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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 11
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0374

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Watteau Ländlicher Tanz
Neuerwerbung des Louvre

r a e 1 s, Mauve, Blommers, Bosboom,
Mari s in den Louvre eingezogen. Sie werden
einen schweren Stand unter ihren französi-
schen Zeitgenossen haben.
Von älteren Bildern ist zu verzeichnen: eine
norditalienische „Hochzeit von Thetis und Pe-
leus“ aus dem 16. Jahrhundert, die zugleich
eine Vermählung mailändischer Beobachtungs-
gabe und venezianischer Lust am Fabulieren
und Freude an der Farbe darstellt, und — die
wichtigste Neuerwerbung des Louvre, zwei
Watteau s.
Der Louvre besaß bisher nur spätere Bilder
Watteaus von der „Einschiffung nach Cythe-
ra“ ab, dem „Meisterstück“, das er malte,
als er in die Akademie gewählt wurde. Die
beiden neuen Watteaus, „Die Aufrichtung des
Maibaums“ und „Der ländliche Tanz“, aus
englischem Besitz, datieren zwischen den frü-
hen noch ganz unter vlämischem Einfluß ste-
henden Militärbildern, von denen der Louvre
kein Beispiel aufweist, und der „Versamm-
lung in einem Park“, der „Finette“, die Wat-
teau im Vollbesitz seiner Mittel zeigen. „Die
Maibaumpflanzung“, „.Der ländliche Tanz“

sind kleinformatige Pcndenlbilder. Es ist noch
die figurenreiche Periode seines Lebens. Je
reifer Watteau wurde, desto größer wird das
Format, desto mehr nimmt die Anzahl der
Personen, die er darstellt, ab. Die äußere Be-
wegung wandelt sich in Intensität. In der Ent-
wicklung eines genialen Künstlers ist das
Komplizierte immer Vorstufe der Einfach-
heit. Man wird an der Echtheit dieser Bil-
der nicht zweifeln, obwohl sie der bekannte
Watteau - Oeuvrekatalog de Juliennes nicht
aufführt. Die Komposition, die Lichtvertei-
lung, die Behandlung des Laubwerks, des
Himmels schließen sich eng an den „Heirats-
kontrakt“ des Meisters im Prado an. Es hat
die gleichen bestimmten zeichnerischen und
malerischen Akzente, die Watteau von einem
Lancret und Pater unterscheiden. Ebenso wie
„Der Heiratskontrakt“ sind auch diese bei-
den Bilder besonders in den Schattenpartien
stark nachgedunkelt; die Grün und Rot sind
zum Teil zerstört und erloschen. Aber im
großen und ganzen ist ihre farbige Magie
noch wirksam. Im Vergleich zu anderen
Werken dieser Zeit sind diese beiden aus-

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