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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

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Heft 23
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0767

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Carl Hofer Junges Mädchen
Ausstellung der Berliner Sezession in Paris / Mit Genehmigung der Galerie A. Fleclitheim, Berlin

Besitz von Kunstwerken doch viel tiefer ein-
gewurzelt ist, als man bei den Klagen über
wirtschaftliche und politische Verhältnisse und
über den Niedergang des Geistes annehmen
sollte. Luise Straus-Ernst
DIE SEZESSION IN PARIS
Der Salon d’Automne hat die Berliner Sezes-
sion eingeladen, an seiner jetzigen Ausstellung
teilzunehmen, und seine Leiter sind sicher
überzeugt, damit einen weitgehenden Libera-
lismus bewiesen zu haben. Es kann jedoch
nicht verschwiegen werden, daß diese Helden-
tat auf die Zulassung von dreißig Gemälden
und zehn Skulpturen beschränkt wurde.
Eine Ausstellung deutscher Werke wurde in
Paris von Künstlern und Kunstfreunden seit
langem erwartet. Bedauerlich ist, daß sie nicht
von der Societe des Independants gemacht
wurde und daß man sie im Raume so be-
schränkt hat. Denn was hier versucht wurde,
bleibt erst noch zu erfüllen: eine Ausstellung
als Überblick über die deutsche Malerei von
heule, ein Rückblick zunächst auf das Gesamt-

werk eines Franz Marc, eine Auswahl von
W crken Liebermanns, Slevogts, Corinlhs, der
Veteranen, und der Jüngeren wie Otto Dix,
Kokoschka, Nolde, Schmidt-Rottluff, Feinin-
ger usw.
Wenn man die Zahl der teilnehmenden Künst-
ler von vornherein auf wenige beschränkt,
kann man sich nicht darüber wundern, daß
eine Reihe der wichtigsten Talente ausbleibt.
Um die jetzt dargebotenen Werke zu beurtei-
len, müssen wir Pariser uns von jeder vorge-
faßten ästhetischen Idee freihalten und, so zu
sagen, uns auf eine beziehungslose, „absolute“
Art der Betrachtung einstellen. Die neue Sach-
lichkeit, der Expressionismus und die anderen
deutschen Methoden stellen sich uns ohne Ein-
führung, ohne Erklärung, ohne Theorie vor.
Uns gelten die deutschen Maler so viel, als sie
uns an wirklichen neuen Individualitäten brin-
gen, und sie interessieren uns vor allem mit
den Eigenschaften, durch die sie sich von den
augenblicklichen Tendenzen der französischen
Malerei unterscheiden. Wir verstehenden
Einfluß, den etwa Vlaminck auf Krauskopf

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