Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927
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Roger van der Weyden
Wien ist neben der österreichischen Regierung
mit zahlreichen Ausstellungsstücken vertreten.
Kopenhagen entsandte das Porträt des Yrsse-
lius von Peter Paul Rubens und aus Nordame-
rika fanden manche herrlichen Stücke ihren
Weg zurück in die alte Heimat. Das Institute
of Fine Art in Detroit lieh den hl. Hierony-
mus von Petrus Christus und die Madonna im
Rosengarten vom Meister der Lucienlegende,
so daß sich Gelegenheit bietet, diese Gemälde
neben anderen ßildern derselben Meister zu
bewundern, die sich noch in Europa befinden.
Zahlenmäßig stärker jedoch als Galerien und
Museen sind Privatbesitzer und Sammler an
der Ausstellung beteiligt. Neben einigen ßil-
dern aus amerikanischem Eigenhesitz (J. D.
Rockefeiler jun. z. ß. sandte sein Porträt ei-
ner älteren Frau von Roger van der Weyden)
stammen die meisten Stücke aus den Samm-
lungen europäischer Kunstliebhaber. Der Kö-
nig von England führt die Liste mit dem Yan
Dyckschen Porträt der drei Kinder Karls I.,
dem Bildnis der Isabella Brandt von P. P.
Rubens, dem Gemälde der Kinder Karls II.,
sowie der Darstellung des ersten Menschen-
paares von Mabuse, einem G. Coques und den
Altarflügeln von FI. van der Goes aus dem
Ilollyrood-Palast. Der König der Belgier ist
1 6o
Beweinung Christi
Sammlung Earl of Powis
schwächer mit einem H. de Braeckeleer vertre-
ten. Aber das erstaunliche Fazit der Ausstel-
lung ist die Anzahl der immer noch in den
Händen englischer Aristokraten, Finanzma-
gnaten und Sammler befindlichen Schätze, ne-
ben denen die aus den öffentlichen Sammlun-
gen von Oxford und Cambridge, Liverpool
und Glasgow der Menge nach in den Hinter-
grund treten. Zu begrüßen ist, daß die Lon-
doner National Gallery Gelegenheit fand, das
Mittelstück des Triptychon der Grablegung von
Gerard David neben den aus dem Museum in
Antwerpen entsandten beiden Flügeln (die ge-
rechten Richter und die hl. Frauen) zur Schau
zu stellen, so daß wir hier das vollständige
Werk in seiner ursprünglichen Form vor uns
haben. Der Herzog von Devonshire hat nicht
weniger als 20 Bilder geliehen, und die Liste
führt, mit einer Memlingschen Madonna be-
ginnend, über Jordaens (der Bürgermeister
von Diest und seine Gattin) einen Teniers d.
J., zwei Pieter Breughels I, und einen Jan
Breughel I zu zwei Rubens und zwei Van
Dycks. Unter den Leihgaben des Herrn Franz
Königs finden wir R. van der Weyden (Jung-
frau mit Kind), Pieter Breughel I (Caritas),
eine Studie von Jordaens und einen Teniers II
(Schloß Steen). Henry Oppenheimer zeigt 26