme war,
wieviel weiter er in der Zeit vor und in der Zeit zurückging. In den »Bai-
gneuses« von 1885 und in den gleichzeitig oder kurz vorher entstandenen Bildern
mit sitzenden Einzelgestalten gewann die schaumgeborene Venus den denkbar
festesten Umriß, und ich sagte mir, wenn es Renoir eingefallen wäre, Bildhauer
zu werden, er seine Zeit auch nicht verloren hätte. In den achtziger Jahren
schien Renoir zuweilen der Skulptur näher als der Malerei, hat aber damals
nicht im Traum an Skulptur gedacht. Erst zwanzig Jahre später, als die Malerei
jede Beziehung zur Plastik überwunden hatte, kam er praktisch auf die Plastik
zurück.
Neulich im Akropolis-Museum Athens vor den Reliefs der Balustrade des Nike-
tempels, dem holdesten Rest des fünften Jahrhunderts, mußte ich an Renoir
denken, an dieses Paris-Urteil, und dabei ging mir die Melodie von Couperin
durch den Kopf. Und sonderbarer- und verbotenerweise schien mir das Barock
des bildhauernden Malers unserer Zeit, obgleich eng verwandt, trächtiger an
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