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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 5
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Kuhn, Alfred: Edvard Munch und der Geist seiner Zeit: anlässlich der grossen Munch-Ausstellung der Nationalgalerie zu Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0169

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Diesem Bedürfnis kommt wieder der Westen entgegen. Sein Einfluß ist im
Wachsen. Norden und Osten haben den Krieg verloren. In materieller, aber
auch in geistiger Hinsicht. Oh nach einem Waffensieg des Nordens und Ostens
hier nicht trotzdem eine Beruhigung, eine Formung hätte kommen müssen,
steht dahin. Auf jeden Fall zeigt es sich in Rußland, daß der maßlose Indivi-
dualist Dostojewski abgesetzt ist. Für ihn war kein Platz in einem festen
Staatsgefüge. Tatsache ist, daß der Stil der »Neuen Sachlichkeit«, der in stei-
gendem Maße sich ausbreitet, ein europäischer ist von ausgesprochen west-
lichem Gepräge. Er ist genau der Gegensatz des Munchschen: plastisch, be-
stimmt, klar — rational.
Somit ist Munch historisch geworden. Er hat dem Geist einer Völkerfamilie
den Ausdruck gegeben, die ein Menschenaiter hindurch an der Spitze der
Welt gestanden. Er ist im wahren Sinne unsterblich geworden.


Edvard Munch Sommernacht. 1905
Museum, Oslo

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