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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 6
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Sammler und Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0222

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Palma Vecchio Hl. Familie
Kat.-Nr. 1975 der Versteigerung am 29. März bei Rud. Lepke, Berlin

wie sehr er das Zerstreuen dieser glänzenden
Stücke in alle vier Winde bedauere. Neben
diesem embaras de richesse aus Europa war
das Angebot amerikanischer Gegen-
stände keineswegs gering, nur die für sie er-
zielten Preise müssen als erstaunlich hoch be-
zeichnet werden. So trug z. B. in den Ander-
son Galleries eine Ahorngarnitur für ein
Schlafzimmer aus der zweiten Hälfte des 18.
Jahrhunderts $ ibooo ein, während in densel-
ben Galleries eine geschnitzte Eichenpanellie-
rung einer französischen Bücherei (ca. 1720)
aus Woodlea, Virginia Wators, Surrey, „nur“
$ i3 5oo kostete. Sie stammte von einem eng-
lischen Aristokraten, dem Lord Grimthorpe.
Für Signaturen, Briefe usw. von berühmten
Amerikanern werden jetzt fast phantastische
Preise bezahlt. So kostete ein kurzes Auto-
graph Abraham Lincolns z. B. auf einer in
den Anderson Galleries stattgehabten Auktion
$ 4700.
Sehr hohe Preise wurden kürzlich auch für
einige Erstausgaben des englischen Dichters
Shelley ausgegeben; u. a. $ 84oo für eine des
„Adonais“, Pisa 1821, die Shelley seinem
Freunde Th. J. Hogg geschenkt hatte; $5ioo
für eine des „Epipsycliidion“, London 1821
und $ 25oo für eine der „Cenci“. Ein Shelley-
brief kostete $ i45o. Zur selben Zeit zahlte
man $ 34oo für eine Erstausgabe der Spencer-
schen „The Faeirie Queene“, London 1690/96
und $ 5ooo für William Blakes „Book of
Thel“.

Wenn die zweite Hälfte der Saison der eben
abgelaufenen ersten entspricht, werden wenig-
stens die Auktionshäuser zufrieden sein; und
soviel man von den größeren Händlern er-
fährt, haben auch die bisher nicht zu klagen
gehabt. Es sieht so aus, als ob endlich das hier
seit langem aufgehäufte Geld in größerem
Maße wieder den Weg zum Markt der alten
und modernen Kunst finden wolle. Fr
BERLINER KUNSTMARKT
Am 29. März werden bei Rudolf Lepke
Gemälde alter Meister vom 15. bis
18. Jahrhundert versteigert werden. Wir
finden eine schöne „Maria mit dem Kinde“
von Jacopo del Sellaio, eine hl. Familie des
Palma Vecchio, ein dem Antonius van Dyck
zugewiesenes Bildnis eines Mannes in Schwarz,
ein gutes Bild des Vincenzo Catena, wie der
Sellaio ebenfalls aus der Galerie des Viscount
Lee of Fareham. Sehr hübsch scheint mir die
„verlassene Ariadne“ von Gerhard von Kügel-
gcn.
Wir haben schon auf die Plastiken hinge-
wiesen, die am 5. und 6. April bei Ru-
dolf Lepke aus der Kollektion II u g o B e -
nario, Berlin, versteigert werden. Wir wol-
len heute das Gesagte in bezug auf das
Kunstgewerbe ergänzen. Hervorzuheben
sind: einige wenn auch zum Teil ergänzte go-
tische Möbel. Von den Tapisserien sei ein flä-
mischer Wandteppich mit Bäumen und Tie-
ren und landschaftlichem Hintergrund ge-

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