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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 8
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0280

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Maria Slavona Spielende Katzen
Ausgestellt in der Kunsthandlung Amsler & Ruthardt, Berlin

der durch eine reichere Sonderschau in der
Kunstausstellung am Lehrter Bahnhof eine
wohlverdiente Nachfeier erhalten soll. —•
Maria Slavona, im Jahre 1867 in Lübeck ge-
boren, entstammt einer alten schleswig-hol-
steinschen Familie. Stauffer-Bern, in Berlin
1888/89 ihr Lehrer, verweist sie auf gepflegte
Zeichentechnik und auf die alten Hollän-
der. Nach kurzem Aufenthalt in München
kommt sie Anfang der goer Jahre nach Paris,
findet hier die zweite Heimat, lebt in däni-
schen, französischen, deutschen Keisen der
Kunst und Literatur und stellt mit Erfolg im
Champs de Mars, im Salon d’automne und bei
den Independants aus. Kritiker, Kenner,
Sammler schätzen ihre Bilder, und im Jahre
1907 belohnt der französische Staatsankauf
für das Luxembourg ihr feinsinniges Talent,
dem man ein melancholisches Gefühl und
eine „grace verlainienne“ nachrühmt. Die
Slavona ist eine der wenigen in Frankreich
bekannten deutschen Künstlerinnen. Eine
Kollektivausstellung bei Cassirer im Jahre
1912 bestätigt diesen Ruf. Berlin wird bald
ihre neue Heimat. Neben dem der Hitz und
Kollwitz wird ihr Name schnell bekannt, dem
Scheffler — der oft für sie eintrat — 1917
einen ehrenden Aufsatz gewidmet hat. Ihre
Landschaften, Bildnisse, Stilleben haben eine

eigene Kultur. Ihre Kunst entwickelt sich
aus herber Klarheit und zartvergrauter To-
nigkeit zu reicher blühender Orchestrierung,
zu einer Farbkultur reiner Malerei, die in
ihren schwebenden Farbklängen Kunst und
Geist des sogenannten Impressionismus reiz-
voll verbindet. Hier ist eine glückliche, hei-
tere Synthese deutsch-nordischer Art und fran-
zösischen Wesens gefunden, ohne je ins Farb-
lose, Schmierige oder Gewaltsame abzuirren.
Maria Slavona ist heute die beste Malerin des
Stillebens in Deutschlandl — Eberlein
S C H MID T-R OTTLUFF, CAMPIGLI,
TIHANYI IN DRESDEN
Das Werk Schmidt-Rottluffs bleibt eins
der führenden in Deutschland, wie die Aus-
stellung in der Galerie Arnold (die erste
größere übrigens in Dresden) erneut beweist.
Neben den Höhepunkten um 1913 und 1919
steht die letzte Zeit als eine der Reife und
Erfüllung, der zunehmenden Differenzierung
im Farbigen und Formalen. Schmidt-Rottluff
war der schroffste in der Form, der distan-
zierteste im Sujet, der assoziationsloseste
unter den Wegbereitern der neuen Kunst. Und
er ging dabei bisweilen bis an die Grenze des
Miterlebbaren. Heute, wo die Gefahr des Zu-
fälligen durch jahrelanges Rängen um die Ge-

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