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Heidelberger Zeitung — 1898 (Juli bis Dezember)

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Nr. 150 - 175 (1. Juli 1898 - 30. Juli 1898)
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https://doi.org/10.11588/diglit.42070#0055

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Übernommen wurden. Ohne diese Verschleierung der thaisäch-
uchen Verhältnisse wäre es den beiden Gesellschaften wohl kaum
Möglich gewesen, sich im hiesigen Hafen ein förmliches Lager-
Monopol zu verschaffen, durch dessen nunmehr in Aussicht stehende
"Beseitigung sich die Großh. Regierung ein großes Verdienst er-
wirbt, da von der Zulassung der Pure-Oil-Compaany zu der
Konkurrenz in Südwest-Dentschland sicher auf eine Verbilligung
«er Verkaufspreise zu rechnen ist. Als Beleg hierfür sei nur
Estatirt, daß in Hamburg, wo die Pure-Oil-Company bereits
Ms Konkurrenz der Rockefeller'schen Gesellschaft vorhanden ist,
ber Durchschnittspreis im Jahre 1897 um ca. 15 pCt. billiger
war, als in Mannheim, während der Frachtunterschied nur ca.
si.vCt. ausmacht. Was ein solcher Preisunterschied bei einer
jährlichen Einfuhr im Werthe von etwa 25 Mill. Mk. (incl.
Zoll) — allein in Mannheim — bedeutet, liegt auf der Hand.
Ate der hiesige Kaufmannsstand über das Geschäftsgebahren
der Mannheim-Bremer Gesellschaft urtheilt, geht wohl zur Ge-
nüge daraus hervor, daß einer der Direktoren des Unternehmens,
welcher Mitglied der Handelskammer war, es vorgezogen hat,
'urz vor der im Mai erfolgten Neuwahl sein Amt freiwillig
niederzulegen.
.. Mannheim, 13. Juli. Wegen Todtschlagsversuchs hatte
uw heute vor der hiesigen Strafkammer der 18 Jahre alte Tag-
f°yner Johann Riesterer von hier zu verantworten. Derselbe
war auf den Schlosser Daniel Zeller auf das höchste erbost, weil
dieser ihn in dem edlen Gewerbe des Tätowirens schwere Kon-
kurrenz machte. Der Zorn des Angeklagten kam zum Ausbruch
Ms er am 15. Mai den Zeller in einer hiesigen Wirtschaft traf,
festerer lauerte dem Zeller beim Verlassen der Wirtschaft auf,
und feuerte 5 scharfe Revolverschüsse auf ihn ab. Dieser blieb
Unverletzt, dagegen traf den ihm stehenden Schlosser Karl Jochum
^n Schuß in den rechten Oberarm. Riesterer erhielt eine Ge-
mngnißstrafe von 3 Jahren.
Aus Bruchsal, 12. Juli, wird dem Mannh. Anz. geschrieben:
«Ms weithin bekannte große Anwesen zur „Fortuna" ist
Mtern von dem seitherigen Eigentümer, Herrn Heinrich Weck-
Mer jun., zum Preis von 175 000 (ohne Inventar und
Brauereigebäude) au die Bierbrauerei von Friedrich Höpfner
M Karlsruhe käuflich übergegangen. Innerhalb kurzer Zeit sind
drei große Brauereien in auswärtige Hände übergegangen, was
Natürlich auf dem Rathhause nicht gerne gesehen wird, weil der
Ausfall an Umlage ein ganz wesentlicher ist. Auch sonst sind
derartige Verkäufe an auswärtige Hände kein Vorteil für die
«tadt.
Freiburg, 12. Juli. Unter den bedauernswerten Opfern der
-,-Svurgogne" befindet sich, wie nunmehr nach der Landesztg.
Ader als sicher angenommen werden muß, auch ein Kind unserer
?mdt, der 21jährige Heinrich Mayer, Sohn des verstorbenen
Rauptlehrers Peter Mayer. Der junge Mann hatte im
^eichäfte des Herrn Hofphotographen C. Ruf dahier seine Lehre
Semacht und dann noch einige Zeit im Ruf'schen Zweiggeschäfte
»u Basel gearbeitet. Vor etwa 2 Jahren war er nach Amerika
preist, wo schon früher 3 seiner Stiefbrüder ihr Glück versucht
batten. Nach Ausbruch des spanisch-amerikanischen Krieges er-
rreute der Sohn seine Mutter, die mit ihrem jüngsten Sohn noch
Mer lebt, durch die Nachricht, daß er wegen der durch den Krieg ver-
Mhachten Flauheit im Geschäft sich entschlossen habe, wieder nach
Meiburg zurückzukehren. Eine am 27Huni angekommene, in Newyork
?M 16. Juni aufgegebene Postkarte, meldete seine Ankunft bei
MM in Newyork wohnenden ältesten Bruder und die Absicht, in
ftwa 14 Tagen nach Europa zurückzukehren. Man kann sich den
schrecken der Mutter vorstellen, als die Zeitungen die Nachricht
2?» dem schaurigen Schiffsuuglück brachten. Nachdem sie mehrere
AM auf nähere Nachrichten gewartet, entschloß sie sich, auf Zn-
Bekannten, bei der Schiffsgesellschaft in Havre wegen
bres Sohnes anzufragen. Die Antwort der Schiffsgesellschaft
Mutete dahin, daß der Name „Mayer" im Verzeichnis der Reisen-
eu vorkomme; da aber die näheren Angaben noch fehlten, be-
»uerte man, noch keine genaue Auskunft geben zu können. Run-
Mehr entschloß sich die in schwerster Sorge lebende Mutter, tele-
WPHisch in Newyork anzufragen, mit welchem Schiff ihr Sohn
Mreist sei. Rasch kam die niederschmetternde Antwort, daß der
^uhy mir der „Bourgogne" gereist sei. Da die geretteten Reisen-
Au schon vor einigen Tagen wieder in Amerika angekommen sind,
Angehörigen in Newyork es also schon längst wissen müßten,
Ms»n ihr Bruder darunter wäre, so bleibt nur die traurige Ge-
Mmheit, daß der bedauernswerthe junge Mann mit den vielen
Adern den Tod in den Wellen gefunden hat. Die schwergeprüfte
Ame Mutter aber möge in der allgemeinen Theilnahme, die ihr
AMgengebracht wird, einigermaßen Trost finden.

