Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers (19.1927)

stände viel präziser dargestellt. Auf dem Beitschen-Bild ist aber nicht nur alles
flauer, sondern auch die Lichtbehandlung sehr vernachlässigt. Man vergleiche
nur einmal im einzelnen die aufblitzenden Lichter auf dem irdenen Geschirr
wie auf dem Mörser des Goudstikkerschen Exemplares mit den matten und
leeren Stellen auf dem Beitschen Bild. Ganz besonders sei hingewiesen auf die
unterschiedliche Behandlung des Kruges, den die Magd in ihrer Hand hält. Ab-
gesehen von der energischeren Lichtbehandlung und der kräftigeren Zeichnung
im allgemeinen erkennt man auf dem Goudstikkerschen Exemplar ein Penti-
ment in der Zeichnung des Krug-Dekors. Natürlich machen sich die entschei-
denden Unterschiede bei der Figur der Magd selbst bemerkbar, nicht zuletzt
in der Behandlung des Kopftuchs.
Ich benutze die Gelegenheit, um auf ein unbekanntes »Bodegon« in Schweizer
Privatbesitz hinzu weisen, das — wohl in Velazquez-Atelier, von einem Schüler
ausgeführt — eine Art freier Kompilation des Petersburger »Frühstücks« und des
Budapester Genrebildes ist. Vor allem verdient der Kopf rechts deshalb beson-
dere Beachtung, weil er mit der Einzelstudie, gleichfalls in der Petersburger
Eremitage weit mehr übereinstimmt als der entsprechende Kopf auf der Buda-
pester Komposition. Die Eigenhändigkeit des Budapester Bildes ist mehrfach in
Frage gestellt worden. Angesichts der Tatsache, daß der Petersburger Kopf viel
strenger ist als der auf der Budapester Darstellung und der Schüler, der die
hier reproduzierte »Kompilation« geschaffen, sich enger an den Petersburger
Studienkopf hält, mehren sich die Bedenken.

Werkstatt des Velazquez

Frühstücksbild
Schweizer Privatbesitz