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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 1.1919/​1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.29152#0451

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im Johanneshospital zu Brügge, als Hauptstück zu
bezeichnen ist. Es braucht kaum hervorgehoben zu
werden, wie wünschenswert der Besiß altniederländischer
Gemälde gerade für Cöln ist, dessen Maler im 15. und
16. Jahrhundert in hohem Grade der Kunst des Nach-
barlandes gehuldigt haben. In der Sammlung der
Skulpturen in Holz und Bronze von deutsdrer und
ifalienisdier Herkunft, den Schmuck- und Gebrauchs-
gegenständen, Bronzeplaketten, Emailarbeiten, Geweben
und Stickereien, auch noch in der Waffensammlung
prägt sidr die hohe Geschmackskultur eines Mannes
aus, der nidif umsonst Sdiiiter von W. v. Diez und
L. Löffß gewesen ist. Im Cölner Kunstgewerbemuseum
werden diese Kunstwerke in drei Räumen unfergebracht,
um im Frühjahr der Allgemeinheit zugänglich gemacht
zu werden. Nadi der Bestimmung des Stifters sollen
die Kunsfgegensfände als „Sammlung Clemens“ ver-
einigt bleiben. C.
Auch eine Cölner Museumfrage. Seif
Jahren ist der Posten des ersten Direktors des Wall-
raf-Ridiarß- Museums verwaist. Der unvergeßliche
Hagelsfangc hat kernen Nachfolger gefunden. Poppel-
reufer, ein braver Gelehrter und liebenswürdiger Mensch,
der nach Hagclstanges Tode die gesamten Direk-
forialgeschäffe während des Krieges bis zu seinem
eigenen Tode führte, war kein Ersaß für jenen. In den
Kriegsjahren wurde die Entscheidung der Direkforfrage
für die Cölner Galerie immer wieder hinausgeschoben.
Sie ist auch heute noch nicht getroffen. (Denn die
Berufung Schäfers hafte ja einen andern Zweck.)
Dieser Schwebezustand Besteht sehr zum Sdiaden des
Wallraf-Ridiarß-Museums, dessen Aufstieg nadr den
verheißungsvollen Anfängen unter Hagelsfanges Leitung
seit Jahren wieder zum Stillstand gekommen ist. Mit
diesem ewigen Hinausschieben ist zugleich eine An-
gelegenheit in der Sdiwebe geblieben, über die sdiließ-
lich und endlich einmal das lebte Wort gesprodien
werden muß.
Phagen der Cölner Kunst und der Cölner Museen
sind in den lebten Wochen wiederholt erörtert worden.
Meier-Graefe hat mit allerhand frefflidien Bemer-
kungen einige Herren in Erregung verseßf, die sich
nidif gern „dreinreden“ lassen. Im Cölner Stadfrat,
wo immer so erstaunlich wenig Gesdreifes vorgebrachf
worden ist, wenn es sich um Kunstfragen handelte,
hat man wieder stundenlang aneinander vorbeigeredef.
Mit dem negativen Ergebnis, mit dem soldie „Kunsf-
debaffen“ zu endigen pflegen und das den Eingeweihten
längst nicht mehr iiberrasdif. Aber es muß dodr auffallen,
daß bisher noch keiner der Herren, die es angeht,
auch kein Mitglied der sogenannten Kunsfkommission,
energisch die Frage aufgeworfen hat, was denn eigent-
lich mit den Bildern werden soll, die seit Jahren in

einem sozusagen unzugänglidien Raum des Museums,
dem Direkforzimmer, in dem jeßf ein allmädifiger
Oberunferbeamfer residiert, ein zwar beschauliches,
aber leider ganz und gar unbeschautes Dasein führen.
Es kostet wohl einige Mühe, zu diesen Bildern zu
gelangen, aber sie lohnt sich. Vor einigen Monaten
wenigstens, als idr sie zuleßf sah, mußte idr nodi
eine ganze Wagenladung Hausrat beiseite schaffen,
um zu den, verschämt mit dem Gesicht gegen die
Wand gelehnten, reidilich verstaubten Tafeln Vordringen
und ihre Sdiönheifen einigermaßen genießen zu können.
Aber wie gesagt, es lohnte sich.
Denn es handelt sich nicht um irgendwelche
„Schinken“, die in die äußerste Ecke des Magazins
gehören, worauf die wahrhaft ehrenvolle Behandlung
der Bilder durch die Cölner Museumverwaltung viel-
leicht schließen lassen könnte, sondern um Werke
von der Art, daß sie jeder öffenflidien Galerie zur Zierde
gereichen können. Wer weiß in Cöln außer den Fadi-
leufen um diese Stücke? Sie sind gewiß nicht alle von
gleicher Qualität, aber es ist audr keine Niete darunter.
Wenn man die Künstlernamen nennt, sagt man dem
Kundigen sdion genug. Eine bunte Gesellschaft jeden-
falls, die da in dem ominösen Direkforzimmer interniert
ist. Geht einmal hin! Ihr findet in wirrem Durdi-
einander Bilder von Karl Caspar, Fhicdridi Ahlers-
Hesfermann, Georg Kars, Carli Sohn, Rudolf Lcvi,
Wiehler, Bafo, Hagemann, Kees van Dongen, Max
Oppenheimer, Oskar Kokosdika, Derain, Max Pcdi-
sfein, Maurice de Viamink, Franz Marc.
Woher die Sadien stammen und wie sie dorthin
kommen? Sie sind eine Art Hinterlassensdiaft Alfred
Hagelstanges, der man sdron aus Dankbarkeit gegen
den Verstorbenen ein besseres Sdiicksal hätte bereifen
müssen. Die Herren, die für die Cölner Sammlungen
direkt oder indirekt verantwortlich sind, haben sidi
bisher nodr nidrf, nadr Jahren nodi nidif, enfsdiließen
können, den Ankäufen Hagelsfanges ihr Placet zu
erteilen. Sie haben noch nidif, nodi immer nicht be-
griffen, daß für das Museum viel gewonnen wäre,
wenn die Bilder in den offiziellen Bestand der Galerie
eingereihf würden.
Das Erstaunlidiste an diesen Werken ist der Preis,
der dafür gezahlt wurde. Auch darin hat sidi Hagel-
sfange als der berufene Galerieleifer erwiesen — und
so leicht machfs ihm nidif einer nadi — daß er für
„ein paar Groschen“ (anders kann mans schon nicht
mehr nennen) zur rechten Zeit das Redife kaufte. Man
sehe sidi nur einmal die Preise an: Die »Römisdie
Landsdiaft« von Carli Sohn erwarb er für 800 Mark,
das »Sfilleben« von Levi für 500 M.ark, das Frauen-
bildnis »Ana« von Kees van Dongen für 560 Mark,
Caspars »Noli me Tangere« für 500 Mark, die »Pieta«

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