Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

DOI Heft:
Heft 18
DOI Artikel:
Rundschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0596

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Schloß. Das Badische Landesmuseum beher-
bergt nicht nur die kunstgewerblichen und
volkskundlichen, sondern auch die historischen
Sammlungen des Landes. Nun erinnere man
sich der neuen Aufgaben eines Museums nach
dem Umsturz! Während vor dem Kriege die
Leitung der kleinen Residenzmuseen abgebau-
ten Kavalieren und der Museumsbesuch höhe-
ren Töchtern und denen Vorbehalten war, die
auf der Reise eine leere Stunde ausfüllen
wollten, ist ein Landesmuseum heute zum Hü-
ter der Kulturerinnerung seiner Landschaft
geworden. Die Landschaften und die politi-
schen Verbände als ihre Interpreten sind sich
ihrer Eigenart und der Besonderheit ihrer Ge-
schichte wieder bewußt geworden; ein Mu-
seum, das die Schätze der landschaftlichen
Kultur und die Reliquien ihrer Entwicklung
behütet, soll ein Symbol der Geschichte des
Landes sein; und welches Haus diente dem
Symbol besser zur Gestalt als das Fürsten-
schloß, das über ein Jahrhundert im Mittel-
punkt der Geschichte des Landes stand?
Im Badischen Landesmuseuni sind die Samm-
lungen für Altertums- und Völkerkunde1 und
das Kunstgewerbemuseum aufgegangen. Es ist
ein Glück, daß im Lande Baden nur ein Mu-
seum die Kunst- und Kulturaltertümer des
ganzen südwestdeutschen Kreises betreut (ab-
gesehen von der Karlsruher Gemäldegalerie,
deren Sammelgebiet scharf begrenzt ist), und
daß nicht das Kunstgewerbe, die historischen
Altertümer und auch noch die Volkskunst auf
verschiedene Museen verteilt blieben. Der
Überblick über die Kultur eines Landes ist
ja nur möglich, wenn all seine Kulturreli-
quien in einem Hause vereinigt sind. Ein
Kunstgewerbemuseum neben einer historischen
Sammlung wäre nur dann zu billigen, wenn
der Staat erhebliche Mittel für ein Museum
internationalen Charakters aufwenden will.
Dieses sollte allerdings die kunstgewerblichen
Erzeugnisse der Landschaft und die boden-
ständige Volkskunst dem historischen Museum
überlassen, damit der Kul turcharakter und das
Schicksal der Landschaft würdig und ein-
drucksvoll dargestellt werden können.
Eine Sammlung, die wie das Badische Mu-
seum organisch gewachsen ist, in der jedes
Stück Teil hat an dem Geiste oder dem Ge-
1 Die Sammlung für Völkerkunde wird gegen-
wärtig in den alten Räumen neu geordnet.

572

Römisch-hellenistischer Marsyas
1885 bei Marino gefunden
Badisches Landesmuseum, Karlsruhe
 
Annotationen