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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 9
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0305

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Italienisch, 16. Jahrh.
Aus der Zeichnungen-Sammlung der Kunstakademie in Düsseldorf

weckt worden ist, neu gewertet werden. Krähe
war doch der „treffliche Kräh’“, wie Goethe
ihn nennt.
Die Sammlung wurde nun nach dem Kauf in
einem oberen Stockwerk des alten kurfürst-
lichen Schlosses untergebracht, das zur Aka-
demie und der angeschlossenen Gemäldegale-
rie gehörte, wo sie annähernd ioo Jahre blei-
ben sollte.
Dieser jetzt der Akademie gehörende Stamm
von Krähe wurde in der folgenden Zeit weiter
ausgebaut. Krähe selbst verstand es meister-
haft für ihre Vermehrung zu sorgen: alle
Professoren waren nach den akademischen
Verordnungen verpflichtet u. a. eine Zeich-
nung von sich der Akademie zu stiften. Die
auswärtigen Akademiemitglieder schenkten
der Sammlung zum Teil ihre Entwürfe. So
entstand auch die sehr interessante, außer von
Prof. Klapheck1 kaum gewürdigte Samm-
lung von Bauentwürfen des 18. Jahrhunderts,
die nicht zu den unbedeutendsten Beständen
der Sammlung heute gehört.
Schon in den ersten Jahren nach dem Ankauf,
int Jahre 1780 war die Zeichnungen-Samm-
lung so berühmt, daß Prof. Johann Josef
Langenhöffel (1780—i8o5) ein Werk von
1 K. Klapheck, Baukunst und Kunstakademie. 1919.

58 Radierungen nach hauptsächlich italieni-
schen Meistern der Düsseldorfer Sammlung
herausgab unter dem Titel: „Recueil des des-
sins, gravees d’apres les fameux maitres, tires
de la collection de l’academie electorale Pala-
tine des beaux arts ä Düsseldorf.“ Calandruc-
ci, Michelangelo, die Carracci, Ferri, Lutti,
Palma, Passeri, St. Pozzi, Rafael, Reni, Ro-
manelli, Romano, Sacchi, Tizian, Camässei,
Borgognone, Mola, Caravaggio, Domenichino,
Baldi, Cortona, Guercino, Maratta und Pous-
sin hat er sich ausgewählt.
Fleißig wurde von den Schülern der Akademie
nach diesen Zeichnungen kopiert: Goethe sagt
einmal: „In Düsseldorf zeigt sich der Einfluß
eines einsichtsvollen . . . Lehrers (Johann Pe-
ter Langer), der eine . . . Zeichensammlung ...
die Schüler benützen lehrt.“
Als im Jahre i8o5 die kurfürstlichen Kunst-
schätze der Gemäldegalerie nach München und
Mannheim abtransportiert wurden, blieb der
Stadt wenigstens die wertvolle Zeichnungen-
sammlung vollständig erhalten.
Einer zweiten Gefahr entging die Sammlung
viele Jahrzehnte später, als im Jahre 187a
die nach dem Rhein blickenden Gebäudeteile
des alten Schlosses abbrannten. Die Hand-
zeichnungen wurden nur durch die aufop-
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