Vermischtes.
4 — In der Seeschlacht bei Cavite hat auch ein
(AM Berliner, der Sohn eines früheren Gastwirths im Süd-
n, mitgekämpft. Der junge, unternehmungslustige Manu
in k > dieses Jahres nach Amerika ausgewandert, um sich
j» -äMm Beruf als Xylograph weiter auszubitden, nachdem er
. Autschland seiner Militärpflicht bei der Artillerie in Thorn
seit »- Hütte. Beim Ausbruch der spanisch-amerikanischen Feind»
ein?. ließ er sich kurz entschlossen zur Jeeart illerie der Ver-
fugten Staaten anwerben. Eine Postkarte, auf der der junge
m-A"..setnen Eltern das mittheilte, war das letzte Lebenszeichen,
w-n" seit der Zeit von ihrem Sprößling erhielten. Vor
mge„ Tagen traf unerwartet ein Schreiben des Sohnes hier
sei c«" er seine Angehörigen benachrichtigt, daß er wohlauf
f' Bn lakonischem Seemannsstil schildert er, wie er die spanische
ZMr.e bei Cavite mit habe zerstören helfen. Die Darstellung
nicka^ mit den Worten: „Wir haben so lange geschossen, bis
».Mw Mehr kaput zu schießen war." Das Leben auf den ameri-
einKriegsschiffen schildert unser Berliner Landsmann als
«!^?u-chaus gemütyliches. Die Verpflegung insbesondere lasse
um- L" wünschen übrig. Da sich zahlreiche Deutsche
ei» I der amerikanischen Mannschaft besänden, so sei der Verkehr
D Lanz angenehmer. Am Abend sitzen die Deutschen oft auf
x-.A ", begleitet von Musikinstrumenten ließen sie deutsche
Zeigten ^ch"llen, für welche die Amerikaner großes Interesse
?ie Schriftstellerin Frau Llise Polko ist der Franks.
w Zufolge in Schliersee von einem schweren Unfall betroffen
M-n- ' stürzte am vergangenen Dienstag durch einen vom
^vermoderten Dielenbelag eines ländlichen Altans vom
neu Stockwerk hinunter in das Erdgeschoß und wurde be-
i» "Mdlos vom Platze getragen. Sie liegt jetzt in bester Pflege
wtunchen, Hotel Marienbad, unfähig, auch nur einen Schritt
wurden.. Gebrochen ist nichts, doch sind neben einer Kopf-
Mwe schmerzhafte Sehnen- und Muskeloerrenkungen und

