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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 19
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Sammler und Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0646

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EIN NEUER VERMEER
Der Leiter der Berliner Galerie Fritz Roth-
mann in Amsterdam, Dr. Vitale Bloch, ent-
deckte vor einiger Zeit ein Genrebild von Ver-
meer, das bisher unbekannt war. Dieser Tage
wurde es. nach Berlin gebracht und Exzellenz
von Bode vorgeführt; er erkannte das Bild,
das eine junge, lesende Frau darstellt, als
ein sicheres und höchst reizvolles Werk des
Delfter Meisters. B
DIE FÜRST GEORGS-BIBLIOTHEK IN
DESSAU
Die Fürst Georgs-Bibliothek, die Büchersamm-
lung des Fürsten Georg von Anhalt, ist jetzt
aus dem herzoglichen Residenzschloß in die
Anhaitische Landesbücherei übergesiedelt, ge-
wissermaßen als Jubiläumsgabe, da die Büche-
rei jetzt auf ein 5o jähriges Bestehen zurück-
blicken konnte. Die Bibliothek, eine der kost-
barsten deutschen Fürstenbibliotheken, die sich
aus dem 16. Jahrhundert bis heute erhalten
haben, war bei dem letzten Auseinanderset-
zungsvertrag zwischen dem anhaitischen Staat
und dem Herzoghause der Askanier dem Staate
zugefallen, nachdem der frühere Hof diese

Perle anhaitischen Kunstbesitzes 192/; als sein
Eigentum erhalten hatte. Die 2128 Bände sind
zum großen Teile— 1807 Nummern — Druck-
schriften des i5. und 16. Jahrhunderts. Dazu
kommen 292 Handschriften. Darunter sind
die berühmten frühesten Bibeldrucke von
Heinrich Quentell in Köln von 1479, von
Anton Koberger in Nürnberg 1483, dann ein
in Basel 148g gedruckter Psalmenkommentar
des Augustinus mit eigenhändiger Nachschrift
des Fürsten Georg von i528. Das wertvollste
Stück unter den Handschriften ist ein Evan-
geliar mit einer nichtvollendeten Kreuzigungs-
gruppe, die ebenso wie die Ornamentik in den
Anfang des 12. Jahrhunderts weist. Eine große
Anzahl von deutschen Handschriften vertritt
das i5. Jahrhundert: allein vier Sachsenspie-
gel, Statuten des deutschen Ordens, der Ren-
ner des Hugo von Trimberg. Ein besonders
eindrucksvolles Stück ist eine hebräische Bi-
bel aus Pergament, zwei Großfoliobände in
Pergamenteinband. Sie ist mit handschrift-
lichen Eintragungen von Luther, Melanchthon,
Justus Jonas und Ziegler versehen. Der Bü-
cherbestand der Georgs-Bibliothek ist von be-
sonderer Bedeutung für die Geschichte der
deutschen Einbandkunst. R


Hans Sebald Beham (1500—1550): Adam und Eva
Scheibenriß, Bister (Feder und Pinsel). Durchmesser: 15,3 cm
Aus der Versteigerung von Handzeichnungen
bei F. A. C. Prestel, Frankfurt a. M.

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