Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 19.1927
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https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0789
DOI Heft:
Heft 24
DOI Artikel:Giedion, Sigfried: Die Wohnung: ein Rückblick auf Stuttgart 1927
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.39946#0789
für die Entwicklung vor-
läufig so wenig zu erwar-
ten wie von den Akademien.
Von Architektenbünden,
deren Mitglieder sich wie-
der aus jenen Hochschulen
oder Akademien rekrutie-
ren, aber noch weniger.
Diese Verbände sind die
eigentlichen Schutzmau-
ernder Reaktion geworden,
die sich heute hinter die
Begriffe von der »schritt-
weisen Entwicklung«, »der
Monumentalität«, der
»Tradition« verbirgt.
Das Verhalten der großen
Architektenverbände ist
menschlich durchaus ver-
ständlich: sie haben ihre
Mitglieder zu schützen.
Der bestellende Zustand soll
möglichst lange erhalten
bleiben und die Umstellung
zum neuen Bauen ist kein
einfaches Wechseln des for-
malen Sattels, das ja keine
Schwierigkeiten machte,
sondern greift eben tiefer.
Es handelt sich um eine
doppelteUmstellung: um
die Umstellung von der
handwerksmäßigen Bau-
weise (Saisongewerbe, Zie-
gelbau, Eigenentwurf jedes
Fensters, jeder Tür)zur in-
dustriellen Bauweise, die
natürlichden konstrukti-
ven Vorgang bis ins letzte
Detail verändert, dann aber
Abb. 4. Großer Wohn raum im
Haus Le Corbusier und Pierre
Jeanneret / Abb. g. Möblie-
rung im Hause Mart Stam /
Abb. 6. Großer Wohnraum
im Hause des Stadtbaumeisters
J. J. P. Oud, Rotterdam
Abb. 4
Abb. g
Abb. 6
76t
läufig so wenig zu erwar-
ten wie von den Akademien.
Von Architektenbünden,
deren Mitglieder sich wie-
der aus jenen Hochschulen
oder Akademien rekrutie-
ren, aber noch weniger.
Diese Verbände sind die
eigentlichen Schutzmau-
ernder Reaktion geworden,
die sich heute hinter die
Begriffe von der »schritt-
weisen Entwicklung«, »der
Monumentalität«, der
»Tradition« verbirgt.
Das Verhalten der großen
Architektenverbände ist
menschlich durchaus ver-
ständlich: sie haben ihre
Mitglieder zu schützen.
Der bestellende Zustand soll
möglichst lange erhalten
bleiben und die Umstellung
zum neuen Bauen ist kein
einfaches Wechseln des for-
malen Sattels, das ja keine
Schwierigkeiten machte,
sondern greift eben tiefer.
Es handelt sich um eine
doppelteUmstellung: um
die Umstellung von der
handwerksmäßigen Bau-
weise (Saisongewerbe, Zie-
gelbau, Eigenentwurf jedes
Fensters, jeder Tür)zur in-
dustriellen Bauweise, die
natürlichden konstrukti-
ven Vorgang bis ins letzte
Detail verändert, dann aber
Abb. 4. Großer Wohn raum im
Haus Le Corbusier und Pierre
Jeanneret / Abb. g. Möblie-
rung im Hause Mart Stam /
Abb. 6. Großer Wohnraum
im Hause des Stadtbaumeisters
J. J. P. Oud, Rotterdam
Abb. 4
Abb. g
Abb. 6
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