Kleine Zeitung.
, .7" Thorn, 12. Juli. Unwetter, theilweise Wolkenbrüche,
achten West- und Ostpreußen schwer heim. Die Ueberschwem-
Mungsschädeu sind sehr groß.
».77. New-Hark, 12. Juli. Freitag Abend wurde das hölzerne
? ,,Delawar e" ('279 Tons), von Philadelphia kommend,
d? Höhe von New-Jork durch Feuer zerstört. Sobald
wa?upilän, Ingram, erkannt hatte, daß es nicht möglich sein
«.Mde, das Feuer zu löschen, stellte er die Matrosen in doppelter
-s?"e?uf und ließ die Frauen und Kinder, nachdem ein Jedes
- A. Decke erhalten hatte, in die Boote steigen. Der Kapitän
fland an der" Spitze der Matrosen und drohte Jeden nieder-
in s öen, der eine Panik Hervorrufe. Nachdem alle Passagiere
ben Booten untergebracht worden waren, nahmen Kapitän
-Ko Matrosen Zuflucht zu den Schiffs-Flößen. Bald darauf
M As Schiff in die Lust; es hatte nämlich eine große Menge
cunitwn für die Befestigungen am Eingänge des New-Iorker
T-Menz an Bord. Nur der Energie des Kapitäns ist es, wie
Passagier, dem Bureau Dalziel zufolge, erklärte, zu danken,
"Akeiue Panik entstand.

Zerrungen sowie eine bedeutende Knöchelschwellung des rechten
Fußes entstanden.
Literarisches.
—Z Zur Reisezeit. Bei Albert Goldschmidt, Verlags-
buchhandlung, Berlin, ist soeben als Band 90 von Griebens
Reisebüchern erschienen: EmpfehlcnswertheRundreisen
mit Zeiteintheilung, Kostenanschlag und Angabe der bereifenden
Fahrscheine Bearbeitet von Franz Tismar. Mit einer Reise-
karte von Europa. Preis 2 Ein empfehlenswerthcs Hand-
buch für Reiselustige. — Sodann wurde in neuer Auf-
lage herausgegeben Praktisches Hotelhandbuch für die
Reise. Nachweis empfehlenswcrther Hotels in Deutschland,
Oesterreich-Ungarn, Schweiz ec. Neunte Auflage. Preis 1 —
Straßburg und die Vogesen. 3. Auflage. Neu bearbeitet
von E. König. Preis 1.50 ^L. — Ferner in 21. Auflage
das beliebte praktische Reisehandbuch: Der Rhein. Revidrrt
von Albert Drosseng. Preis 4 Es umfaßt nicht nur die
eigentliche Rheinstraße, sondern auch die Nachbargebiete, wie die
Rheinpfalz, die Bergstraße, den Odenwald, Moselgegend, das
Nahethal u. a. m. — Als Sonderabdruck aus der 11 Aufl. von
„Deutschland" wurde ferner herausgegeben: Nord-Deutsch-
land. bearbeitet von Theodor Stromer. Preis 3,50
— Z Eine Fundgrube des Wissens und der Belehrung wird
nach seiner Vollendung zweifellos Hans Kraemers neues Pracht-
werk Das XIX. Jahrhundert in Wort und Bild
(Deutsches Verlagshaus Bong u. Co-, Berlin) werden. Man
dürfte wohl vergeblich nach einem wichtigeren Berufszweig
suchen, dessen Entwicklungsgeschichte im 19. Jahrhundert in dem
in Text und Illustration gleich mustergiltigen Werke nicht aus-
führlich und in fesselnder Form geschildert wäre. Bis jetzt sind
8 Lieferungen (L 60 Pfg.) erschienen. Das ganze Werk wird
60 Lieferungen umfassen.

