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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 5
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0177

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Jacopo Sellaio
Venedig, Cä Doro
sehen vier Aposteln stehend mit zwei musizie-
renden Engeln. Ganz Giorgione — Art ist die
Pieta von dem in Venedig wirkenden Agosti-
no da Lodi. Zu nennen ferner eine Madonna
des Gatena und eine schlafende Venus des Pa-
ris Bordone. Der geflügelte Amor hat fast
ganz die schöne Göttin, von ihrem tiefroten
Damastmantel entblößt. Somit kann sich Ve-
nedig rühmen mit der Auffindung des Ringes
in der Accademia und einer Sacra Conserva-
zione der Giovanelli-Galerie drei Hauptwerke
dieses Meisters zu besitzen. Großartig aufge-
faßt ist ein Prälatenbildnis aus der Verone-
ser Schule, das man Brusasorci zuschreiben
möchte. Zwei Bilder von reitenden Soldaten
des Schiavone, eine Königin von Saba von
Francesco Bassano und eine Kreuzigung wun-
derbar phantastisch beleuchtet, saftig in der
Farbe, feurig hingeknallt des Palma Giovane,
der leider selten so malte, schließen diese
glorreiche Periode ab.
Das 18. Jahrhundert beginnt mit zwei prik-
kelnden Veduten von Guardi, die in Venedig
gefehlt haben, da selbst die Accademia nur
eine verputzte Ansicht dieses Meisters besitzt.
Wirkungsvoll ist auch eine Skizze von Dome-
nico Tiepolo, ganz seidig und hell flüssig in
der guten Tradition seines großen Vaters. Pla-
stisch ein Apostelkopf des Piazzetta, und eine
Familienszene des anekdotischen Pietro Lon-
ghi. Mit zwei Bildnissen eines Ehepaars von
Alessand ro Longhi, sehr distinguiert und weich
in der Farbe, verklingt das hintere veneziani-
sche Settecento. — Die toskanische Schule, die
so mangelhaft in der Lagunenstadt vertreten
war, beginnt in der Franchetti-Kollektion mit
einer fragmentarischen Madonna des Angelo
Gaddi; der Bekrönung Mariae des Bartoldo di
Fredi; einer Muttergottes aus umbrisch-toska-

Lukrezia-Legende
Photo Anderson
nischer Schule und daran schließen sich einige
Tafeln des Bicci di Lorenzo, sowie des Pseudo-
Pesselino. Aus dem Leben des Darius erzählt
der als Meister der Gassoni bekannte Floren-
tiner. Von Sellaio stammt ein Rundbild,,Chri-
sligeburt“ und ein glänzend erhaltenes Bild
desselben Inhalts von Francesco Botticini.
Nicht ohne Einfluß Filippino Lippis muß eine
Geburt Christi von Raffaelino dei Garbo ent-
standen sein, von dem ein ähnliches Werk sich
im Berliner Museum befindet. Weniger gut
erhalten, aber nicht ohne apparte Feinheiten
sind zwei Tafeln von Domenico Ghirlandajo.
Ein Spätwerk von Piero di Cosimo sehen wir
in seiner Venus mit Satyr. Gut erhalten von
Pontormo ein Mädchenporträt mit rotem Haar,
grünem Gewand und weißem Hündchen in
den Armen. — Auch die sienesische Kunst
kommt zu Worte mit einigen kleinen Tafelbil-
dern, die wahrscheinlich dem Domenico di
Bartolo zuzusprechen sind. Glänzend, aber
nicht reichhaltig zeigt sich Umbrien. Sehens-
wert die pastose „Kreuzigung“ des Boccati da
Cremona und eine noch sehr perugineske
„Auferstehung“ des Bernardino Mariotto.Den
Glanzpunkt bildet die „Geißelung“ Luca Si-
gnorelli. (
Zu erwähnen sind noch Bilder von Ant. Moor,
Porbus und Daniel Hopfer. Ein Hauptwerk
der Sammlung ist ein Bildnis des Van Dyck,
darstellend einen Edelmann aus dem Hause
Brignole. ,
Von Skulpturen nennen wir eine weich mo-
dellierte Büste des Francesco Laurana; die
„Pieta“ in Terrakotta der Majano-Schule, ver-
schiedene florentinische und paduanische
Bronzen, darunter manches von Bizzo. Aus
dem alten Mauerwerk bei der Restaurierung
des Palastes wurde hervorgeholt die etwas

11 Der Cicerone, Jahrg. XIX, Heft 5

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