Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927
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Heft 3
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Conrad Felixmüller Venus, die Schaumgeborene
Ausgestellt in der Galerie Goldschmidt-Wal 1 erstein, Berlin
umfassende Ausstellung in der Galerie
Goldschmidt und Wallerstein ge-
zeigt wird. Das Jahr 1925 ist für ihn entschei-
dend gewesen; von da an datiert die Zügelung,
der Selbstzwang zur Form. Dabei bleibt die
starke malerische Begabung des Künstlers le-
bendig, seine Tendenz, flächenhaft zu sehen,
mit safligem Pinsel zu streichen. Am besten
gelingen ihm Menschen, die er vor einfache
Hintergründe selzt. Das Landschaftliche
scheint seiner Natur nicht gemäß zu sein.
Große Freude machen seine kolorierten Kin-
derbücher, die naiv sind, ohne naiv sein zu
wollen. Die Entwicklung Felixmüllers ist zu
begrüßen: Aus dem gärenden Most wird ein
guter Wein.
Nicht in diesen Zusammenhang gehört eigent-
lich die Besprechung der Franzosenaus-
stellung bei Hugo Perls. Sic ergänzt
sehr glücklich jene bei Thannhauser, worüber
im letzten Hefte Meier-Graefe berichtet hat.
Da gibt es wundervolle Bilder von Courbet,
darunter: „Die Badende“ von i845, ein Ge-
mälde von Fülle und Kraft, Lebensnahe und
Lebensbegeisterung, so breit und malerisch,
wde Courbet in seinen besten Bildern ist. Tho-
ma hat mir einmal erzählt, wie stark gerade
Courbet auf ihn gewirkt habe. Vor dieser
„Badenden“ fiel es mir ein und ich begriff es.
Von großer Schönheit sind auch das „Mädchen
mit Girlande“, breit hingespachtelt und eine
Landschaft. Von van Gogh ist „Der Zuave“
da, die „Cypressen“, in den Himmel hinein-
lodernd, mit einer kreisenden Sonne und
einem grünglühenden Horizont, ein verilables
Seminarbild, ebenso wie die Gemälde „Ebene“
und „Ouvers“. Man kann van Gogh schwer
besser repräsentieren. Nicht minder typisch ist
von Monet das Bild „Vetheuil“, ganz aufge-
löst in Licht und Sonne, sehr ähnlich jenem in
der Nationalgalerie, vielleicht sogar noch bes-
ser. Ich kann nicht alle Bilder aufzählen, die
vorhanden sind. Nurz kurz sei bemerkt, daß
eins der seltenen Gemälde des Toulouse-Lau-
trec „Messalina“ sich findet, vier Plastiken
von Maillol, sechs Plastiken von Bodin, dar-
unter eine „Faunesse“, die von einer Taktili-
tät ist, wie sie der Künstler sonst kaum kennt,
ein wahres Barum, von dem sich im Musee
Bodin kein Exemplar befindet. Vier Sisleys,
sechzehn Benoirs, darunter ein ganz früher
von i864, substanziell in der Farbe und ziem-
lich dunkel, vier Pissarros, acht Monets, drei
Bilder von Manet, darunter der „Trompeter“,
der im letzten Heft abgebildet wurde, vier
Gauguins, sechs vorzügliche Cezannes. Von
Delacroix drei Bilder.
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