Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927

DOI Heft:
Heft 23
DOI Artikel:
Rundschau
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0768

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Leo von König Eugen d’Albert
Ausstellung der Berliner Sezession in Paris

oder Per Krogh auf die Leistung eines Malers
wie Kleinschmidt üben mag, aber wir ziehen
instinktiv die originellen Talente vor, die sich
selber und selbständig aussprechen. Wir su-
chen bei den Deutschen weder die französi-
sche Malerei in neuem Gewände, noch auch
eine programmatische deutsche Malerei; wir
suchen Individualitäten, originelle Menschen,
originelle Talente.
Ich bin überzeugt, daß verschiedene Länder
verschieden urteilen, und daß die Gruppe der
Sezession, die wir hier sehen, in Paris anders
als in Berlin angesehen wird. Ich würde es be-
dauern, wenn meine Landsleute Deutschland
nach diesen Bildern beurteilen wollten; sie
würden glauben, daß Deutschland nichts ande-
res als eine Malerei der Traurigkeit hervorzu-
bringen vermag.
Ein paar Ausnahmen gib t es. Allgemeine Wert-
schätzung findet das Bildnis, das Corinth von
Georg Brandes gemalt hat, in hellen und rei-
chen Tönen, ebenso charakteristisch für den
Dargestellten wie den Maler. Die Kraft Carl
Hofers macht es wünschenswert, eine bedeu-
tendere Ausstellung dieses Künstlers zu zei-
gen. Georges Groß, Rudolf Levy und Pech-

slein sind unserem Publikum vertraut; ihre
Bilder finden sich in zahlreichen französischen
Sammlungen. Auch eine umfassende Ausstel-
lung von Skulpturen Rudolf Bellings, Fioris,
Lehmbrucks und der llenee Sintenis wäre in
Paris, wie ich überzeugt bin, sehr willkommen.
Unser Interesse ist ihnen im voraus sicher und
ihre Aufnahme würde durchaus auf der Höhe
ihres künstlerischen Wertes stehen.
Floren t Fels
BERLINER AUSSTELLUNGEN
DIE KOLLWITZ-AUSSTELLUNG IN DER
AKADEMIE DER KÜNSTE / HECKEL BEI
MÖLLER / RENOIR BEI FLECHTHEIM
Formal sind die Zeichnungen der Käte Koll-
witz nichts Neues. Der Strich ist durchaus aka-
demische Tradition, die Bewältigung des
menschlichen Körpers, geschieht auf die alte
Weise, wie sie auf allen Kunstschulen gelehrt
wird. Trotzdem ist diese Kunst immer wieder
von derselben erschütternden Eindruckskraft,
und diese liegt sicher nicht im sozialen Sujet.
Hunderte von Malern haben in den letzten
Jahren Proletarierbilder gemacht, gerade m
der Zeit nach der Revolution von ganz un-
geschminkter Art. Aber alle diese hohl-

74°
 
Annotationen