Unendlichen stammt. Audi Leibi und Schudi, Courbet und Corot, Spitsweg und Menzel,
Renoir und Marees waren von Gott Besessene, da sie die schöne Gewandung der Welt seltsam
erregte. Ihr Herz war ihnen Riditsdmur, um in köstlidier Misdiung der Farbe dem seligen
Dämon zu dienen, Zeidmung wurde innerste Gewalt, Glut des Lichtes betörendster Rausdi
gespenstisdicr Gesichte.
Und so zur Musik! wie fällt hier alles zusammen in eine grolle Familie gottbegnadeter
Heilandschauender!! Der selige Bach, da er die Poesien seiner Präludien ersann, wie heimlidi
mag sich's in seinem Busen geregt haben, unbewußt die Form beherrsdiend, den Sah nadi
strengster Regel nicdersdireibend, in grobem Gefühle überirdischen Ausdrucks. Und der alternde
Beethoven, schrullenhaft in sich gestampft — ist er nicht in höchstem Mähe Expressionist,
spärliche Mittel zu unendlichem Inhalt verwertend, in seinen testamentarischen Bagatellen
rhythmische Probleme eindringlichster Feinheit lösend, einen Eindruck der Welt in heimlidre
Miniaturen aufsaugend? Oder der phanfasievolle Schumann, — ist er nidrt beides, Former
und Sdiwärmer zugleidr? da er romantische Erlebnisse in adit, zehn Takte zwingt, das »Kind
im Einsdilafen», «Grillen» und ekstatisdien «Aufsdiwung» für wenige Minuten festhaltend, sidi
mit der kiimmerlidien Modulation nadi Dominante und'Terzverwandtsdraft begnügend. Und
zum Ende der knorrige Brahms, der nur sheakspearsdre Humore in die Nubsdiale seiner Capricii
prellt, in etlidien warmen Intermezzi mehr Lyrik gab als expressionistische Heiliggesprodiene
in sechzehn Bänden! Hier in der Tonkunst flieht alles ineinander über. Das neunzehnte
Jahrhundert vermodite nidit, ihre lebhaften Aeuherungen in ein Sdilagwort zu bannen; audr
das zwanzigste muh sich bescheiden.
Jedes Individuum, das komponiert, wahrhaft vom Genius erfüllt, nicht unter äuberem Zwange,
hat seine Ästhetik. Die Ästhetik der Technik ist allen geredrt, die sich brave Musiker
nennen und der Zunft ordcntlidr angehören. Die Ästhetik der Seele ist eine Sadie für sidi.
Hier hört das Wissen auf, der Glaube setzt ein, — der Glaube, dah immer nodi seit
Schopenhauer die Musik das hinter der Ersdieinung Liegende ausdrücke. Ihre technische
Manifestation ist köstlich und exakter LIntersudiung wert, wie keine andere. Die Verdienste
des Wiener Hanslick bleiben für alle Zeiten und ragen immer höher empor. Impression und
Expression der Töne fallen zusammen. Diese Wahrheit ist fundamental! Die erste,
Impression, ist zugänglidi, — über die feistere, Expression, ist die gleidie mystisdie Gewandung
gebreitet, die jede Zeugung, sei sie körperlich, sei sie geistig, keusch und streng verdeckt.
Lind trobdem modinrals die Tedmik, um allem Unklaren zu begegnen!
In jedem expressionistisdien Versudi behauptet sie einen ersten Platz. Der Anlab liegt klar,
denn alle Äuberungen dieser Kunst starren von Gegensah, verglidien mit der Epodie sogenannter
Impression. Ein Bild Kokosdraas oder gar Nauens, gehalten gegen die Porträte Lenbadrs,
entstammt einer verschiedenen Welt. Selbst Futurismus und Kubismus werden ängstlidi von
dieser Sekte abgeseht. Angelehnt an mystisdie Gothik und vieldeutendc Primitive sucht sie, so
sagt man, an die Stelle ruhiger, selbstisdi-gelassener und intimer Gegenständlidikeif voraufgehender
Kunsfepodren die Entfesselung aller möglichen formalen Ausdrucksstärke und Ausdrucksbreite
des Gegenständlidisten bis zur äubersten Willkür der Interpretation zu sehen bis zu dem Punkt,
wo die kiinstlerisdre Ausdeutung des formal verwickelten Ausdrudcs der Dinge nodi von der
gewaltätigsten Lust der Notwendigkeit des bildnerisdien Mensdien zur Umgestaltung, ja, zur
abstraktesten Erfindung abhängig ist.J) Und Ähnlidies in der Dichtung! Audi hier eine auffallende
Umwälzung in der Form, dem Handgriff des Gesdimacks. Audi hier sdireitet Gesetzlosigkeit,
die dennoch neue Gesetze und neue Forderungen gebiert. Es kündet Kasimir Edsdimid, der Führer:
1 - Hausensfein, a. a. V. S. 42/43.
