Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927
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P. Brueghel d. Ä.
Sache, daß bisher über 80 ooo Besucher die
Ausstellung besichtigten, die neben ihrem au-
ßerordentlichen künstlerischen und kunstge-
schichtlichen Wert einen Markstein in der
Geschichte der an bedeutenden Kunstereig-
nissen nicht armen englischen Hauptstadt dar-
stellt. Die letzte bedeutende Schaustellung aus-
ländischer Meister in London wurde durch
die Ausstellung spanischer Kunst im Jahre
1920 bezeichnet. Flämische Bilder aus vielen
Ländern wurden zuletzt in London in der
Guildhall-Schau des Jahres 1906 gezeigt. Ähn-
liche Veranstaltungen erlebten wir danach im
Toison d’Or im Jahre 1907 und zuletzt an-
läßlich der Albert et Isabelle-Ausstellung in
Brüssel im Jahre 1910. In dem seitdem ver-
flossenen Zeitraum haben Kunstforschung und
Gemäldekunde erhebliche Fortschritte ge-
macht. Die bahnbrechenden Forschungen Max
J. Friedländers speziell auf dem Gebiete der
früh niederländischen Kunst sind die natür-
liche Voraussetzung dieser Ausstellung aber
auch die von dem englischen Gelehrten und
Kritiker W. II. James Weale vorgenommenen
Untersuchungen über das Zeitalter der Van
Eycks und ihrer Nachfolger wurden vertieft
und verwertet. Die Ergebnisse zeigen sich
deutlich in der verständnisvollen Beurteilung
der ausgestellten Werke.
Der Sturz des Ikarus
Museum Brüssel
Es ist als ein erfreuliches Zeichen der fort-
schreitend sich entwickelnden internationalen
Zusammenarbeit zu werten, daß hier in Lon-
don erstmalig seit dem Kriege fünf .Regierun-
gen ihre tätige Mitwirkung zum Ausdruck ge-
bracht haben. Nur die Tatsache, daß neben
Belgien, Frankreich, Dänemark, Ungarn und
Österreich, Deutschland nicht aufgefordert
wurde, erscheint ebenso bedauerlich wie ver-
wunderlich. Die österreichische Regierung hat
die bisher nie im Auslande gezeigten wertvol-
len Wandteppiche der früheren kaiserlichen
Sammlung in Schönbrunn zur Verfügung ge-
stellt, und wir können es nur im Interesse des
Unternehmens selbst beklagen, daß eine ent-
sprechende Bereicherung durch die in Deutsch-
land vorhandenen wertvollen Beispiele flämi-
scher Kunst nicht verzeichnet zu werden ver-
mag.
Die Ausstellung umfaßt Bilder, Skulpturen
und Wandteppiche aus den Museen und Kir-
chen von Brüssel, Antwerpen, Brügge, Gent,
Löwen, Mecheln, Tournai und Lüttich. Frank-
reich entsandte Kunstwerke aus seinen Muse-
en in Aix en Provence, Douai und Montpel-
lier, Caen, Tours und Lyon, sowie zehn Werke
des Louvre. Wir vermerken zwei Bilder des
Nicolas Neuchatel (Lucidel) aus dem Budape-
ster Museum. Das kunsthistorische Museum in
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