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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 5
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Biermann, Georg: Das Stillleben in der deutschen und französischen Malerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0175

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vorschiebender Schritt überall deutlich wird. Einziges Manko auf dieser Linie
die völlig unzulängliche Vertretung der Paula Modersohn, deren zwanzig-
jähriger Todestag im Mai dieses Jahres fällig ist. Denn grade in dieser Aus-
stellung hätte Paula Modersohn vor allem einen weit überragenden Ehrenplatz
verdient. Indes trotzdem: Selten hat man sovielsagend nebeneinander die besten
Dokumente französischer und deutscher Kunst gesehen. Das ist vielleicht nur
durch die thematische Begrenzung möglich gewesen. Was aber hier den Unter-
schied der Rassen kennzeichnet, bedeutet zugleich engste Verbundenheit im
Reiche der Kunst und der seelischen Kräfte. Man ist unwillkürlich versucht,
die Dinge ins Politische umzubiegen und auf Locarno zu projizieren, um von
hier aus den Völkern Europas warnend darzutun, daß es der größte Irrtum der
Weltgeschichte sein würde, wenn man sich weiter gegen die gemeinsame
Mutter versündigte, nachdem nämlich durch die Kunst wieder längst erwiesen
ist, daß es im Reiche des Geistes immer nur ein Pan-Europa geben kann.
Würde diese einzigartige Schau von europäischen Stilleben zwischen 1850
und heute aber neben allem rein künstlerischen Genuß nur diesem Gedanken
an die Zukunft unseres Erdteils Raum gehen, dann hätte sie außerdem eine
weitere wesentliche Funktion erfüllt.


A. Renoir. Delfter Vase mit Rosen und Geisblattstrauß

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