Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 1.1919/1920
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https://doi.org/10.11588/diglit.29152#0885
DOI issue:
August-Heft
DOI article:Bagier, Guido: Die Kunststadt Wiesbaden
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DIE KUNSTSTADT WIESBADEN
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MELLY JOSEPH
WIESBADEN .
»AUS JERUSALEM«
LITHOGRAPHIE
Zögernd fügen sich die beiden Worte Kunst und Wiesbaden zusammen:
die Stadt der heilen Quellen, der fröhlichen Leidenschaften, der müf^ig
spazierenden Gäste, dann der betagten, in Ehre ergrauten Rentner, der
bürgerlichen Pensionate und mondänen Gasthäuser, so meint man, ist nicht ge-
schaffen, um den gehegten Rhythmus neuer Kunst zu verspüren, ihr Sein oder
Nichtsein in sidi aufzunehmen, geschweige denn zu enfsdieiden. Der Klang dieses
Ortes wird mystisch getönt von dem Prunke Wilhelms des Zweiten, der Pracht
seiner Feste, der Woche seiner Orden und Redouten. Unheimlich erstarrte Ge-
sichter laufen hier die Parkwege entlang, das Auge ans Einglas geklammert, als
ob in ihm letTer Anstand beruhe, eine merkwürdige Jugend ist auf Tennisplab
und am Bridgefisch versammelt, dem Gäben Gesellschaft in ungeisfiger Weise
huldigend. Und trotzdem bricht auch hier die Dämmerung herein, dem neuen
Lichte weichend, das anderwärts bereits historische Siege errang.
Die bildende Kunst verfügt über ein Elaus, das seinesgleichen am ganzen Rheine
nicht hat: das Neue Museum, Mitte Juli eröffnet,* bietet Säle voll überzeugender
* Eine eingehende Wür-
digung des Institutes
wird im Herbste folgen.
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