Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927
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Emil Nolde Pharaos Tochter findet Moses
Ans der Emil Nolde-Ausstellung in Dresden
Neuform des Idylls prägte, etwa Spics, Scholz,
Großberg, Jauhs (wenn man die drei Haupt-
möglichkeiten zunächst auf Richtungen zu1
sammenpressen will). Für eine vierte Möglich-
keit, vor der wir heute stehen, ein Ausschwin-
gen ins Malerische (freilich in einem ebenso
neuen Sinne) sei Illmers außerordentliche
Riesenherbstlandschaft angeführt, die beinahe
seelische Helldunkelklänge eines Rembrandt
noch einmal heraufholt. Dazwischen liegen
Arbeiten und Meister, die eine Sonderstellung
behaupten. So Max Ernst mit seinem großen
Gruppenbildnis, H. Idoerle, Räderscheidt mit
neuen Arbeiten, die Konstruktivismus und
Außenwelt aufs entschlossenste vereinen. Fer-
ner Itten, der aus abstrakter Malerei in minu-
tiöseste Wirklichkeitserfassung überschwenkte.
Ferner die gesunde Malerei von Fritsch, die
noch expressionistische Nachklänge bewahrt,
in den „Badenden“ aber eine geschlossene Lei-
stung der neuen Generation hingestellt bat.
Ferner Lachnit, Wunderwald, den man nicht
überschätzen darf, Kretschmar, dessen gra-
phische Begabung seine malerische weit über-
trifft, Dreßler, bisweilen von großer, natürli-
cher Ausdruckskraft und zu sehr im Verbor-
genen blühend, schließlich Karl Günther (Ge-
ra), eine Neuentdeckung. Mit einem Photo-
klebebild von Citroen sollte angedeutet sein,
wie schon in solcher noch fast dadaistischen
„Stückungsgraphik“ der Wille zur Naturwirk-
lichkeit einleitend auftauchte.
Da die Räume nicht alles Eingelaufene beher-
bergen konnten, kennt nur derjenige den
Ausstellungsbereich, der zu verschiedenen Zei-
ten dort war. Ein kleiner Anhang Architektur
sollte nur erinnern an den zeitlichen Zu-
sammenhang mit der neuesten, sachstrengen,
konstruktiven Architektur, die sozusagen als
praktische Anwendung des Konstruktivismus
entstand in dem Augenblick, als dieser in der
Malerei zugunsten neubewerteter Außenwelt
in den Hintergrund trat, entsprechend einer
neuen, sinnreichen Gabelung dieser so grund-
verschiedenen Künste überhaupt. R
MÜNCHEN
In München augenblicklich große Stille. Goltz
hat zwei Monate überhaupt geschlossen. Bei
Caspari sieht man gewandte, blumige Male-
reien von F. H e r p f e r, die oft noch in aqua-
rellistischer Improvisation stcckenbleiben, zu
einer durchgreifenderen Zusammenfassung in
Form und Farbe kommen sollten, auch wenn
sie noch so loekerfarbig bleiben wollen. Die
Malereien J. W. Schüleins haben leider zu-
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