.HnndeL und Verkehr.
Mannheim, 13. Juli. (Aktien.) Rheinische Kreditbank
144.50 G. Rheinische Hypothekenbank 169.30 G. Oberrh. Bank
— B. 125.20 G. Heidelberger Aktienbrauerei 139.— B. Schrödl-
sche Brauerei-Aktien 142.— G. Portland-Cementwerk Heidelberg
164.— B.
Frankfurt, 12. Juli. Effektensocietät. 6'/» Uhr Abends.
Oestsrr. Creditaktien 304"/s b. Disconto-Commandit 199.10 b.
Nationalbank für Deutschland 146.10 b. Berliner Handelsgesell-
schaft 164.8 b. Oesterr.-Ungar. Staatsbahn 301^ b. Lombarden
69Vg b. Northern 70 pCt. b. 3pCt. Portugiesen 18.60 b.
Spanier 36.90—37.50 b. ult., 37.20 b. cpt. 6pCt. Buenos 34.50
bis 60 b. G. 3pCt. Mexikaner 24.20 B. 10 G. Aschersleben
151.20 b. Harpener 179.40 b. Bochumer 225 b. Concordia
266.20 b. Courl 150.50 b. Eschweiler 201.50 b. Massen 146
b. G. Hoch- u. Tiefbau-Aktien 158.50 b. G. Gelsenk. Gußstahl
191 b. Bank für elektr. Industrie in Berlin 146 b. G. Gott-
Hard-Aktien 138.50 b. Schweizer Central 139.90 b. Schweizer
Nordost 98.80 b. Schweizer Union 74.70 b. Jura-Simplon
87.90 b. 5proz. Italiener 92.90 b. ult.
6V<-6^ Uhr:
Pariser Notirungen bewirkten erhebliche Steigerung für
Spanier. Die übrigen Gebiete zeigten ebenfalls ziemliche feste
Haltung.
Berlin, 13. Juli. Heidelberger Straßen- und Bergbahn-
gesellschaft 156.75 g.

geschütze verzögern. Die Cubaner unter Garcia sind an
beiden Seiten der Straße verschanzt, welche die Spanier
einschlagen müßten, falls Toral sich zurückziehen sollte.
Die Amerikaner haben eine Stellung inne, welche den
linken Flügel der Spanier bedroht. Die Amerikaner zer-
schnitten das Kabel, welches Habanna, Santiago und
Cienfuegos mit Trinidad und Manzanillo verbindet. Dem
Newyork-Herald zufolge gab General Miles Befehl, aus
gesundheitlichen Gründen Siboney in Brand zu stecken.
Der Washingtoner Tribuna zufolge erwarten die Militär-
ärzte jeden Augenblick den Ausbruch des gelbenFiebers
unter den Truppen von Santiago, wo zahlreiche leichte
Fälle vorgekommen sind.
New-Jork, 13. Juli. (Franks. Zeitung.) Höchst be-
unruhigende Nachrichten trafen aus Shafters Hauptquar-
tier ein. Zahlreiche verdächtige Erkrankungen, anscheinend
an gelbem Fieber, sind beobachtet worden.
Playa d.l Este, 13. Juli. Der Kommandant von
Santiago, General Toral, hat gestern Frühe die zweite
Aufforderung des Generals Shafter zur bedingungslosen
Uebergabe Santiagos beantwortet. Toral wiederholte
seinen Entschluß, auf Widerstand zu beharren.
Nichtsdestoweniger haben die Amerikaner die Beschießung
nicht wieder begonnen, wahrscheinlich, um den Zeitpunkt
abzuwarten, wo sämmtliche amerikanische Batterien sich in
ihren Stellungen befinden werden. Man hofft, daß dies
morgen der Fall sein wird. Infolge des Ausbruchs deS
gelben Fiebers in Caimanera und Guantanamo, sowie
in anderen Orten nahe bei Cap Macalla wurde schärfste
Quarantäne eingeführt.
Wolff's Telegraphenbureau.
Washington, 14. Juli. General Shafter hat er-
klärt, wenn Santiago nicht kapituliren würde, werde er
morgen dos Feuer mit allen ihm zur Verfügung stehenden
Geschützen eröffnen und das Geschwader werde bei der
Beschießung mitwirken.
Washington, 14. Juli. Wie verlautet, sprach sich der
gestrige Ministerrath zu Gunsten des Planes, eine sofortige
Einnahme Santiagos im Sturme um jeden Preis zu
erzwingen, aus. Alsdann sollen die Truppen auf den
Höhen stationirt werden, und die Stadt mit solchen, die
gegen das Fieber immun sind, belegt werden.
New-Jork, 14. Juli. Aus Washington wird gemeldet:
Jetzt sind bereits 10 0 Fälle von gelbem Fieber in
den amerikanischen Linien festgestellt.
Für die Redaclton verantwortlich: F. Montua in Heidel'-erc

WasserstandSnachrichten.

