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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 23
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Freund, Frank E. Washburn: Kunstpflege in Amerika: das neue Museum in Detroit /
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0762

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noch immer zu den weniger bekannten Meistern gehört, waren zwei seiner
bedeutendsten Werke ausgestellt: eine Bekehrung Pauli, schon 1902 in Brüssel
gezeigt, und ein herrliches Triptychon »Anbetung der Jungfrau«, von 1535,
das zwei Jahre vor dem Tode des Künstlers für die Zisterzienserabtei zu Flines
bei Douai gemalt wurde.
Das sechzehnte Jahrhundert war neben dem eben erwähnten Bellegambe durch
Meisterwerke Jean Clouets und seines Sohnes und Nachfolgers im Amte eines
Hofmalers des französischen Königs, Francois, sowie durch mehrere jener feinen,
kleinen, mit so durchsichtigem Pinselstrich auf hellblauem oder wassergrünem
Hintergrund gemalten Bildnisse der Mitglieder des Hofes der Valois von Cor-
neille de Lyon glänzend vertreten. Diese Porträts des aus Holland stammen-
den, aber schon früh in Lyon ansässigen Meisters, die immer noch ein Rätsel
aufgeben, da sie fern vom Hofe gemalt worden sein müssen, scheinen bei ameri-
kanischen Sammlern, ihrer Eleganz und ihres Charme wegen, ganz besonderen
Anklang gefunden zu haben, denn sie sind mehrfach in den Kollektionen des
Colonel Friedsam und der Herren Mortimer L. Schiff, Jules S. Bache, Ryerson,
Leo und Alexander Bing zu sehen. Colonel Friedsams Sammlung ist in dieser
Hinsicht selbst in Frankreich unerreicht. Eines dieser köstlichen Bildnisse, das
dem Mr. Alexander M. Bing gehört, sei hier abgebildet5 außerdem noch ein
hochinteressantes Porträt von Jean Clouet, das den berühmtesten, von Eras-
mus als »Wunder Frankreichs« gepriesenen Hellenisten seiner Zeit, Guillaume
Bude vorführt, ein sicher belegtes Werk. Der griechische Text, den der Weise,
denn er war offenbar nicht nur ein Gelehrter, in sein Buch einträgt, lautet:
»Wichtig erscheint, was man zu erreichen begehrt. Doch bei weitem wichtiger
ist es, nichts zu begehren, es sei denn das unumgänglich notwendige«.
In der Kleinberger-Ausstellung wurde so die Gesamtentwicklung der frühfran-
zösischen Tafelmalerei fast lückenlos sichtbar, denn die Freskokunst der Schule
von Fontainebleau konnte nicht über den Ozean gebracht werden. Ausstellungen
dieser Art aber tragen sehr dazu bei, die öffentliche und private Sammeltätig-
keit in Amerika zu fördern.
Im Anschluß an vorstehenden Beitrag unseres amerikanischen Vertreters gehen wir folgen-
der Zuschrift von berufener Seite Raum:
»Wie bereits berichtet, sind die neuen Räume der Kleinberger Galleries mit
einer höchst bemerkenswerten Ausstellung eröffnet worden. Den Katalog dieser
Ausstellung habe ich durchgesehen und bedauere lebhaft, daß ich sie nicht be-
sichtigen und nicht darüber urteilen kann. Ein erheblicher Teil von dem, was
der amerikanische Privatbesitz an französischen Bildern aus dem ig. und
16. Jahrhundert erobert hat, scheint bei dieser Ausstellung bequem beieinander
zu sein. Unter Nr. 37 und 38 ist das Porträtpaar, der Graf Jan van Egmont und
seine Gattin, ausgestellt, Bilder, die ehemals bei Baron M. de Rothschild zu Paris
gewesen sind und jetzt zu der Friedsam-Sammlung in New York gehören. Ich
habe dieses Paar dem Meister von Alkmaar zugeschrieben (Kunstchronik XXVI,
1 q 1 4, Sp. 49). Hier ist es unter dem Namen »Maitre de Moulins« katalogisiert,
und durch irgendwelches Versehen werde ich für diese neue und seltsame Taufe
verantwortlich gemacht. Max J. Friedländer

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