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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 4
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Wescher, Paul: Zwei niederländische Bildnisse
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0139

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Abb.2. J.C. Vermeyen / Paris, Cab. desEstampes

offen läßt, ist soviel zu sagen: Ein terminus ante ist durch den Tod des Erz-
bischofs 1558 natürlicherweise gegeben. — 1555 begleitete Vermeyen, derzeit
Hofmaler in Brüssel, Karl V. auf seinem Feldzug nach Tunis. Scorel und Ver-
meyen waren befreundet (vgl. Hoogewerff, Jan v. Scorel, S. 75), es erscheint
denkbar, daß ihre Bildnisse auch zeitlich nicht ganz unabhängig voneinander
entstanden. Die eigentliche Radiertätigkeit Vermeyens beginnt offenbar erst
nach der orientalischen Reise, von der er zahlreiche Motive seiner Radierungen
mitbrachte. Auch Scorels Bildnis scheint, der Malweise nach, eher nach 1555
als vorher zu datieren. So ist der Zeitraum zwischen 1555 und 1557 für diese
Stilstufe seiner Entwicklung gegeben. — Unter den mit Scorels Namen be-
hafteten Bildern suchen wir noch vergeblich nach dem Bildnis eines bekannten
geistlichen Gelehrten und Schriftstellers, mit dem der Künstler nachweis-
lich durch Freundschaftsbeziehungen verbunden war, auf den hier die Auf-
merksamkeit gelenkt werden soll: Johannes Alardus von Amsterdam. Das
Bildnis dieses Mannes begegnet schon im Holzschnitt des Lehrers Jacob Cor-
nelisz in dem 1523 bei Dodo Peters gedruckten Buch Ritus Edendi. Um so
wahrscheinlicher ist es, daß auch Scorel den bekannten Gelehrten gemalt hat.
Viglius Aytta Zuichemus aus Friesland wird (geboren 1507) nach einem
Studium in Löwen, Dole, Avignon, Valence 1529 Doktor der Rechte und
einige Jahre später Universitätslehrer in Ingolstadt. 1541 wird er durch Ver-
mittlung Margarethes von Österreich Mitglied des hohen Rates und von 1544
ab dem Kaiser mehr und mehr in allen staatsrechtlichen Fragen unentbehr-
lich. 1549 ernennt ihn Karl V. zum Präsidenten des Hohen Rates in Brüssel
und er wird Ritter und Kanzler des Ordens vom Goldenen Vlies. Seit 1562

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