Necka r
Heidelberg, 14. 1,70, gest. 0,00m
Heilbronn, 12., 1,16, gest. 0,07m
Mannheim, 13 , 4,74, gef. 0,06m

Rbein
Lauterburg, 13., 4,61, gef. 0,06m
Maxau, 13., 4,88, gef 0,05m
Mannheim, 13., 4,82, gef. 0,05m

2Mttern»gSbeobact)rungen.
Heidelberg, 14. Juli. Thermometerstand (nach 0.) Morgens
7 Uhr: -t- 12 57 Niederster Stand seil gestern Morgen: 4- 10,8°;
höchster:-st 19,0". Wind: SW. Himmel: bedeckt. Barometer-
stand: Morgens 7 Uhr: 750,5 mm. Niederschlag am 13. Juli :
15,3 mm Regen.

MLWSUS RKchMchTSK.
Berlin, 13. Juli. (Franks. Ztg.) Durch die offiziöse
Mittheilung, daß Verhandlungen des Reichspostamts mit
den verschiedenen Privatpostanstalten über die im
Falle der Ausdehnung des Postregals auf die ge-
schlossenen Stadtbriefe zu gewährende Entschädigung
ein befriedigendes Ergebniß erwarten lassen, erfährt man
überhaupt erst, daß solche Verhandlungen angeknüpft sind.
Das preußische Staatministerium dürste sich in einer seiner
letzten Sitzungen für diese Enschädigung grundsätzlich ent-
schieden haben.
Paris, 13. Juli. Oberst Picquart wurde heute
Abend 5 Uhr 20 Min. verhaftet, als er das Kabinet
des Untersuchungsrichters verließ.
Paris, 13. Juli. Die Verfolgung Picquarts geschieht
auf Grund des Spionagegesetzes von 1886, welches sagt:
Mit Gefäuguiß von 2 bis 5 Jahren und Geldbuße von 1000
bis 5000 Francs wird bestraft: 1. Jeder öffentliche Beamte, Agent
oder Staatsangestellter, der einer zur Kenntnißnahme nicht be-
rufenen Person geheime Aktenstücke mit Bezug auf die Landes-
vertheidigung oder die äußere Sicherheit des Staates mittheilt,
die ihm anvertraut sind oder wovon er durch sein Amt Kenntniß
erhalten hat.
Es wird Picquart in dieser Hinsicht vorgeworfen:
1. Mittheilung zweier geheimer Actenstöße, die zu dem
Fall Dreysus in keiner Beziehung standen, an einen Ad-
vokaten; 2. eine von Picquart an den Major Lauth ge-
richtete Frage wegen eines Rohrpostbriefes, der für Ester-
hazy bestimmt gewesen sein soll; 3. Anwesenheit des Ad-
vokaten Leblois in Picquarts Amtszimmer; 4. Mittheilung
der Briefe des Generals Gonse durch Picquart an Leblois.
Paris, 13. Juli. (Franks. Ztg.) Das Verfahren
gegen Esterhazy betrifft dem Temps zufolge die be-
kannten „Speranza"-Depeschen und Briefe, worüber Ber-
tulus die Untersuchung führte. — In der Kammer verlas
der Jnstizminister Sarrien, im Senat Peytral ein Dekret,
das den Schluß der Session des Parlaments ver-
fügt. In der Kammer entstand heftiger Widerspruch im
Centrum und rechts. Es kam schließlich zu erregten
Scenen zwischen einzelnen Abgeordneten. Während des
Lärms schloß der Präsident Deschanel die Sitzung.
London, 13. Juli. Die völlige Räumung Kubas
und Puerto Ricos seitens der Spanier ist das nicht
herabzumindernde Minimalmaß der Forderungen, worüber
Amerika in eine Erörterung der Frage der Beendigung des
Kriegs eintreten könnte.
Newyork, 13. Juli. Eine Meldung des Reuterschen
Bureaus aus Playa del Este vom 12. ds. Ms. besagt:
Regengüsse umflutheten die Linien der Belagerungs-
truppen und verjagten die Amerikaner aus ihren
Verschanzungen. Die Straßen sind unpassirbar. Der
Regen wird voraussichtlich die Ankunft der Belageruugs- j

