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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 10
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Sammler und Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0354

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nung von Fragonard „Der Besuch beim Groß-
vater“ erzielte 57000 Frs.; ein reizendes Ge-
mälde von Drolling auf Holz „Die dressierten
Hunde“ 61 000 Frs. Ein Pastell der selten auf
Versteigerungen vorkommenden Madame La-
bille-Guiard „Porträt der Madame Mi-
loire, einer Tochter G. van Loos, mit ihren
beiden Kindern“ kam auf 4i 000 Frs. Das Ge-
samtergebnis: 1600000 Frs. Ds
BERLIN
Bei Paul Graupe wurden um 25. bis 27.
April der Bibliothek Kopeke erster Teil und
Beiträge aus anderem Besitz versteigert. Man
kann mit dem Resultat des Dreitagerennens
wahrlich zufrieden sein: 126000 M. Die Käu-
fer aber konnten auch mit dem Angebot zu-
frieden sein, alles gepflegte Exemplare. Wenn
K. durch die Bevorzugung eines einzelnen
Buchbinders, des Llamburgers Johannes Ger-
bers auch eine gewisse Monotonie in seine
Buchreihen gebracht hat, so werden die neuen
Besitzer der Stücke unzweifelhaft ihre Freude
an der soliden Technik und dem sichern Ge-
schmack des mit alter Tradition wohlvertrau-
ten Meisters haben. Einbandkunst wird im
gegenwärtigen Deutschland vom Publikum
noch recht stiefmütterlich behandelt. (Wer
weiß etwas von dem spottbilligen „Jahrbuch
für Einbandkunst“, das mit über 100 Tafeln
mustergültig ausgestattet und gedruckt vor
Monatsfrist erschienen ist?) So wurden im
allgemeinen, von einigen Franzosen abgese-
hen, mehr die Drucke als die Einbände be-
zahlt.
Die 32 Doves-Drucke standen im Vordergründe
des Interesses und brachten allein ein Viertel
des Gesamtertrages. Neunzehn davon waren
aber auch in den herrlichen Original-Maro-
quinbänden der Doves Bindery und 23 auf
Pergament gedruckt. K. muß sie aus Cobden-
Sandersons Nachlaß erworben haben; selbst
Fairfax Murray fehlten i4 dieser Pergament-
drucke in seiner berühmten Sammlung, deren
moderner Teil vor acht Jahren hei Sotheby
in London versteigert wurde. Ein Vergleich
der damals erzielten Preise mit den Kopeke-
Preisen ergibt bei den oft nur in drei oder
fünf Exemplaren hergestellten Pergament-
drucken das Fünf- und Sechsfache für heute,
während sich die Preise für die gewöhnlichen
Ausgaben kaum verändert haben. Der Preis
von 6100 M., den ein Berliner Händler für
den allerersten Doves-Pergamentdruck zahlte,
war der höchste von allen. Die deutschen
Pressen gingen in ihren frühen und Perga-
montdrucken gut, auch in den allerletzten

Vorzugsausgaben, die meist vom Subskriben-
tenkreis gleich aufgenommen werden und sel-
ten in den Handel kommen.
Ein besonderes Kapitel der Versteigerung bil-
dete die deutsche Literaturmoderne seit dem
Naturalismus. Und da macht das Käuferpubli-
kum lehrreiche Unterschiede: Für Bierbaum,
der sein feines typographisches Verständnis
den eignen Büchern zugute kommen ließ, für
Hartleben, Liliencron, Hauptmann, Schnitz-
ler, Holz und Hofmannsthal, die ihren eige-
nen Kreis haben, werden verhältnismäßig
hohe Preise in Erstausgaben angelegt, die
gleich gewaltig steigen, wenn es um George
oder Rilke geht: 180 M. für Georges „Jahr
der Seele“, 34o M. für das „Marienleben“
oder 23o M. für „Drei Spiele“ von Rilke ist
sehr respektabel. Nach diesem günstigen Er-
gebnis des ersten Teiles kann man auf die Ver-
steigerung des zweiten Teiles der Sammlung
Kopeke am 23. und 24. Mai ebenfalls bei
Paul Graupe zusammen mit der Schloß-
bibliothek Burg Schlitz gespannt sein. Ho
MÜNCHEN
Am 12. Mai ließ der zur Zeit in Rom lebende
Berliner Germanist Victor Manheimer den
letzten und interessantesten Teil seiner Biblio-
thek, nämlich seine Sammlung „Deutsche Ba-
rockliteratur“ durch die Firma Karl und
Fa her versteigern. Mit der Auktion seiner
übrigen Schätze aus der deutschen Literatur
hatte vor mehr als Jahresfrist Paul Graupe
in Berlin ein sehr gutes Resultat erzielt. Was
der freihändige Verkauf seiner Bücher aus
den verschiedensten Disziplinen in der Ber-
liner Wohnung des Gelehrten vor einigen Mo-
naten gebracht hat, entzieht sich unserer
Kenntnis. Seiner Barocksammlung hat — vom
pekuniären Standpunkt aus betrachtet — wie-
der ein sehr günstiger Stern geleuchtet. Der
geschlossene Verkauf an ein großes deutsches
Institut war an der Forderung des Besitzers
gescheitert. Um so gespannter war man in
Fachkreisen, ob die nach den hohen Köster-
Preisen vor zwei Jahren jetzt aufgestellten
Schätzungspreise des Kataloges erreicht wer-
den würden. Sie wurden nicht nur erreicht,
sie wurden teilweise erheblich überboten.
Unsre an dieser Stelle immer wieder ver-
tretene und bewiesene Ansicht, daß für wirk-
liche Seltenheiten und Kostbarkeiten stets gut-
zahlende Käufer vorhanden sind, hat sich wie-
der bestätigt: Aus den 25 000 M. der wie ge-
sagt sehr hohen Schätzung sind fast 3ooooM.
geworden. Den Löwenanteil, d. h. ein Drittel
des Gesamtangebots, brachte die „Bremer

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