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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 10
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Sammler und Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0356

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wurde das imposante Werk im Aprilheft des
Bulletin of the Metropolitan-Museum veröf-
fentlicht und dort auch eingehend beschrie-
ben. Was den vom amerikanischen Museum
gezahlten Preis anlangt, so dürfte derselbe
durchaus den regulären Preisen des internatio-
nalen Handels entsprechen, um so mehr als
es sich um ein Werk von außerordentlicher
Schönheit und historischer Bedeutung han-
delt. Wie man uns aus New York berichtet,
war die Ausstellung des Bildnisses in den Räu-
men des Museums eine Sensation. b
EIN PETRUS CHRISTUS FÜR NEW YORK
Die New York Art Galleries erwarben dieser
Tage aus dem Besitz des Londoner Kunsthänd-
lers Sulley das Porträt eines bärtigen Kart-
häuser Mönches als Heiliger von Petrus Chri-
stus. Der Preis wird mit $ i25ooo angegeben.
Das Bild befand sich zuletzt in der heurigen
Ausstellung flämisch-belgischer Meister in
London (Nr. 16 des Katalogs). Es handelt sich
um das bei Friedländer reproduzierte, 11V2
zu 8 Zoll große, auf Holz gemalte Bild, sig-
niert und dat. 1446. Es befand sich früher
in Südspanien. M. Neven
JOHANNES KLASING f
Am Karfreitag verschied in Bielefeld im 81.
Jahre der Seniorchef der Verlagsbuchhand-
lung Velhagen & Ivlasing, der Kommerzienrat
Johannes Klasing, mit dem ein im wahrsten
Sinne königlicher Kaufmann aus der deutschen
Verlegerwelt ausgeschieden ist. Durch die von
ihm mitbegründete Reihe der Y'elhagen &
Klasingschen Künstlermonographien, die heute
wohl in vielen Hunderttausenden von Bän-
den in der ganzen Welt verbreitet sind, hat
der Verstorbene den ersten entscheidenden
Schritt für eine fruchtbare Popularisierung
der Kunst getan und daß sich die Zeitschrif-
ten dieses Verlages ebenso stark der künstleri-
schen wie der literarischen Dinge angenom-
men, geht nicht zuletzt auf die Initiative des
Verstorbenen zurück. Ein Grund also, auch an
dieser Stelle daran zu erinnern, daß mit Jo-
hannes Klasing gerade der deutschen Kunst
ein warmer Freund verloren ging. b
DER DUVEEN-KATALOG ITALIE-
NISCHER MEISTER
Sir Joseph Duveen veranstaltete im Jahre 1924
in den Räumen seiner New Yorker Firma eine
Ausstellung italienischer Gemälde aus ameri-
kanischem Privatbesitz, die seinerzeit W. R.
Valentiner zusammengebracht und kunst-
wissenschaftlich bearbeitet hatte. Diese Schau

von knapp fünfzig Nummern, die durch die
Duveen Brothers in den amerikanischen
Sammlerbesitz überführt worden sind und für
wenige Wochen öffentlich gezeigt werden
konnten, war ein selbst für amerikanische
Ansprüche nicht alltägliches Ereignis. Schätze
von vielen Millionen Dollars waren hier für
wenige Wochen vereinigt und Bilder höch-
ster Klasse und von nicht zu bezweifelnder
Provienz, meist dem altberühmten europäi-
schen Adels- und Fürstenbesitz entstammend,
zeigten sich zum vielleicht letztenmal der
Öffentlichkeit.
Das Thema dieser Ausstellung umfaßte nur die
Italiener des Trecento-Quattro- und Cinque-
cento. Zwischen Cimabue und Rafael war der
Ablauf des Geschehens an vollwertigen Pro-
ben erhärtet. Insgesamt nur ein halbes Hun-
dert an Werken, aber diese von einer Rein-
heit und Qualität, wie sie nur in den alten
europäischen Galerien ihresgleichen haben.
Sir Joseph Duveen zeigte, was höchste Ken-
nerschaft am internationalen Markt heute
noch zu leisten vermag und wie erste Quali-
tät allein das führende Sammlertum Amerikas
beeindruckt.
Die Richtigkeit dieser vorbildlichen Erziehung
des großen Sammlers für hochqualifizierte
Objekte ist jetzt nachzuprüfen an Hand des
großartigen Kataloges jener Ausstellung, der
soeben als Privatdruck Sir Joseph Duveens er-
schienen ist1. Buchtechnisch ein hervorragen-
des Werk und Dokument besten Geschmackes,
der sich auch in der Qualität des Druckes, des
Papiers, der Reproduktionen ausspricht. Durch
Valentiners Kennerschaft ist das Werk zudem
ein Fundament der Kunstwissenschaft, das zu-
gleich auch einen tiefen Einblick in einige
der ersten amerikanischen Privatsammlungen
gestattet. Das Ganze ein unzweideutiger Be-
weis, wie sehr heute Amerika den alten Kon-
tinent auf dem Gebiet des Sammelwesens über-
holt hat, so daß angesichts der Qualität der
hier vereinigten Objekte die Resignation be-
greiflichwird. Dennoch möchte ich wünschen,
daß gerade diese einzigartige Publikation auch
vielen deutschen Sammlern zugänglich wird,
damit sie ihre erzieherische Funktion auch bei
uns erfüllen kann. Biermann
1 A Catalogne ofEarly Italians Paintings
exhibited of the Duveen Galleries New
York, April to May 1924. By Dr. W. R. Valen-
tiner. An Xilustrated Recor d of imp ortant
Paintingsby Old Masters Acquired by Sir
Joseph Duveen and Disposed of by Him
to Notable American Gollectors. Privatley
Prinled New York 1926,

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