Seminargottesdienst.
Freitag, 15. Juli.
Peterskirche: 5 Uhr: Herr Kandidat Weymann.
Fortschritte der Lebensversicherung in Deutschland. Nach der
bekannten statistischen Abhandlung über „Zustand und Fortschritte
der deutschen Lebensversicherungs-Anstalten, welche nunmehr für
das Jahr 1897 veröffentlicht wird, ist der Zugang an Lebens-
versicherungen bei den deutschen Gesellschaften im vorigen Jahre
größer als in jedem früheren Jahre gewesen. Von den 43 deut-
schen Gesellschaften, die sich mit dem Betrieb der Lebensversiche-
rung — d. h. der Kapital-Versicherung auf den Todesfall (ein-
schließlich der abgekürzten Versicherung mit Zahlbarkeit beim Tode
oder nach Erreichung eines bestimmten Alters) — beschäftigten,
wurden im Jahre 1897 insgesammt 122 677 neue Lebens-
versicherungen über 509410 283 abgeschlossen. Dagegen be-
zifferte sich bei ihnen der Abgang an Lebensversicherungen zu-
sammen auf 51655 Policen über 193091235 wovon 18120
Versicherungen über 69983251 durch den Tod der Ver-
sicherten und 2251 Versicherungen über 12530532 durch
Zahlbarwerden bei Lebzeiten der Versicherten in normaler Weise
endigten, während die übrigen 31284 Versicherungen über
110577452von den Versicherten vorzeitig — und zwar meist
nach nur kurzer Dauer — wieder aufgegeben wurden. Der Zu-
gang überstieg den Abgang um 71022 Policen und 316319048
Summe. Um diese Zahl und Summe hat sich also im vorigen
Jahre bei den 43 deutschen Lebensversicherungs-Anstalten der
Bestand an Todesfall-Versicherungen erhöht. Derselbe stieg
dadurch zn Ende des Jahres auf 1252980 Policen über
5438794817 „tL Von den einzelnen Gesellschaften hatte den
größten Bestand an Lebensversicherungen die im Jahre 1827
gegründete Lebensversicherungsbank für Deutschland in Gotha.
Ihr Versicherungsbestand belief sich Ende 1897 auf 730978 000
also auf mehr als den 8. Theil des Gesammtbestandes aller 43
Anstalten. Die Gothaer Bank betreibt ausschließlich die Lebens-
versicherung in dem oben bezeichneten Sinne; die meisten übrigen
Gesellschaften beschränken sich dagegen nicht auf die Uebernahme
von Lebensversicherungen, sondern schließen daneben auch noch
andere, auf das Leben der Menschen bezügliche, Versicherungen
ab, insbesondere Begräbnißgeld-, Volks- und Arbeiteroersiche-
rungen, sowie Alters-, Aussteuer-, Militärdienst- und Renten-
Versicherungen. Auch bei Miteinrechnung dieser Nebenversicherungs-
zweige, die bei einigen Gesellschaften in neuerer Zett einen sehr
beträchtlichen Umfang angenommen haben, hat jedoch bis jetzt
noch keine andere Anstalt in der Höhe der Versicherungs-
summe die Gothaer Bank erreicht. Die nächstgrößte Versicherungs-
summe nach ihr hatte die „Victoria" in Berlin, die namentlich
die sogen. Volksversichernng energisch betreibt, mit 605861064
aufzuweisen. Mehr als 500 Millionen Mark Versicherungssumme
(mit Einschluß der Nebenzweige) hatten sodann noch die „Germania"
in Stettin (mit 558650486 ^L), die Lebensversicherungs- und
Ersparnißbank in Stuttgart (mit 514165022 ^e.) und die
Lebensversicherungs-Gesellschaft zu Leipzig (mit 511923350 ^L).

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