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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 3
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Raeber, Willi: Wilhelm Trübner: zur Gedächtnis-Ausstellung in der Basler Kunsthalle
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0100

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eine Steigerung dieses Könnens ins Reinmalerische bedeutete. Zweifellos: die
Kunst Leibis muß Trübner, der in hohem Maße Sinn für ihre handwerkliche Voll-
kommenheit besaß, zeitweise wie eine restlose Erfüllung seiner künstlerischen
Sehnsüchte entgegengetreten sein. Aber von irgendwelcher Nachahmung oder
»Schülerschaft« kann nicht die Rede sein. Von Anfang an zeigt sich Trübner
der durch ungeheure Formenenergie ausgezeichneten Kunst Leibis gegenüber
als der geborene Kolorist, der zugunsten der Farbe auf Linie und Kurve weit-
gehend verzichtet. Bezeichnend für dieSelbständigkeitTrübners ist da gerade eines
der ersten Bilder, die unter dem Eindruck der Begegnung mit Leibi geschaffen
worden sind: Das »Lesende Mädchen« geht in seiner lockeren, weichen Pinsel-
führung auf dem malerischen Wege, den Leibi dann in der Folge zugunsten
einer intensiveren Durchbildung der plastischen Form verließ, weiter5 und
wenn Trübner durch sein völlig anders geartetes Naturell verhindert wurde,
die Formenenergie seines Freundes Leibi zu erreichen, so ging er doch im Ko-
loristischen über ihn hinaus. Das zeigen die Werke, die der Maler zwischen
seinem zwanzigsten und fünfundzwanzigstem Jahre geschaffen hat, und die die
Basler Ausstellung in so erfreulich großer Zahl vereinigt, mit aller Deutlich-
keit ; mag es sich nun um eines jener wundervollen Bildnisse wie das der »Cou-
sine Elise mit dem Fächer«, das des »Malers Karl Schuch«, dasjenige des »Land-
wehroffiziers« oder selbst um das römische »Selbstbildnis« handeln, in denen
allen lebendigste farbige Atmosphäre und Raumsprache zu vollendeter Harmo-
nie verschmelzen5 mögen es Stilleben wie jene herrlichen Wild- und Geflügel -
stücke sein, die nach der handwerkerlich-malerischen Seite hin den Schuch-


Wilhelm Trübner
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Schloß Hemsbach von der Seite. 1905 (0,78x0,92 m) / Privatbesitz
 
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