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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 6
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Giedion, Sigfried: Zur Situation der französischen Architektur, 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0207

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Abb. lg. Le Corbusier: Villa am Meer. 1921
Olme eigentliche architektonische Gestaltung gefunden zu haben, sind in
diesen Entwürfen bereits die Raum Verschmelzungen in der Vertikalen, weit-
gehende Öffnung, möglichste Vermeidung von Zwischenwänden enthalten
Organisation: Pessac ist die erste Siedlung, bei der dem Archtekten keine Zügel an-
gelegt wurden. Es sind vorläufig ungefähr fünfzig Häuser, doch ist die doppelte An-
zahl geplant (Abb. 7).
Schon bei einer verhältnismäßig kleinen Anzahl von Bauten zeigte sich der Vorteil
der Standardisierung. Normalisiert waren die Zimmermaße. Modul: 5 m. Zimmer:
5X5 m oder Unterteilung: 5X3,5 m. Je nach der Größe enthält ein Bau 6, 8 usw.
Zellen. Aus der Größe des einzelnen Zimmers erfolgt die Größe der Fenster 5,
2,5, 1,25 m: 1/4, \l,, 1/i Fenster. Diese Standardisierung gestattet verschiedenste
Anwendungsmöglichkeit, gleichzeitig aber einmalige Bestellung in der Fabrik. Dach
und Fußböden haben gleichen Modul: 5 m Betonbalken. Dazu kommt noch Ein-
heit der Türen, Herde, Kamine, Stiegen.
Maschinen formen die isolierenden Schlackensteine und Betonbalken an Ort und Stelle.
Zum Erlebnis wurde mir die »Cement-Gun« der Ingersoll, Rand Co., die Beton-
kanone, die in wenigen Tagen eine 100 m lange Mauer spritzte. Diese erregte den
Widerstand der Arbeiter bis zur Sabotage.
Vorläufig sind es sechs verschiedene Haustypen, die Verwendung finden. Davon be-
stimmen der Typ »Gratte-ciel« (Doppelhaus) (Abb. 18) und der kleinste Typ (Abb. 9, 10)
durch vielfache Wiederholung am meisten das Gesicht der Siedlung. Der eleganteste
Typ scheint uns jedoch der Typ »14« zu sein: Er führt zu jener Erleichterung des
Hauses am entschiedensten. Er schwebt auf seinen Betonsäulen. Organisch wird die
Treppe nach außen gepreßt, um allen Platz zum Wohnen frei zu haben. Von selbst
ergibt sich dabei die Ähnlichkeit der Treppe mit Bahnübergängen (Abb. 11—14).
Es muß doch bemerkt werden, daß die Grundelemente der Siedlung von Pessac — bis
auf den Modul von 5 m — bis 1921 zurückreichen. Man findet sie in: »Vers une
. architecture«.
Die platten Konturen von Pessac verlaufen in den Himmel: Über den Dach-
gärten bilden die schwebenden Schutzdächer den tibergang. Die Farbgebung
ist den Bildern Jeannerets entnommen: Schwebendes Hellblau und Hellgrün,
schwereres Braun.
Die Häuser sind weder räumlich noch plastisch in ihrem Zusammenspiel zu
consequences les plus extremes. Pessac doit etre un laboratoire. Je vous autorise
pleinement ä rompre toutes les conventions, ä abandonner les inethodes traditionelles . .«
(vgl. Science et l’Industrie, Paris 1926, No. 154).
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