IS
Renoir und Marees waren von Gott Besessene, da sie die schöne Gewandung der Welt seltsam
erregte. Ihr Herz war ihnen Riditsdmur, um in köstlidier Misdiung der Farbe dem seligen
Dämon zu dienen, Zeidmung wurde innerste Gewalt, Glut des Lichtes betörendster Rausdi
gespenstisdicr Gesichte.
Und so zur Musik! wie fällt hier alles zusammen in eine grolle Familie gottbegnadeter
Heilandschauender!! Der selige Bach, da er die Poesien seiner Präludien ersann, wie heimlidi
mag sich's in seinem Busen geregt haben, unbewußt die Form beherrsdiend, den Sah nadi
strengster Regel nicdersdireibend, in grobem Gefühle überirdischen Ausdrucks. Und der alternde
Beethoven, schrullenhaft in sich gestampft — ist er nicht in höchstem Mähe Expressionist,
spärliche Mittel zu unendlichem Inhalt verwertend, in seinen testamentarischen Bagatellen
rhythmische Probleme eindringlichster Feinheit lösend, einen Eindruck der Welt in heimlidre
Miniaturen aufsaugend? Oder der phanfasievolle Schumann, — ist er nidrt beides, Former
und Sdiwärmer zugleidr? da er romantische Erlebnisse in adit, zehn Takte zwingt, das »Kind
im Einsdilafen», «Grillen» und ekstatisdien «Aufsdiwung» für wenige Minuten festhaltend, sidi
mit der kiimmerlidien Modulation nadi Dominante und'Terzverwandtsdraft begnügend. Und
zum Ende der knorrige Brahms, der nur sheakspearsdre Humore in die Nubsdiale seiner Capricii
prellt, in etlidien warmen Intermezzi mehr Lyrik gab als expressionistische Heiliggesprodiene
in sechzehn Bänden! Hier in der Tonkunst flieht alles ineinander über. Das neunzehnte
Jahrhundert vermodite nidit, ihre lebhaften Aeuherungen in ein Sdilagwort zu bannen; audr
das zwanzigste muh sich bescheiden.
Jedes Individuum, das komponiert, wahrhaft vom Genius erfüllt, nicht unter äuberem Zwange,
hat seine Ästhetik. Die Ästhetik der Technik ist allen geredrt, die sich brave Musiker
nennen und der Zunft ordcntlidr angehören. Die Ästhetik der Seele ist eine Sadie für sidi.
Hier hört das Wissen auf, der Glaube setzt ein, — der Glaube, dah immer nodi seit
Schopenhauer die Musik das hinter der Ersdieinung Liegende ausdrücke. Ihre technische
Manifestation ist köstlich und exakter LIntersudiung wert, wie keine andere. Die Verdienste
des Wiener Hanslick bleiben für alle Zeiten und ragen immer höher empor. Impression und
Expression der Töne fallen zusammen. Diese Wahrheit ist fundamental! Die erste,
Impression, ist zugänglidi, — über die feistere, Expression, ist die gleidie mystisdie Gewandung
gebreitet, die jede Zeugung, sei sie körperlich, sei sie geistig, keusch und streng verdeckt.
Lind trobdem modinrals die Tedmik, um allem Unklaren zu begegnen!
In jedem expressionistisdien Versudi behauptet sie einen ersten Platz. Der Anlab liegt klar,
denn alle Äuberungen dieser Kunst starren von Gegensah, verglidien mit der Epodie sogenannter
Impression. Ein Bild Kokosdraas oder gar Nauens, gehalten gegen die Porträte Lenbadrs,
entstammt einer verschiedenen Welt. Selbst Futurismus und Kubismus werden ängstlidi von
dieser Sekte abgeseht. Angelehnt an mystisdie Gothik und vieldeutendc Primitive sucht sie, so
sagt man, an die Stelle ruhiger, selbstisdi-gelassener und intimer Gegenständlidikeif voraufgehender
Kunsfepodren die Entfesselung aller möglichen formalen Ausdrucksstärke und Ausdrucksbreite
des Gegenständlidisten bis zur äubersten Willkür der Interpretation zu sehen bis zu dem Punkt,
wo die kiinstlerisdre Ausdeutung des formal verwickelten Ausdrudcs der Dinge nodi von der
gewaltätigsten Lust der Notwendigkeit des bildnerisdien Mensdien zur Umgestaltung, ja, zur
abstraktesten Erfindung abhängig ist.J) Und Ähnlidies in der Dichtung! Audi hier eine auffallende
Umwälzung in der Form, dem Handgriff des Gesdimacks. Audi hier sdireitet Gesetzlosigkeit,
die dennoch neue Gesetze und neue Forderungen gebiert. Es kündet Kasimir Edsdimid, der Führer:
1 - Hausensfein, a. a. V. S. 42/43.
IS