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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 2
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0089

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vieler anderer Kunstwerke gehn und nach
Amerika auswandern? Die englischen Kunst-
freunde können sich wieder beruhigen. Die
Erben Mr. Coats’ haben das Gemälde, dessen
Marktwert auch nicht annähernd geschätzt
werden kann — man hat versuchsweise
60000 £ genannt , hochherzig der Natio-
nal-Galerie von Schottland geschenkt. Damit
wird Edinburgh den feinsten Vermeer be-
sitzen, den es heute in England gibt. Das
Bild besitzt die für diesen Maler ungewöhnlich
großen Maße von 6a auf 56 Zoll und trägt
die Signatur ,,J. V. Meer“. Im Vergleich zu
den andern Niederländern der Sammlung
wirkt es durchaus italienisch, und dieser ita-
lienische Charakter, im besondern die große
Ähnlichkeit des Christus mit der Christusfigur
eines von Bernardo Cavallino gemalten und
im Museum zu Neapel befindlichen Gemäldes,
stützt die Annahme, daß sich Vermeer in sei-
ner Jugend in Italien aufgehalten hat. Das
Gemälde ist augenblicklich mit 34o andern
Werken der Sammlung in den Räumen der
Society of British Artists, Suffolk-Street,
London, ausgestellt.
Unter den jüngsten Neuerwerbungen der Na-
tional Gallery in London ist die wertvollste
das entzückende Kinderporträt von Jakob
Scisenegger, einem österreichischen Mei-
ster (i5o5—1567), der sich am Hofe des Erz-
herzogs Ferdinand betätigte und einer der be-
liebtesten Bildnismaler seiner Zeit war.
F. Bodmer


Vermeer Christus mit Martha und Maria
Stiftung an die National Gallery, Edinburgh


Jacob Seisenegger Kinderporträt. 1505-1567
Neuerwerbung der National Gallery, London
VOM PRADO
Das Prado-Museum hat aus dem Nachlaß der
Marquesa de Argelita ein Gemälde von M a -
Leo Cerezo erworben, das in den bis zum
Abschluß der Neuordnung der berühmten
Sammlung interimistisch eingerichteten Sälen
spanischer Meister des 16. und 17. Jahrhun-
derts Aufnahme gefunden hat. Es handelt sich
um das Werk eines verhältnismäßig seltenen
Künstlers der Madrider Schule, der kurz nach
Vollendung seines 3o. Lebensjahres starb und
daher eine nur beschränkte Anzahl von Ge-
mälden auf die Nachwelt vererbte. Cerezo ist
i635 in Burgös geboren und starb in Madrid
am 2/1. Juni 1666. Er ist einer der wenigen
Maler am Hof Philipps IV., der sich voll-
kommen von einer Beeinflussung durch Ve-
lazquez freigehalten, vielmehr, zumal in der
Farbengebung, venezianischen und flämischen
Vorbildern, insbesondere dem Van Dyck nach-
gestrebt hat. Was die tiefe religiöse Inbrunst
seiner Bilder anlangt, so könnte man auch
auf die Vermutung kommen, daß er der Kunst
des Greco nahegestanden habe. Gerade bei
dem für den Prado angekauften Gemälde,
einer Vision des heiligen Augustin, wäre es
nicht schwer, bei dom knieenden Heiligen oder
bei der in der linken oberen Ecke erscheinen-
den kleinen Mutter Gottes Beziehungen zu
Greco nachzuweisen. AD

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